Kurs auf Brandformance: Der Weg von Outbrain zur Marke Teads
Sandra Goetz, 12. Juni 2025
Wie bringt man Markenbildung und Performance in Einklang – ohne Abstriche bei Kreation, Skalierung oder Datenqualität? Teads-CEO David Kostman spricht im Interview über die strategische Neuausrichtung nach dem Zusammenschluss von Teads mit Outbrain, den wachsenden Stellenwert kreativer Technologien und seine Sicht auf den deutschen Markt.
Das Gespräch fand Mitte April in Tel Aviv statt. Kostman, in Düsseldorf geboren und in Brasilien, Österreich und Israel aufgewachsen, hat in Tel Aviv Jura studiert und später einen MBA an der französischen Wirtschaftshochschule Insead absolviert. Beruflich war er unter anderem in London tätig; seit Mitte der 1990er-Jahre lebt der Manager in New York. Sein Lebenslauf ist ebenso international wie die Adtech-Branche selbst – geprägt von Vielfalt, Tempo und einem ausgeprägten Plattformdenken. Zwar spricht Kostman fließend Deutsch, das Interview führten wir dennoch auf Englisch.
Vor seiner aktuellen Rolle war er Co-CEO des Native-Advertising-Pioniers Outbrain. Nach dem Zusammenschluss mit dem französischen Video-Spezialisten Teads, der Anfang 2025 vollzogen wurde, agiert das Unternehmen unter dem Namen Teads – mit David Kostman als CEO und der klaren Zielsetzung, Branding und Performance auf einer Plattform zu vereinen.
„Brandformance ist der Punkt, an dem kreative Exzellenz auf Wirkung trifft“

ADZINE: David, du bist seit 2014 im Vorstand von Outbrain und begleitest das Unternehmen seit vielen Jahren. Was hat dich damals daran fasziniert und was hat dich später motiviert, die operative Leitung zu übernehmen?
David Kostman: Damals hat mich gereizt, dass Outbrain eine völlig neue Möglichkeit geschaffen hat, Content zu entdecken. Es ging nicht nur um Werbung, sondern um Relevanz. Dieses Modell fand ich spannend – ebenso wie die Chance, mit einem internationalen, schnell wachsenden Team zu arbeiten.
ADZINE: Heute firmiert ihr unter der Marke Teads. Was war der Hauptgrund für diesen Schritt und welche strategische Bedeutung hat die neue Marke für euch?
Kostman: Wir wollten die Marke stärken und klarer kommunizieren, wofür wir stehen. Teads steht für Premium-Qualität, Marken, Video, Innovation – und für eine echte Plattform, die Branding und Performance vereint. Outbrain war stark in Native Advertising und Performance, Teads eher für Video-Branding-Formate bekannt sowie für strategische Beziehungen zu Marken und Agenturen. Gemeinsam haben wir uns entschieden, unter einer Marke aufzutreten, um unsere Position im globalen Markt zu stärken.
ADZINE: Warum fiel die Wahl letztlich auf Teads – und nicht auf Outbrain? Ging es dabei um Strategie, Markenimage oder Marktwahrnehmung?
Kostman: Die Entscheidung basierte auf den Stärken der Marke Teads – insbesondere mit Blick auf unsere strategische Zielgruppe, also große Marken und Agenturen. Teads verfügte über ein starkes Markenprofil und hohes Vertrauen in genau diesem Kundenkreis. Auch der Markenwert, Brand Equity, sprach klar für Teads. Deshalb haben wir uns bewusst für diesen Namen entschieden.
ADZINE: Du sprichst oft von „Brandformance“ – nicht nur als Konzept, sondern als etwas, das eure Positionierung ausmacht. Was bedeutet dieser Ansatz für dich als CEO und wie bringt ihr Branding und Performance auf einer Plattform zusammen?
Kostman: Wir bringen Expertinnen und Experten aus dem Performance-Marketing und der Markenkommunikation zusammen. Entscheidend ist, dass wir echte Ergebnisse liefern – ob Markenbekanntheit, vollständig angesehene Videos oder Conversions. Die noch größere Chance liegt in der Zukunft: nämlich Branding- und Performance-Kampagnen auf einer Plattform zu vereinen. Genau das verstehen wir unter Brandformance. Wir haben den Begriff nicht erfunden, aber wir sind einzigartig positioniert, um dieses Leistungsversprechen einzulösen. Brandformance ist der Punkt, an dem kreative Exzellenz auf messbare Wirkung trifft.
ADZINE: Teads hebt sich von klassischen DSPs und SSPs ab. Ihr versteht euch als integrierte Plattform. Was macht euren Ansatz so anders?
Kostman: Traditionelle DSPs kaufen Inventar, SSPs verkaufen es – wir kombinieren beides so, dass ein Mehrwert für Marken und Publisher entsteht. Unsere Plattform kuratiert Inventar aktiv, entwickelt kreative Lösungen gemeinsam mit Marken und sorgt für transparente Auslieferung. Der Fokus liegt bei uns klar auf Wirkung – das ist ein grundlegend anderes Modell.
ADZINE: Gerade in Deutschland ist Datenschutz ein zentrales Thema. Wie geht ihr damit um?
Kostman: Deutschland ist tatsächlich einer der datenschutzsensibelsten Märkte – und gleichzeitig strategisch sehr wichtig für uns. Unser Vorteil: Unsere Plattform basiert auf kontextbezogenem Targeting und der engen Zusammenarbeit mit Publishern, deren First-Party-Daten wir nutzen können. Qualität, Transparenz und exklusive Partnerschaften – etwa mit Axel Springer oder RTL – sind hier besonders gefragt.
ADZINE: Die kreative Umsetzung scheint bei Teads eine immer zentralere Rolle zu spielen. Warum ist das für dich so wichtig – gerade im Zusammenhang mit Performance-Zielen?
Kostman: Weil Performance heute nur noch mit starken Creatives funktioniert. Deshalb entwickeln wir gemeinsam mit Marken und Agenturen Werbemittel, die optimal auf unsere Formate abgestimmt sind. Dabei nutzen wir auch generative KI – um kreative Prozesse zu beschleunigen, nicht zu ersetzen.
ADZINE: Du lebst in New York, bist aber regelmäßig in Israel. Wie erlebst du die Kriegslage seit dem 7. Oktober – und was bedeutet sie für euch als Unternehmen, insbesondere für euer Team vor Ort?
Kostman: Unsere Mitarbeitenden in Israel kommen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen – jüdisch, muslimisch, christlich – und das funktioniert. Für mich ist genau das Israel. Es ist eine schwierige Zeit. Viele unserer Leute sind in der Reserve, aber alle zeigen große Resilienz. Wir haben ein Netzwerk zur Unterstützung betroffener Familien aufgebaut. Und wir schaffen Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren und gleichzeitig weiterzuarbeiten. Ich bin stolz darauf, wie unser Team mit der Situation umgeht.
ADZINE: Wie gut ist Teads strukturell auf Krisensituationen wie die aktuelle in Israel vorbereitet?
Kostman: Durch die Fusion mit Teads haben wir unsere globale Präsenz erheblich ausgebaut. Wir verfügen nun über Tech-Teams an mehreren Standorten und Büros in mehr als 30 Ländern, wodurch wir viel besser auf regionale Herausforderungen wie die Situation in Israel reagieren können.
ADZINE: Wo siehst du Teads in drei Jahren?
Kostman: Unser Ziel ist klar: Wir wollen die bevorzugte Plattform für Werbetreibende im Open Internet werden – auch in Bereichen wie Connected TV und Retail Media. Unser Full-Funnel-Ansatz hilft dabei, bessere Ergebnisse zu erzielen und neue Zielgruppen zu erreichen. Wir möchten zeigen, dass Brandformance nicht nur funktioniert, sondern die Zukunft des digitalen Marketings ist.
ADZINE: Welche Rolle spielt CTV konkret in eurer Strategie?
Kostman: Teads ist bereits heute stark im Bereich Connected TV vertreten. Wir rechnen 2025 mit einem Umsatz von rund 100 Millionen US-Dollar in diesem Segment. Wir bieten exklusive Platzierungen auf den Startbildschirmen ausgewählter TV-Hersteller und verfügen über eine starke In-Stream-Video-Präsenz. Unser Vorteil liegt darin, dass Marken ihre Kampagnen nahtlos zwischen Onlinevideo und Connected TV steuern können. Genau das schafft Mehrwert – und macht CTV zu einem wichtigen Bestandteil unserer Plattformstrategie.
ADZINE: Danke für das Gespräch und wir wünschen viel Erfolg mit dem neuen Teads, David.
Hintergrund
Teads firmiert seit Anfang 2025 als gemeinsame Marke von Outbrain und dem 2011 gegründeten französischen Videopionier Teads. Outbrain wurde in Israel gegründet und spezialisierte sich auf Native Advertising.
Heute ist Teads in über 30 Märkten aktiv, mit Büros in Köln, Düsseldorf, Hamburg und München. Im ersten Quartal 2025 erzielte die Plattform einen Umsatz von 286,4 Mio. US-Dollar. Mit mehr als 30 Standorten weltweit, über 10.000 Publishern und 20.000 Werbekunden erreicht Teads über zwei Milliarden Menschen.
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