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STUDIEN & ANALYSEN

Nachfrage nach Marketing-Fachkräften sinkt unter Vor-Corona-Niveau

11. Juni 2024 (jh)
Bild: Ben Rosett - Unsplash

Der Arbeitsmarkt in Deutschland unterlag in den vergangenen Jahren starken Veränderungen. Obwohl sich der Markt hierzulande im Hinblick auf die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen vergleichsweise robust zeigt, befindet er sich seit Beginn des Jahres im Sinkflug. So ist die Anzahl der in Deutschland ausgeschriebenen Stellen zwischen dem 1. Januar und dem 24. Mai 2024 um 15,3 Prozent gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Arbeitsmarkt-Analyse des Job-Portals Indeed. Die Analyse basiert auf Millionen von Stellenanzeigen auf Indeed und bildet somit die aktuellen Entwicklungen des Arbeitsmarktes aus der Perspektive des Stellenportals ab.

“Das enorme post-pandemische Jobwachstum ist mittlerweile auf die Hälfte zusammengeschrumpft”, kommentiert Dr. Annina Hering, Ökonomin und Arbeitsmarktexpertin von Indeed. “Dieser Trend wird sich aus unserer Sicht auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Die Talsohle ist bis jetzt nicht erreicht. Dafür spricht nicht nur der starke, allgemeine Stellenrückgang seit Beginn des Jahres, sondern auch eine überdurchschnittliche Abnahme der Nachfrage nach Spezialist:innen und Fachkräften aus dem Personalwesen. Diese Entwicklung ist ein direkter Indikator dafür, dass Unternehmen in der nächsten Zeit mit weniger Neueinstellungen planen.”

Starke Nachfrage-Rückgänge

So verzeichnete den stärksten Nachfrage-Rückgang seit Beginn des Jahres anscheinend die schwer zu besetzenden und daher teuren Ausschreibungen im IT-Bereich. Mit einem Rückgang von 22,8 Prozent sind Stellen im Bereich Softwareentwicklung und Data Analytics jeweils so stark zurückgegangen, dass sie in diesem Jahr als erste Berufsgruppe sogar das Vor-Corona-Niveau unterschritten haben (-15 bzw. -17 Prozent).

Auch die Nachfrage nach Marketing-Fachkräften sei seit Jahresbeginn mit 13,8 Prozent so weit zurückgegangen, dass sie aktuell ebenfalls knapp unter dem Niveau vor Beginn der Pandemie (-0,7 Prozent) liegt. Bei weiteren 23 der insgesamt 26 von Indeed erfassten Berufsgruppen verläuft der Trend seit Jahresbeginn negativ, wobei dort die Nachfrage weiterhin über dem Vor-Corona-Niveau liegt und somit vergleichsweise hoch bleibt.

“Insbesondere bei der Nachfrage nach Bürojobs, für die eine akademische Ausbildung erforderlich ist, beobachten wir einen klaren Negativtrend. Das liegt daran, dass sich Unternehmen aufgrund der konjunkturellen Lage vor allem mit Einstellungen von vergleichsweise teurem Personal zurückhalten”, erklärt Dr. Annina Hering weiter. “Insgesamt bleibt die Nachfrage nach Fach- und Hilfskräften jeglicher Qualifikationen allerdings auf hohem Niveau und wird aufgrund des demografischen Wandels mittelfristig voraussichtlich in jeder Branche wieder steigen. Einen sicheren Job gibt es trotzdem auch in Zukunft eher in der Pflege als im Marketing.”

Lohnwachstum und Homeoffice-Bereitschaft

Neben der Anzahl an veröffentlichten Stellenanzeigen haben Dr. Annina Hering und Indeed auch das Lohnwachstum auf Basis von Gehaltsangaben in diesen Stellenanzeigen sowie die Homeoffice-Bereitschaft der suchenden Unternehmen analysiert. Hierbei zeigt sich, dass das aktuelle Lohnwachstum unter dem des Vorjahreszeitraums liegt. Dies verdeutlicht einmal mehr den Versuch der Unternehmen Geld einzusparen. Der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Option hat sich nach starkem Wachstum zwischen Frühjahr 2020 und Mitte 2023 zuletzt bei knapp 15 Prozent stabilisiert. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie lag der Anteil an Homeoffice-Stellen in Deutschland noch bei rund 4 Prozent.

Dabei kann gerade die Homeoffice-Bereitschaft für Unternehmen ein Vorteil im Wettbewerb und Talente sein, erklärt Hering: “Während die Homeoffice-Option für Bürojobs während der Corona-Pandemie zur Normalität wurde, zeigt sich in einigen Branchen bereits, dass das vorhandene Personal wieder verstärkt ins Büro geholt wird. Da Flexibilität im Beruf für viele Arbeitnehmer:innen, insbesondere mit Kindern oder pflegebedürftigen Familienangehörigen, allerdings enorm wichtig ist, können sich Unternehmen in Zukunft voraussichtlich wieder stärker mit entsprechenden Angeboten im Wettbewerb um Fachkräfte abheben.”

Takeaways

  • Der Arbeitsmarkt verzeichnet laut Indeed einen Nachfrage-Rückgang nach Fachkräften.
  • Auch die Nachfrage nach Marketing-Fachkräften ist seit Jahresbeginn mit 13,8 Prozent zurückgegangen.
  • Die Homeoffice-Option kann wieder als Wettbewerbsvorteil im Kampf um Fachkräfte dienen.