Akademie für Programmatic Buying startet trotz Lockdown
Sandra Goetz, 7. May 2020Zwei Jahre haben Ina Krock und Anna Petrushkina an ihrer Idee gearbeitet: eine Weiterbildungsakademie gründen, die junge Talente, gerne auch Quereinsteiger, für den programmatischen Mediahandel ausbildet. Alles war auf „ready, set, go“ gesetzt. Im März sollte es in den Hamburger Räumen mit der Elli Academy losgehen. Die Anmeldezahlen stimmten, die Dozenten waren da – und dann kam Corona, im Schlepptau der Lockdown. Und die Frage: Was nun?
Einen schlimmeren Start kann man sich für ein neu gegründetes Unternehmen, welches auch noch mit Eigenkapital finanziert ist, nicht vorstellen. „Der Lockdown hat sofort unser Business-Modell verändert“, sagt Ina Krock. Der Unterricht der Elli Academy war darauf ausgerichtet, im Präsenzunterricht stattzufinden. Mit den Dozenten auf Augenhöhe zu stehen, das heißt auch, mit den Fragen, die man als Newcomer im digitalen Advertising, allen voran im sehr erklärungsbedürftigen Programmatic hat, direkt von unseren Dozenten abgeholt zu werden“, sagt Gründerin Ina Krock. Nach den ersten Schrecksekunden war den Gründerinnen klar: „Aufgeben ist keine Option, Verschieben auch nicht“, sagt Anna Petrushkina.
Aus Präsenzunterricht wird Digitallehre
Und so wurde umgestellt, was umzustellen nötig war. Neben einem neuen Business-Modell und dem Launch der Website wurde das Weiterbildungsseminar zum Weiterbildungs-Webinar umgeschrieben. Ebenso mussten die Studentinnen und Studenten sowie Dozenten auf das Thema virtuelles Lehren und Lernen umschwenken. Anfang April fanden die ersten Testläufe für den programmatischen Weiterbildungsunterricht via Online-Einheiten statt, die mehr als zufriedenstellend gelaufen sind. „Klar mussten wir noch an der einen oder anderen Stelle justieren, allen voran an der Struktur des Seminars, an der Einbindung unserer Studentinnen und Studenten und an Diskussionen. Aber das Feedback, welches wir bereits nach den ersten Stunden bekommen haben, war toll und motivierend“, sagt Ina Krock.
Nunmehr sind die ersten Wochen der auf anfänglich drei Monate angelegten Weiterbildung geschafft. Das Weiterbildungsinvestment ist mit Blick auf die Kosten überschaubar und günstiger als viele Angebote, die auf dem Markt rund ums digitale Marketing angeboten werden. Darüber hinaus vergibt die Elli Academy jeweils ein Stipendium pro Weiterbildungseinheit. Aktuell kommt ein ehemaliger Flüchtling aus Syrien, der von Haus aus ausgebildeter Arzt ist, in den Genuss des Elli-Stipendiums. Dennoch bleiben Fragen.
Aus einem Kurs werden drei
„Auch, wenn es langsam Lockerungen des Lockdowns gibt, wissen wir nicht, wie lange die Situation so bleibt. Ein Teil unseres USPs war, dass die Studentinnen und Studenten während ihrer Weiterbildung tolle Unternehmen und damit potentielle Arbeitgeber direkt und vor Ort kennen lernen. Das wäre eine Win-Win-Situation auf beiden Seiten gewesen“, sagt Ina Krock. Doch möglicherweise halten sich Unternehmen gerade mit Einstellungen zurück. So bleiben die Weiterbildungskosten eine Herausforderung, denn die Covid-19-Krise zeigt vor allem eines: Unsicherheit auf vielen Seiten.
Die Kosten für die Weiterbildung sitzen nicht mehr so locker in der Tasche, wenn man selber nicht weiß, ob sich die Investition lohnt. Daher lag die Entscheidung der Gründerinnen nahe, nicht nur an dem Kurs- sondern auch an dem Preismodell noch einmal zu feilen. Und so sind aus anfangs einem Kurs von einer Gesamtlänge von drei Monaten drei Kurse geworden, die alle zusammengenommen nun maximal zwei Monate dauern und die der Weiterbildungswillige ganz individuell nach seinen Wünschen zusammenstellen kann. Branchenneulinge bekommen innerhalb von zwei Wochen für wenig Geld einen ersten Einblick in das Programmatic Advertising. Danach können sie den anschließenden vierwöchigen Kurs mit allen relevanten Basic buchen und obendrauf den zweiwöchigen Expertenkurs.
Die Zukunft handelt programmatisch
Petrushkina, die viele Jahre lang bei Yahoo Deutschland gearbeitet hat, und Krock, die von der GroupM kommt, sind sich sicher, dass Corona hin, Corona her, vor allem Programmatic im digitalen Marketing Zukunft hat. „Wir haben ein tolles Netzwerk. Und es gibt ein starkes Bedürfnis, neue Talente im Bereich Programmatic auszubilden. Schließlich gibt es immer mehr Kunden, die gen Programmatic hingeführt werden“, so Anna Petrushkina.
Damit der programmatische Mediahandel aber zu aller Zufriedenheit funktioniert, braucht man Fachkräfte. Die – gerade im Bereich Programmatic – Mangelware sind. Und so gilt auch in Corona-Zeiten: Weiterbildung ist immer eine gute Option. Dabei mag Programmatic auf den ersten Blick ein wenig unscheinbar aussehen, doch steht es in der Pole Position innerhalb der Skills im digitalen Marketing. „Ab Juni werden wir die Kurse noch digital mit dem neuen Angebot anbieten, aber weiterhin mit unseren Partnerunternehmen und live per Video, sodass die Studenten jederzeit mit dem Dozenten interagieren können“, sagen die zwei Geschäftsführerinnen. Und das passt ja auch irgendwie ganz gut zum Thema und der Branche.