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Digitale Bezahlinhalte über alle Kanäle – Erik Peper von der WAZ Mediengruppe im Interview

Sandra Goetz, 25. Juli 2012

Vor zwei Jahren hat es den Hamburger Erik Peper beruflich vom Norden in den Westen gezogen. Der ehemalige Springer-Digital-Manager heuerte bei der WAZ Mediengruppe in Essen an. Dort ist Peper (47) sowohl als Mitglied des Geschäftsführungskreises für den Online-Bereich der WAZ Gruppe zuständig als auch Geschäftsführer von WAZ NewMedia. Für ihre Zeitungsmarken will die Verlagsgruppe ein digitales Bezahlmodell einführen.

Adzine: Herr Peper, wollen oder können Verlage Online nicht allein von Werbung leben oder warum machen Sie sich für ein digitales Bezahlmodell ihrer NRW-Zeitungsmarken stark?

Erik Peper

Erik Peper: Es geht um mehr: Mit Tablets und Apps gibt es nun neue Vertriebskanäle, die die Nutzung unserer journalistischen Inhalte und den Kauf einfacher machen als jemals zuvor. So wie ein Buch auf einem E-Reader gekauft und gelesen wird, finden journalistische Inhalte aus den Printangeboten nun auch weitere Wege zum Leser. Daher müssen Kundenbeziehungen, Erlös- und Abomodelle über alle Kanäle, egal ob Mobil, Online oder Print, gesehen werden. Insbesondere lokale und regionale Nachrichten – mit denen wir uns gegenüber anderen Online- und Mobile-Nachrichtenangeboten abgrenzen – spielen für unsere Paid-Content-Pläne eine entscheidende Rolle.

Adzine: Wie kommt es eigentlich, dass die deutschen Verlage es bis heute nicht geschafft haben, ein gemeinsames Bezahlmodell zu entwickeln?

Peper: Schwer zu sagen, ich war nicht bei allen Diskussionen dabei! Aber im Ernst – es gibt sehr viel Austausch und gemeinsame Ansätze für einheitliches Vorgehen. Gemeinsam muss das nicht zwingend sein, das zeigt ja auch der Printmarkt. Aber es gibt einen breiten und positiven Konsens in Richtung Paid Content – das kann man ja auch an den ersten Umsetzungen bei mehreren Verlagen ablesen.

Adzine: Gestaltet sich die Vermarktung regionaler Inhalte gemeinhin schwieriger als die Vermarktung von überregionalen Content?

Peper: Im Gegenteil! Wir sind dank unseres dichten Verkaufsnetzes gut aufgestellt und machen im lokalen Geschäft den Großteil des Umsatzes, Tendenz steigend!

Adzine: Ist DerWesten.de als Dachmarke gescheitert oder warum diese Rückbesinnung auf die regionalen Tageszeitungen?

Peper: DerWesten.de bleibt als Vermarktungseinheit, aber in der Welt von Apps und digitalen Zeitungen auf allen Kanälen zählen die lokalen Zeitungsmarken ganz besonders. Ein Abomodell, das alle Kanäle beinhaltet, sollte, um nachvollziehbar zu sein, auf jedem Kanal auch die gleiche, vertraute Marke tragen. Auch unsere Anzeigenkunden honorieren zunehmend die crossmedialen Möglichkeiten und die kombinierte Reichweite.

Adzine: Es gibt viele Möglichkeiten, mit Online-Werbung Geld zu verdienen, zum Beispiel mit Mobile Apps. Und darauf scheint WAZ NewMedia ja auch zu setzen. Wie verkaufen sich die Apps, wie sind die Abozahlen, welche Apps funktionieren am besten und welche Reichweiten erzielen diese? Wie ist beispielsweise die EM-App gelaufen?
 
Peper: Wir publizieren keine Zahlen, sind aber mit den Startzahlen sehr zufrieden.

Adzine: Welchen Stellenwert hat die Werbevermarktung bei der App-Monetarisierung? Kann man damit schon was verdienen oder ist man auf die Abonnenten angewiesen?
 
Peper: Hier fehlen heute noch Vermarktungsstrukturen, Währungen und Messpunkte, aber da werden wir schnell hinkommen. Für Verlage ist natürlich relevant, dass die E-Paper- und Content-Apps in die Gesamtreichweite einzahlen – so weist ja die IVW inzwischen Auflagen inklusive E-Paper aus – und damit die Werbeleistung von Print durchaus relevant und in Topzielgruppen stützen.

Adzine: Wie ist bei WAZ NewMedia die App-Vermarktung eigentlich organisiert? Geschieht dies über die Online-Unit oder werden die Werbeplätze auch über die Print-Units angeboten?

Peper: Sowohl als auch. Letztendlich werden alle Online-Vermarkter unsere App-Angebote im Portfolio haben – auch die OMS.

Adzine: Was rechtfertigt eigentlich die höheren Preise für mobilen bzw. App-Inventar?

Peper: Zum einen werden hier innovative und konsumfreudige Zielgruppen angesprochen, zum anderen handelt es sich um einen sehr direkten und impactstarken Werbeimpuls. Also eine tolle Bühne vor zahlungskräftigem Publikum. Mit bald größeren Reichweiten und breiteren Zielgruppen wird sich das anderen Kanälen annähern, das heißt, Reichweiten und Performance werden auch dort in einigen Jahren wichtiger werden.

Adzine: Spült Apple iAD bereits Geld in die Publisher-Kassen? Oder ist das eher ein Rohrkrepierer – deutsche Mediaagenturen scheinen jedenfalls nicht viel davon zu halten.

Peper: Mir ist dazu leider auch nichts bekannt, es scheint im deutschen Markt noch in der Einführungs- oder Experimentierphase zu sein.

Adzine: Wie verläuft der Verkauf über „iPubbles“? Könnte da nicht ein wenig mehr Eigenwerbung für das Angebot von pubbles.de helfen?

Peper: Pubbles ist ein reibungslos und professionell arbeitender Partner für uns, mit dem wir gern zusammenarbeiten. Da wir aber sehr stark die lokalen Kunden ansprechen, gewinnen wir die große Mehrheit direkt. Nachdem sich Weltbild dort engagiert hat, bin ich zuversichtlich, dass sich aufseiten des Marketings und bei Kombiangeboten mit Hardware auch neue Impulse ergeben werden.

Adzine: Herr Peper, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg.

Bild Sandra Goetz Über den Autor/die Autorin:

Sandra Goetz ist seit 2006 als freie Autorin für ADZINE an Bord. Ihr Fokus liegt auf Interviews zu aktuellen Innovationsthemen im digital Media und Marketing. Außerdem schaut sie sich bei ihren Auslandsreisen immer wieder nach spannenden Geschichten aus der globalen Marketing-Welt um, Interviews inklusive. Seit 2016 verantwortet Sandra die ADZINE Entscheider-Serie.

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