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STUDIEN & ANALYSEN

Deutsche Datensorge durch KI auf dem Vormarsch

1. Juli 2025 (apr)
Bild: Marika – Adobe Stock Bild: Marika – Adobe Stock

Im digitalen Raum scheint sich eine Vertrauenskrise anzubahnen, wie eine aktuelle und groß angelegte Umfrage des Münchner Martech-Unternehmens Usercentrics nahelegt. Sie offenbart zunehmendes Misstrauen deutscher Verbraucher:innen gegenüber Unternehmen im Kontext von KI und Datenverarbeitung.

Für den „State of Digital Trust Report“ wurden im Mai 2025 mehr als 10.000 Internetnutzer:innen aus Europa und den USA befragt, darunter 2.500 aus Deutschland. Usercentrics, mittlerweile globaler Anbieter einer Consent-Management-Plattform für Web, App und Connected TV, hat dafür den Marktforscher Sapio Research beauftragt. Die Ergebnisse des Reports zeichnen ein Bild von wachsender Skepsis gegenüber digitalen Technologien, die sich auch auf das Nutzerverhalten auswirkt.

Einwilligungsverhalten hat sich verändert

So geben 85 Prozent der deutschen Internetnutzer:innen an, nicht genau zu verstehen, wie Unternehmen ihre Daten verwenden. 57 Prozent fühlen sich als Nutzer:in gar „zum Produkt gemacht“. Die zunehmende Integration von KI und datengetriebenen Technologien lässt offenbar Zweifel an der Integrität von Marken wachsen. Dieser Effekt fällt besonders in Deutschland auf fruchtbaren Boden.

Denn deutsche Konsumenten zeigen sich im europäischen Vergleich traditionell besonders datenschutzsensibel. Die Studie fand heraus, dass hierzulande 51 Prozent der Nutzer:innen seltener auf den berühmten „Alle akzeptieren“-Button des Cookie-Banners klicken als noch vor drei Jahren. Dieser Rückgang ist in den Augen von Usercentrics ein Indikator für gesteigertes Bewusstsein in Bezug auf Einwilligungsentscheidungen. Dahinter vermutet das Unternehmen eine aktive Auswahl – Cookie-Banner scheinen also tatsächlich vermehrt gelesen zu werden.

Vertrauen entsteht durch Transparenz

Die Umfrage gibt auch Aufschluss darüber, was Nutzer:innen für einen Vertrauensbeweis erachten. Deutsche Verbraucher:innen erwarten von Unternehmen wenig überraschend vor allem Transparenz bei der Datennutzung (43 Prozent). Zu den drei wichtigsten Faktoren, um Vertrauen in Marken aufzubauen, gehören des Weiteren klare Sicherheitsgarantien und die Möglichkeit, eigene Datenschutzeinstellungen individuell zu steuern (jeweils 39 Prozent). Besonders kritisch sehen deutsche Konsumenten jedoch den Einsatz von Daten zum Training von Künstlicher Intelligenz. Über die Hälfte (54 Prozent) lehnt es ab, die eigenen Daten für KI-Trainingsprozesse zur Verfügung zu stellen.

Der Vertrauensindex zeigt markante Unterschiede zwischen einzelnen Branchen. Während Banken (58 Prozent) und öffentliche Institutionen (53 Prozent) in Deutschland vergleichsweise hohe Vertrauenswerte genießen, sieht es für andere Sektoren schlechter aus. Besonders Social Media (28 Prozent), die Automobilbranche (23 Prozent) und das Gastgewerbe (23 Prozent) schneiden schwach ab.

Gründe für fehlendes Vertrauen

Die Gründe für diese Unterschiede liegen in intransparenter Datenverarbeitung, fehlenden Erklärungen zu Tracking-Technologien und einem Mangel an Kontrolle für Nutzer:innen, glaubt Usercentrics. Allerdings ist der Anbieter zwar durchaus ein Experte auf seinem Feld, hat aber auch ein erhebliches Eigeninteresse daran, die Ergebnisse so zu interpretieren. Schließlich spielen sie ihm vortrefflich in die Karten.

Der Report macht jedoch deutlich, dass sich Datenschutz Stück für Stück von einem technischen Randthema hin zu einem tatsächlichen Entscheidungskriterium für Nutzer:innen wandelt. Das gilt insbesondere für einen Markt wie Deutschland, der stark von Datenschutzbewusstsein und Regulierung geprägt ist. Adelina Peltea, CMO von Usercentrics, ist sich sicher: „In einer KI-getriebenen digitalen Welt reichen Geschwindigkeit und Anpassung an neue Technologien allein nicht aus. Es braucht Verantwortung und einen echten User-First-Ansatz.”

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