Die Commerzbank hat ihre Werbekampagnen auf Facebook wegen des Datenskandals um Cambridge Analytica pausiert. Weitere Marken könnten sehr bald folgen, wenn sich das Social Network jetzt nicht wirklich transparent gibt. Die Organisation Werbetreibende im Markenverband (OWM) fordert im Zuge des Datenskandals vollständige Aufklärung von Facebook. In einem CNN Interview gab Facebook Chef Mark Zuckerberg nun erste Informationen heraus, wie Facebook künftig solche Datenlecks vermeiden will.
Das britische Data-Analytics Unternehmen Cambridge Analytica hat sich über eine Persönlichkeitstest-App Zugang zu Daten von 50 Mio. Facebook-Nutzern verschafft, um mit Hilfe dieser Daten im US-Präsidentschaftswahlkampf zielgerichteter Onlinewerbung auszusteuern. Das britische Unternehmen soll so im Auftrag der Trump-Wahlkämpfer massiv die Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst haben.
Seit Bekanntwerden dieses Vorfalls steht vor allem Facebook massiv in der Kritik, weil die führende Marktstellung als weltweit größtes Social Network und das Geschäftsmodell „Daten“ diese Entwicklung erst möglich machten, von einer „Manipulationsmaschine“(Handelsblatt, Print Freitagausgabe) ist jetzt sogar die Rede. Dem vernichtenden Medienecho und dem zu langen Schweigen des Facebook-Chefs Mark Zuckerberg folgte ein zwischenzeitlicher Wertverlust des Unternehmens i.H.v. 50 Mrd. US Dollar am Aktienmarkt. Die Abwärtsspirale in der sich Facebook momentan befindet, dreht sich offenbar weiter. Nun droht sogar ein Werbe-Boykott seitens der Brand-Advertiser. Facebook macht sein Geld fast ausschließlich über Werbung, mit knapp 16 Mrd. US Dollar Gewinn im Jahr 2017.
Den ersten Hinweis, dass Brands das Social Network als Werbeumfeld künftig meiden könnten, gibt es schon. „Wir pausieren mit Kampagnenschaltungen auf Facebook. Brand-Safetyness und Datensicherheit sind uns sehr wichtig", sagte Uwe Hellmann,Leiter Brand Management. Commerzbank AG dem "Handelsblatt“.
Nun fordert auch die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) ein vollständige Aufklärung der Vorkommnisse. Soweit nicht klar ist, auf welcher Basis Third-Party-Datenanbieter Zugang auf Facebook-Nutzerdaten haben, fürchten die Markenartikler um ihren Ruf. Facebook scheint also kein sicheres Werbeumfeld mehr zu sein. Der OWM-Geschäftsführer Volker Schütz sagt:
„Die OWM erwartet, das Facebook den Schutz der persönlichen Daten seiner Nutzer sowie seiner Geschäftspartner jederzeit sicherstellt. Die bestehenden europäischen Datenschutzgesetze müssen respektiert werden und zu 100 Prozent Anwendung finden. Dies gilt auch für alle angeschlossenen Third-Party-Dienstleister, deren datenschutzrechtlich saubere Anbindung Facebook ebenfalls sicherstellen muss. Darüber hinaus erwartet die OWM von Facebook eine umfassende und detaillierte Aufklärung der aktuellen Vorkommnisse und klare Antworten auf alle offenen Fragen."
Erste Reaktionen von Facebook
Am Donnerstag brach nun Facebook-Chef sein Schweigen und gab dem Nachrichtensender CNN ein kurzes Interview. Dabei räumt Zuckerberg Versäumnisse ein:
„Das war ein großer Vertrauensbruch zwischen Nutzer und dem Social Network. Es liegt jetzt in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder passieren kann.“
- Als direkte Maßnahmen erhalten Developer zukünftig deutlich weniger Zugang zu Informationen. Man habe den App-Entwicklern zu viel Vertrauen entgegengebracht. „Diesen Fehler machen wir nie wieder“.
- Ferner kündigte er eine umfassende Untersuchung aller an Facebook angebundenen Apps an, die vor 2015 Zugang zur Facebook-Plattform erhielten. Facebook verschärfte den Schutz persönlicher Daten gegen den Zugriff Dritter durch eine Schnittstellen-Umstellung im Jahr 2015. Vor dieser Zeit galt die Datenschutzpolitik von Facebook selbst unter US Amerikanern als „abenteuerlich“ (Shelly Palmer).
- Zuckerberg verspricht nun Transparenz und Aufklärung für die 50 Mio. Nutzer, die vom Cambridge Analytica Leck betroffen sein könnten.
Ob diese Zugeständnisse und Maßnahmen der aufgescheuchten Öffentlichkeit ausreicht, ist mehr als zweifelhaft. Vielen europäischen Politikern gehen die angekündigten Maßnahmen Facebooks nicht weit genug. Sie fordern jetzt staatliche Regulierungen des weltweit größten Social Networks.
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