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Übernahme von Prosiebensat.1 durch MFE rückt in greifbare Nähe

28. August 2025 (apr)
Bild: Joshua Hoehne – Unsplash

Die italienische Holding Media For Europe (MFE) versucht schon länger die Mehrheit am Prosiebensat.1-Konzern zu ergattern. Das Medienhaus, das von der Familie des verstorbenen Silvio Berlusconi kontrolliert wird, hat sich nun in die Position gebracht, die Übernahme der deutschen Sendergruppe weitgehend zu sichern.

MFE hatte bereits im vergangenen Monat durch ein überarbeitetes Angebot in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro einen Anteil von 43,57 Prozent an Prosiebensat.1 erreicht. Dies galt im Markt als Schlüssel für die Mehrheitskontrolle. Jetzt steigt die tschechische Investmentgruppe PPF aus dem Bieten um den Konzern aus, weil die Unterstützung bei den Aktionären fehle. Der bisherige Übernahme-Konkurrent und zweitgrößte Investor erklärt sich gleichzeitig bereit, seine Beteiligung in Höhe von 15,68 Prozent an MFE abzutreten.

Mehrheit, aber noch keine volle Kontrolle

Laut Medienberichten habe MFE damit „effektiv die Kontrolle“ über Prosiebensat.1, weil eine einfache Mehrheit bei Aktionärsversammlungen erreicht sei. Dies sehen auch die Tschechen so: “Aufgrund der geringen Annahmequote ihres Angebots kann PPF ihre ursprüngliche Rolle als strategischer Investor mit dem Anspruch, auf Augenhöhe mit MFE zusammenzuarbeiten und ihre Expertise beim Aufbau digitaler Medienplattformen einzubringen, nicht fortführen”, schreibt PPF in einer Pressemitteilung. Für die volle Kontrolle und den Zugriff auf die Finanzmittel von Prosiebensat.1 reicht es aber noch nicht. Dafür ist eine 75-Prozent-Mehrheit notwendig. Das Übernahmeangebot von MFE läuft weiter und das finale Ergebnis wird am 4. September erwartet.

Medienmacht, publizistische Vielfalt und strukturelle Probleme

MFE zielt auf eine länderübergreifende Medienschmiede in Europa ab, um laut eigener Aussage gestärkt gegen Streaming-Giganten wie Netflix zu bestehen. Die Bündelung von Reichweite und Technologien dürfte der Werbeindustrie neue Tore öffnen. Die Prosiebensat.1-Tochter Virtual Minds und MFE-Tochter Beintoo beispielsweise schauen sicherlich mit Argusaugen auf die weiteren Entwicklungen. Denn die Synergien sieht die Berlusconi-Holding selbst vor allem in gemeinsamen Werbeplattformen und Kosteneinsparungen.

In Unterföhring wurde schon Anfang August eine Empfehlung für das MFE-Angebot in Richtung der Aktionäre ausgesprochen. Ein Selbstgänger ist die Fusion trotz der aktuellen Kehrtwende von PPF allerdings immer noch nicht. Marktbeobachter und der eigene Betriebsrat warnen in dem Zuge vor Stellenabbau. Gleichzeitig sehen Kritiker mögliche rechts-populistische Einflussnahme durch die Berlusconi-Familie auf die Berichterstattung der Sender. Auch die Aufsichtsbehörden schauen genau hin. Sowohl das Bundeskartellamt als auch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien prüfen mögliche Auswirkungen auf die publizistische Vielfalt. Analysten weisen zudem darauf hin, dass trotz positiver Börsenreaktionen die strukturellen Probleme von Prosiebensat.1 durch die Übernahme nicht automatisch gelöst werden.

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