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AFFILIATE MARKETING - Interview mit Daniel Neuhaus, Yieldkit

Auf Buy-and-Build-Kurs im Affiliate Marketing

Anton Priebe, 21. Januar 2022
Bild: Lyyfe Williams – Unsplash

Der Affiliate-Marketing-Sektor ist stark fragmentiert und Anzeichen für Konsolidierung gab es zuletzt bei der Fusion zu Awin. Das Hamburger Tech-Unternehmen Yieldkit möchte dies ändern und ist mittlerweile Teil einer Unternehmensgruppe. Mit zwei Schwesterunternehmen formt es die YK Group und strebt weiterhin nach Wachstum. Im Interview erklärt CEO Daniel Neuhaus, welche Entwicklungen er im Affiliate Marketing ausmachen kann und wie seine Gruppe zum globalen Champion aufsteigen will.

ADZINE: Hallo Daniel, du hast einen sehr bunten Lebenslauf – bei Axel Springer gestartet, mit Xplosion Interactive ins Retargeting-Geschäft, dann unter dem Dach von der Telekom mit Emetriq weitergemacht. Wie bist du letztlich im Affiliate Marketing gelandet?

Bild: Raimar von Wienskowski Daniel Neuhaus, YK Group

Daniel Neuhaus: Betrachtet man die letzten fast 15 Jahre meiner Karriere gibt es zwei sehr deutliche Konstanten: Deep Tech und Data. Der Aufbau von Technologie-Unternehmen, die große Datenmengen erfassen, und deren Optimierung mit KI oder Machine Learning zieht sich bei mir als roter Faden durch. Erst bei Xplosion Interactive, dann bei Emetriq, Yieldkit und jetzt bei allen zur YK Group gehörenden Unternehmen – also Digidip, Shopping24 und Yieldkit. Das sind vor allem Advertising-Technologie-Anbieter und sie alle agieren mit Massendaten. Im Fall von Xplosion Interactive und Emetriq waren Userdaten die Grundlage. Bei der YK Group sind es die Performance und Kontext-Daten. Die Entwicklung geht jetzt bei der YK Group aber weit über Affiliate Marketing hinaus und wir beschäftigen uns mit allen Werbemöglichkeiten der digitalen Customer Journey zur Erzielung einer klar messbaren Conversion. Wir nennen das Commerce Advertising.

ADZINE: Du bist vor zwei Jahren als Geschäftsführer von Yieldkit gestartet, mittlerweile bist du CEO der YK Group und ihr habt dank Waterland auch Private Equity im Rücken. Inwiefern hat das deinen Blick auf den Markt verändert?

Neuhaus: Insbesondere im Performance Advertising existiert weltweit ein enorm fragmentierter Markt aus vielen kleinen Playern und mit einer hohen Veränderungsdynamik. Ich bin davon überzeugt, dass man unter diesen Voraussetzungen einfach sehr schnell sein muss, um erfolgreich zu sein. Ein hohes Tempo innerhalb eines Unternehmens stößt wiederum schnell an seine Grenzen. Dazu kommt: Tech- und Digitalisierung-Investments in die Weiterentwicklung eines Unternehmens sind in Deutschland meistens zu gering ausgeprägt und nicht offensiv genug. Es ist unter diesen Voraussetzungen schwierig, im internationalen Vergleich ein führendes Unternehmen aufzubauen.

Mit Private Equity ändern sich die Rahmenbedingungen. Eine Buy-and-Build-Strategie bietet die Möglichkeit, in einem hoch-fragmentierten Markt sehr viel effizienter vorzugehen, als wenn man nur organisch das Unternehmen aufbaut. Besonders Waterland ist es wichtig, in hoch-fragmentierten Märkten durch Zukäufe eine Defragmentierung herzustellen und einen globalen Champion auszuprägen. Die Chancen dafür sind in einem fragmentierten Markt besonders hoch.

ADZINE: Mit dem frischen Kapital habt ihr zunächst Digidip und dann Shopping24 übernommen. Was fehlt euch noch im Portfolio?

Neuhaus: Wenn du so fragst: The sky ist the limit. Was uns aktuell noch fehlt und wonach wir aktiv schauen, sind Unternehmen mit Programmatic-Advertising-Technologie, die auf Performance Advertising gerichtet ist, Commerce-Content-Lösungen, Influencer-Plattformen und Mobile-Advertising-Lösungen. Geographisch schauen wir nach Add-ons in Tier1-Ländern mit Schwerpunkten auf USA – das ist heute bereits unser größter Markt mit circa 25 Prozent Umsatzanteil – Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

Ganz generell zielen wir darauf ab, unser Portfolio an Monetarisierungslösungen für Publisher zu erweitern und gleichzeitig mehr direkte Verbindungen zum Advertiser aufzubauen. Eine extrem spannende Entwicklung stellen zum Beispiel Anbieter von Whitelabel-Lösungen und Commerce Content für uns dar.

Commerce Content, also explizit zur Erlössteigerung produzierte Inhalte über Produkte und Dienstleistungen, die monetarisierte Links zu diesen Angeboten enthalten, wird immer mehr zu einer zentralen Erlössäule für Publisher. Wir glauben, dass wir hier noch am Anfang der Entwicklung stehen. Es gibt Publisher, die sind in der Lage Commerce-orientierten Content zu produzieren, der einerseits einen Mehrwert für die User stiftet, gleichzeitig im SEO gut funktioniert und eine hohe Click- und Conversion-Wahrscheinlichkeit hat. Aber es gibt auch sehr viele Publisher, die nicht die notwendigen Ressourcen haben. Darum suchen wir nach Unternehmen, über deren Lösungen unsere Publisher Zugriff auf perfekt abgestimmten Commerce Content erhalten.

ADZINE: Braucht man heute Kapital, um als Unternehmen im Performance Marketing erfolgreich zu sein? Oder reichen auch die richtigen Ideen?

Neuhaus: Unser Kernglaube ist, dass Größe im Performance Advertising eine absolut zentrale Rolle spielt. Das ist der positive, sich selbst verstärkende Kreislauf: Je mehr guten Traffic wir zur Verfügung stellen können, desto enger können wir mit Advertisern zusammenarbeiten, was wiederum eine bessere Position bei den Publishern einbringt. Darum wollen wir Größe erreichen und Größe braucht Kapital und schnelles Wachstum.

Unser Erfolg aus dem vergangenen Jahr beruht auf Private Equity und der Buy-and-Build-Strategie und so entwickeln wir Geschwindigkeit. Das ist der Weg, wie wir Größe erreichen – durch eine rein organische Entwicklung wäre das so nicht möglich gewesen.

ADZINE: Welche Entwicklungen siehst du im Affiliate-Marketing-Sektor aktuell?

Neuhaus: Wir sind fest davon überzeugt, dass Commerce Content noch weiter ausbaufähig ist. Die Art und Weise, wie Affiliate Marketing den Zugang zu vielen Advertisern ermöglicht, ist die Keimzelle, auf der Commerce Content und die Monetarisierung von Publishern beruht und die zu einem starken Wachstumsschub geführt hat. Das wird sich in den nächsten Jahren durch immer intelligentere Lösungen weiter fortsetzen.

Aber wir sehen die YK Group nicht Sektor-spezifisch und nur im Affiliate Marketing. Alles, was wir tun, ist im Commerce Advertising verortet. Wir werden uns weiterhin den Affiliate-Kanal zunutze machen, zumal wir darüber auf viele Advertiser Zugriff haben. Unsere Bandbreite bezieht wiederum alle Möglichkeiten ein, die zu einer Monetarisierung von Publishern führen.

ADZINE: Wie sieht der Markt in fünf Jahren aus?

Neuhaus: Unsere Vision heißt Commerce Advertising, also Werbung, die darauf abzielt, eine Aktion zu erzeugen wie Sales, Sign-ups oder Leads, und das im richtigen Kontext. Dabei glauben wir daran, dass Werbung dann effizient und performant ist, wenn sie nah an oder im Content stattfindet, der für den User einen Mehrwert stiftet. Und das Wichtigste: Die Werbung selbst muss einen Mehrwert stiften.

ADZINE: Danke für das Interview, Daniel!

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