Bei aller Automatisierung im Marketing bleibt das Aufsetzen und Optimieren von Werbekampagnen doch Handarbeit. Das US-Adtech-Unternehmen Taboola möchte Werbetreibenden nun zumindest einen Teil der Kampagnen-Optimierung auf seiner Plattform abnehmen. Dafür hat der Native-Advertising-Spezialist seine Technologie weiterentwickelt, die Gebote für Werbeflächen automatisiert anpasst.
Intelligente Bidder sind kein Novum im Digital Advertising und bereits seit 2018 können Werbetreibende auch bei Taboola eine Künstliche Intelligenz entscheiden lassen, wie hoch die Gebote für einzelne Werbeflächen ausfallen sollen. Das Angebot wird offenbar dankend angenommen: Aktuell ist das sogenannte Smartbid für 85 Prozent der Werbeausgaben auf der Plattform verantwortlich.
Smarte Bidder helfen Gebotspreise zu berechnen
Die Technologie trifft ihre Entscheidungen anhand einer Datenbasis, die laut eigener Aussage täglich von 500 Millionen Usern genährt wird. 30 Milliarden Klicks im Jahr helfen dem Biet-Algorithmus Prognosen zu liefern, welche Platzierungen mit höherer Wahrscheinlichkeit Conversions für den Advertiser verursachen. In diese Auktionen geht die Technologie mit einem entsprechend höheren Gebot rein. Andere setzt sie niedriger an oder bietet erst gar nicht. Allerdings war der Algorithmus bislang auf die Website-Ebene beschränkt. Er konnte also nur Entscheidungen treffen aufgrund dessen, was bei den Publishern im Taboola-Netzwerk passierte.
Taboola öffnet neue Datenpunkte
Der überarbeitete Biet-Algorithmus kann mehr und zieht weitere Datenpunkte für seine Entscheidungen heran. Unter den 40 neuen Signalen finden sich unter anderem die von anderen Playern bekannten wie Tageszeit, Wochentag, Standort und Kanal (beispielsweise In-App auf Mobilgerät). Darüber hinaus orientiert sich die Technologie aber auch an der Lese- und Conversion-Historie der Nutzer – die Taboola vorbehalten ist –, den Eigenschaften der Landing-Page oder der Klassifizierung des Contents. Neben kontextuellen Signalen und Verhaltensdaten kommen auch demografische Informationen hinzu.
Anstatt für die Artikel eines einzelnen Publishers mehr zu bieten, schafft es der Algorithmus in der Praxis beispielsweise nun, nur den wirklich relevanten herauszufiltern. Außerdem ist er in der Lage, User in festgelegten PLZ-Gebieten zu bevorzugen oder Gebote nur von 12.30 bis 13.00 Uhr zu erhöhen. Unter bestimmten Voraussetzungen sind auch Kombinationen mit weiteren Datenquellen möglich. Mit einem Schnittpunkt zum Conversion-Tracking etwa lässt sich der Bidder auf Käufer optimieren, sodass zum Beispiel abgestimmt darauf weitere Produkte vorgeschlagen werden. Adam Singolda, CEO und Gründer von Taboola, sieht keinen Grund für falsche Bescheidenheit und bezeichnet Smartbid als “eine der ausgefeiltesten KI-Technologien der Welt”. Werbetreibenden biete das Werkzeug “ein autonomes Erlebnis”, da sie “ihre Hand am Lenkrad behalten, während das Fahrzeug von alleine fährt”.
Ob der Autopilot in der Spur bleibt, wird sich zeigen, und komplett um die Optimierung kommen Werbetreibende wohl doch nicht herum. Eine weitere Stellschraube dürfte jedoch dem einen oder anderen Advertiser gefallen.
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