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Consent-Management in vernetzten Autos, CTV und IoT am Horizont

Anton Priebe, 18. Januar 2023
Bild: Jeremy Bishop – Unsplash

An den Anblick von Consent-Bannern auf Websites haben sich die meisten mittlerweile gewöhnt. Sie dienen zur Einholung von Nutzereinwilligungen zur Datenverarbeitung und sind unter anderem ein elementarer Baustein für personalisierte Werbung. Für die Einholung kommen Consent-Management-Plattformen (CMP) zum Einsatz, die sich darüber hinaus um die korrekte Weitergabe und Verwaltung der Signale an Technologiepartner kümmern. Das Münchner Unternehmen Usercentrics ist als CMP der ersten Stunde einer der größten Anbieter in Europa und hat vor kurzem einen Wechsel in der Führungsriege bekannt gegeben. Die neue Chefin Donna Dror übernimmt das Ruder, das die Gründer in der Hand gehalten haben. Im Interview mit ADZINE spricht Dror über ihre frische Position und wirft einen Blick auf neue Datenschutzgesetze sowie weitere Kanäle, die für CMPs infrage kommen. Dabei geht sie auch auf globale Wachstumspotenziale für CMP-Anbieter ein.

Bild: Usercentrics Donna Dror, Usercentrics

ADZINE: Hallo, Donna, Sie sind Anfang des Jahres als CRO bei Usercentrics eingestiegen und haben nun die Position der CEO übernommen. Wie kam es dazu, dass Mischa Rürup Ihnen das Unternehmen überlassen hat? Und wohin wollen Sie Usercentrics jetzt führen?

Donna Dror: Unsere Gründer Mischa Rürup und Daniel Johannsen verkörpern beide die Definition von “Unternehmertum”. Und deshalb machen sie nun wieder genau das, was Gründer eben tun: etwas ganz Neues aufbauen. Die beiden haben sich entschlossen, sich ganz auf unsere neuen Innovationseinheiten zu konzentrieren, die sich mit den ziemlich komplexen Herausforderungen in unserer Branche befassen. Für mich bot sich so die Gelegenheit, in die Position der CEO zu schlüpfen, wo ich das tun kann, was ich meiner Meinung nach am besten kann – skalierbare Lösungen voranzutreiben.

Bei der Frage, wohin ich das Unternehmen führen möchte, fallen mir vor allem zwei Bereiche ein. Der erste Punkt ist die geografische Expansion. Neben den USA haben wir dabei auch weitere Märkte in der EU im Blick. Wir behalten aber auf jeden Fall auch andere wichtige internationale Märkte im Auge, in denen gerade erst neue Datenschutzgesetze in Kraft treten. Dies wird meiner Meinung nach ein entscheidender Faktor für unseren künftigen Erfolg sein.

Der zweite Punkt ist die Produktvielfalt. Wir können nicht nur die Kundenerfahrung verbessern, sondern unser bestehendes Produkt auch um zusätzliche Produkte, wie zum Beispiel Präferenzmanagement erweitern.

ADZINE: Der Datenschutz wird zunehmend zu einem globalen Thema. Wo sehen Sie internationales Wachstumspotenzial?

Dror: Richtig, der Datenschutz wird mehr und mehr zu einem globalen Thema – mit Märkten wie Japan mit APPI, Brasilien mit LGPD, Südafrika mit POPI, Kanada mit PIPEDA und natürlich den USA in verschiedenen Bundesstaaten, zum Beispiel in Kalifornien, Colorado, Virginia und Utah. Ich sehe Wachstum in all diesen Märkten, zusätzlich zu denen in Europa und anderen Märkten, die derzeit an ihren eigenen Verordnungen und Gesetzen zum Datenschutz arbeiten.

Die Datenschutzgesetze werden stetig weiterentwickelt, um mit der sich ständig verändernden Technologielandschaft Schritt zu halten. Diese Gesetze werden in dem Maße strenger werden, wie die technologische Entwicklung voranschreitet und die Daten wertvoller werden – sowohl für die Nutzer als auch für die Unternehmen.

ADZINE: Welche Auswirkungen werden das Gesetz über digitale Dienste und das Gesetz über digitale Märkte auf die Werbeindustrie haben?

Dror: Der Digital Services Act (DSA) und der Digital Markets Act (DMA) werden sich direkt auf die Werbeindustrie auswirken, weil sie neue Regeln und Vorschriften einführen, die einen fairen Wettbewerb fördern sollen.

Der DSA verlangt von den digitalen Diensten mehr Transparenz bei der Verwendung personenbezogener Daten, sodass Werbetreibende besser verstehen, wie ihre Inhalte verwendet werden, und auf dieser Grundlage fundiertere Entscheidungen hinsichtlich ihrer Kampagnen treffen können. Der DMA wird die Datennutzung einschränken, bestimmte Arten von gezielter Werbung verbieten und die Datenmenge begrenzen, die gesammelt werden darf. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Werbetreibende ihre Zielgruppen erreichen.

ADZINE: Über Data Clean Rooms wird aktuell viel gesprochen. Welche Rolle spielen DCRs für Sie und wie beurteilen Sie deren Einsatz für Targeting und Messung?

Dror: Ich denke, dass die Beliebtheit von DCRs in dem Maße zunehmen wird, wie die Verwendung von Cookies von Drittanbietern abnimmt.

DCRs geben Unternehmen oder auch Abteilungen innerhalb eines Unternehmens die Möglichkeit, Daten auf eine datenschutzkonforme Weise zu verarbeiten, zu speichern und zu analysieren, indem sie Daten ohne personenbezogenen Bezug zusammenführen. Werbetreibende kommen auf diesem Weg nur an die Informationen, die sie benötigen, um ihre Zielgruppe für ihre Zwecke zu erreichen – und das, ohne die Privatsphäre der Endnutzer zu verletzen. Diese Entwicklung ist auch eng verknüpft mit der Zukunft des CMP-Bereichs, der sich letztendlich auf die Serverseite verlagern wird, um in Zukunft einer Welt ohne Cookies gerecht zu werden.

ADZINE: Im Web sind die Menschen inzwischen an Consent-Banner gewöhnt. Welche Kanäle sind die nächsten auf der Liste? Gibt es neben dem offensichtlichen Kandidaten CTV noch andere Bereiche, um die CMP-Anbieter kämpfen werden?

Dror: Das ist eine interessante Frage. CTV ist ganz klar der nächste Schritt. Aber wir müssen auch vernetzte Autos im Blick behalten. Die Autoindustrie muss darüber nachdenken, wie sie sicherstellen kann, dass sie Daten auf eine konforme Weise sammelt. Und auch den IoT-Bereich dürfen wir nicht außer Acht lassen – vernetzte Geräte gibt es in vielen Formen und wird es auch in Zukunft geben.

Allerdings könnte es einige Zeit dauern, bis sich CMP-Anbieter mit neuen Bereichen auseinandersetzen, da Unternehmen und Nutzer Zeit brauchen, um sich an diese Art von Veränderungen anzupassen.

ADZINE: Werden wir im Jahr 2023 eine weitere Konsolidierung des Marktes erleben? Wenn ja, in welcher Form?

Dror: Ja, ich denke schon, dass die makroökonomischen Trends zu Veränderungen auf dem Markt führen könnten. Dazu könnte durchaus eine weitere Konsolidierung gehören. Unser Unternehmen ist ja beispielsweise auch das Ergebnis einer Fusion von zwei starken Akteuren. Es ist jedoch noch zu früh, um darüber zu spekulieren, in welche Richtung sich der Markt bewegen wird, denn es wird davon abhängen, wie sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten entwickelt.

ADZINE: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Datenschutz in der Werbeindustrie entwickeln? Wo sehen Sie die treibenden Kräfte?

Dror: In einer perfekten Welt würde in der Werbeindustrie ein neuer Ansatz für Datenschutz entstehen, der auf einer starken, vertrauensvollen Beziehung zu den Nutzern basiert. Aber da wir nicht in einer perfekten Welt leben, nehme ich an, dass die Werbeindustrie aufgrund der zukünftig verschärften Gesetzgebung zu kämpfen haben und Widerstand leisten wird.

Ich hoffe, dass unsere Vision Wirklichkeit wird – eine Welt, in der der Schutz der Privatsphäre der Nutzer tatsächlich ein florierendes digitales Ökosystem ermöglicht – und nicht als Hindernis dafür empfunden wird.

ADZINE: Danke für das Interview!

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