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FAST-Kanäle: Da ist noch Luft nach oben

Christian Russ, 26. September 2023
Bild: Mariana Montes de Oca – Unsplash

FAST-Channels (Free Ad-Supported Streaming TV) sind im Kommen. Die Anzahl der Akteure in diesem noch jungen Markt wächst stetig – seien es neue FAST-Anbieter oder Werbetreibende, die FAST als Marketinginstrument erkannt haben. Dieses werbefinanzierte Free-TV hat seinen Gipfel noch nicht erreicht: Status quo, Prognose und Gründe hierfür.

Betrachten wir den Status quo aus unserem „Samsung-Universum“ heraus, so lässt sich festhalten, dass innerhalb des Jahres 2022 die Zahl der TV-User:innen, die FAST-Services in Deutschland benutzen, um 26 Prozent gestiegen ist. Die Nutzungsdauer ist gleichzeitig um 27 Prozent angewachsen. Auch Statista geht von einem Anstieg der Nutzer:innen-Zahl in Deutschland aus: Diese soll in diesem Jahr 16,5 Millionen betragen und 2024 schon 18,3 Millionen. Immer mehr Zuschauer:innen steigen auf FAST-Services um – ein Trend, der sich dieses Jahr fortsetzt.

Gründe: Inflation, hohe Preise bei Netflix und Co. sowie die große Anzahl von SVOD-Anbietern

Die Basis dieser Annahme liefern uns die Ergebnisse einer Studie, die wir gemeinsam mit der GroupM durchgeführt haben: Es wurde festgestellt, dass 18 Prozent der deutschen Smart-TV-Nutzer:innen ihre Ausgaben für Streaming-Abos reduzieren wollten – aus Kostengründen. Die weiterhin hohe Inflation und steigende Abo-Preise fordern ihren Tribut.

Auch die große Anzahl von SVOD-Anbietern stellt einen potenziellen Grund für die Kündigung von Streaming-Abos dar. Die Zeit, in der Netflix mit Eigenproduktionen und Filmen beziehungsweise Serien anderer Studios beinahe Monopolstellung besessen hat, ist vorbei. Nachdem Disney+ auf den Markt gekommen war, verschwanden Disney-Inhalte von Netflix. Amazon übernahm 2022 die MGM-Studios. Paramount+ startete im Dezember des letzten Jahres in Deutschland. Falls Verbraucher:innen die Produktionen aller renommierten Studios jederzeit streamen möchten, müssten sie eine entsprechend hohe Anzahl von Streaming-Abos abschließen – eine Kostenfrage, bei der die Nutzer:innen zunehmend abwinken.

FAST-Kanäle: traditionelles Fernseherlebnis mit qualitativ vielfältigen Inhalten

Auf der Suche nach kostenfreien SVOD-Alternativen, die gleichzeitig hochwertigen Content liefern, springen FAST-Kanäle TV-Nutzer:innen ins Auge. Das Seherlebnis ist einfach und unkompliziert. Es bietet eine ähnliche Lean-Back-Situation, wie es TV-Nutzer:innen aus dem linearen Fernsehen kennen. Qualitativ vielfältige Inhalte sind auf FAST-Kanälen genauso vorhanden, wie bei SVOD-Diensten: Thriller, Sport, Anime, Dokus, Comedy oder News – sind nur einige Genres, die es auch im FAST-Umfeld gibt. Selbst Nischenthemen haben in FAST-Kanälen einen angestammten und beliebten Platz. Große Mediennamen launchen inzwischen Contentpartnerschaften mit FAST-Anbietern. Und selbst Sport-Großevents wie zuletzt der UEFA Supercup waren dieses Jahr in FAST-Services verfügbar.

Die Qualität von FAST-Inhalten hat in den letzten beiden Jahren einen Riesensprung gemacht, was sicher auch ein Hauptgrund dafür ist, dass die Services immer beliebter werden – auch für Werbetreibende, die auf FAST-Kanälen ihre Ads mit relevanten und personalisierten Inhalten in kurzen Werbeintervallen schalten können: 2021 betrug der Umsatz im FAST-Bereich in Deutschland noch 19,01 Millionen Euro. 2022 lagen die Erlöse bei mehr als dem Doppelten (39,18 Millionen Euro).

Werbung auf FAST-Kanälen wird positiver als im linearen TV wahrgenommen

Zuschauer:innen stehen dem Werteaustausch „Gratis-Content gegen Werbung“ offen gegenüber – insbesondere auf FAST-Kanälen: Weltweit empfinden Nutzer:innen dortige Werbung als kürzer und damit weniger störend als Werbeblöcke im linearen Fernsehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die auf Interessen und Gewohnheiten basierenden Spots angeschaut werden, erhöht sich dadurch deutlich: 74 Prozent der in unserer Studie befragten Deutschen sind der Meinung, dass lineare Werbung verglichen mit Werbung auf FAST-Programmen zu lang sei. In kostenlosen Umfeldern werden mehrheitlich (72 Prozent) bis zu zwei Spots pro Werbeblock akzeptiert. Man kann auch sagen: Marken mit Streaming-Werbung liegen in Verbraucher:innen-Wahrnehmung vorn.

Zu große Fragmentierung durch zu viele FAST-Anbieter?

„Zu viele Köche verderben den Brei.“ Stimmt das auch im FAST-Markt? Dort gilt zunächst, wie in jedem anderen Markt: je größer die Auswahlmöglichkeiten, desto besser für Verbraucher:innen. Es existieren außerdem technische Lösungen für Smart-TV-Nutzer:innen – zum Beispiel Empfehlungen auf dem First Screen von TV-Geräten. Diese unterstützen Zuschauer:innen bei der Auswahl ihrer Medien-Inhalte. Diese Empfehlungen werden immer stärker genutzt. Eine zu große Fragmentierung stellt also kein Problem für Verbraucher:innen dar, solange nicht nur einzelne Apps, sondern die TV-Plattform insgesamt direkt im Startmenü relevante Inhalte vorschlägt und die Auswahl erleichtert.

Aufgrund der oben genannten Punkte sind wir überzeugt: Die allgemeine FAST-Nutzungszeit wird genauso wie die Anzahl der Nutzer:innen weiterhin wachsen. Dies unterstreicht auch ein Bericht von Digital TV Research: Die weltweiten FAST-Einnahmen für Fernsehserien und -filme werden im Jahr 2028 18 Milliarden US-Dollar betragen – eine Verdreifachung gegenüber sechs Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Ein zunehmender Teil dieses Betrages werde aufgrund von Werbeinvestitionen aus Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum stammen, so die Autor:innen des Berichts. Statista prognostiziert, dass Deutschland in diesem Jahr unter den Top 5 der umsatzstärksten Länder liegen werde – mit 56,60 Millionen Euro. Bei FAST-Kanälen ist also noch Luft nach oben.

Tech Finder Unternehmen im Artikel

Bild Christian Russ Über den Autor/die Autorin:

Christian Russ ist als Head of Sales DACH bei Samsung Ads, einem Geschäftsbereich von Samsung Electronics, für den Ausbau des Geschäfts im deutschsprachigen Raum und der strategischen Ausrichtung des Vertriebs zuständig. Mit seinem Team verantwortet er die Erweiterung des Kunden- und Partnernetzwerkes der Werbeplattform, die sich auf Advanced TV-Marketinglösungen spezialisiert hat. Seine Karriere startete Russ u.a. bei AOL, Carat und der Freenet AG. Von 2007-2015 war er außerdem bei Microsoft in Deutschland und Großbritannien tätig. In seiner Rolle als Agency Account Director UK and Multinational leitete er das Mindshare Sales Team und entwickelte innovative Lösungen und Events. Im Anschluss arbeitete er für knapp zwei Jahre bei AOL und war dort u.a. Group Lead des Dentsu Aegis Network. Seine Aufgaben umfassten dort den Aufbau eines neuen Teams sowie die Entwicklung einer umfassenden Go-to-Market-Strategie im Bereich Programmatic, Mobile und Video. Zuletzt war er Agency Group Lead bei Verizon Media. Dort lag sein Schwerpunkt auf der Team- und Geschäftsentwicklung.

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