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CORONA

Messewirtschaft infiziert – Coronavirus hält deutsche Veranstalter in Atem

10. März 2020
Bild: Federico Rostagno - Dollarphotoclub/Adobe Stock

Das Umsatzvolumen der Messeveranstalter in Deutschland liegt im Jahr bei rund vier Milliarden Euro. Damit sind Messen als internationale Marktplätzehierzulande ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – für Konzerne ebenso wie für den Mittelstand. Durch Gesundheitsauflagen der Länder und Sicherheitsbedenken bezüglich einer stärkeren Ausbreitung des Coronavirus kommt es zunehmend zu Ausfällen oder Verschiebungen. Das trifft die Messebranche und alle teilhabenden Akteure mit aller Härte, wie der Bundesverband Industrie Kommunikation berichtet. Auch in der Digitalbranche sind bereits deutliche Ausfälle zu beklagen.

Deutschland zählt mit rund zehn Millionen Besuchern überregionaler Messen zu den wichtigsten Messeplätzen weltweit. Laut Messeverband wurden 178 überregionale Messen gezählt – darunter bekannte Großveranstaltungen wie die Hannover Messe und eine Vielzahl kleinerer, spezialisierter Leitmessen. Für eine Vielzahl von Unternehmen im Bereich Messebau, Hotellerie und Gastronomie droht schwerer wirtschaftlicher Schaden.

Der BVIK – Industrie-Verband für Kommunikation & Marketing – warnt deshalb ausdrücklich vor den noch unabsehbaren, aber vielfach existenzbedrohenden Folgen der Absagen und Verschiebungen von Großveranstaltungen dieser Art. Die rund 220 Firmenmitglieder des Verbandes sind unmittelbar betroffen. Allein für den Bereich Messebau hat das Research Institute for Exhibition and Live-Communication (R.I.F.E.L.) den Schaden auf 670 Millionen Euro, den Gesamtschaden der Messewirtschaft sogar auf über 1,6 Milliarden Euro beziffert. Der deutsche Verband der Messewirtschaft (AUMA) geht davon aus, dass die Absagen und Verschiebungen der Veranstaltungen die deutsche Wirtschaft bis zu drei Milliarden Euro kosten kann.Weltweit sei mit einem Minus von 14 Milliarden Euro zu rechnen.

„Es ist zu befürchten, dass viele Anbieter die Krise nicht überleben und im großen Umfang Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen werden“, warnt Rainer Pfeil, Vorstand des BVIK. Knapp 40 Prozent des jährlichen Marketing-Budgets von Industrieunternehmen fließt über die letzten Jahre konstant in den Bereich Messe, wie die BVIK-Studie „B2B-Marketing-Budgets“ aufzeigt. Online-Kanäle nehmen zu, aber der deutsche Mittelstand setzt nach wie vor aus Überzeugung auf den persönlichen Kontakt mit Kunden.

Digitale Lösungen können reale Messe nicht ersetzen

Zudem ist die Kommunikationstrategie von Unternehmen häufig auf Messen ausgerichtet und muss nun, wie im Falle der Hannover Messe, mindestens für vier Monate kostenintensiv digital überbrückt werden. Aber ob virtuelle Messen denselben Erfolg erzielen werden wie reale Messen, bezweifeln viele Marketing-Verantwortliche im BVIK-Netzwerk. Anders als im Konsumgütergeschäft basiert die Industriekommunikation mit ihrer viel komplexeren Einkaufs- und Kundenstruktur vom vertrauensbildenden persönlichen Kontakt. Messen abzusagen würde daher nicht nur einen immensen Schaden im Marketing-Bereich, sondern auch im Vertrieb durch ausbleibende Aufträge des Messegeschäfts bedeuten.

Absagen treffen Digitalbranche

Das gilt auch für die Digitalbranche. Hier häufigen sich die Meldungen um abgesagte Messen und Veranstaltungen. Angefangen mit großen Entwicklerkonferenzen von Google und Facebook über die weltweit größte Medienmesse, die SXSW in Austin, Texas, bis hin zur Internet World Expo, die dieser Tage in München stattfinden sollte und wegen nicht erfüllbarer Gesundheitsauflagen abgesagt werden musste.

Mit der D3con und dem OMR Festival stehen zumindest im Frühjahr noch zwei weitere Veranstaltungen im Marketing-Kalender, die potentiell von Absagen bedroht sind. Noch scheinen die Veranstalter jedoch zuversichtlich, dass die Konferenzen stattfinden können. Auf der Webseite der D3con heißt es, dass man wohl nicht die Grenze von 1000 Teilnehmern überschreiten werde, die Gesundheitsminister Jens Spahn am Wochenende für Veranstaltungen empfohlen hatte. Kurzfristige Änderungen könnten jedoch eintreten, was die Veranstalter zu einer „Navigation auf Sicht“ zwinge. Auch die Veranstalter des OMR Festivals rechnen noch damit, die Messe und Konferenz im Mai stattfinden zu lassen. Bisher sind in Hamburg Veranstaltungen über 1000 Besucher noch zulässig. Hier setzt man ebenfalls auf einen engen Kontakt zu den Behörden, um auf entsprechende Entwicklungen zu reagieren.

Update 12.03.

Mittlerweile haben sich die Befürchtungen bestätigt und auch die D3con und das OMR Festival sind von der Absagenwelle betroffen. Von den Veranstaltern heißt es, dass es die aktuelle Sicherheitslage rund um die Ausbreitung des Coronavirus nicht zulässt, die Events stattfinden zu lassen. Während die OMR in diesem Jahr damit komplett ausfällt, steht für die D3con bereits ein Ersatztermin später im Jahr fest. Sie wird nun auf den 24. und 25. November verschoben.

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