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DATA - Analytics

Smartphone-Tracking im stationären Handel

16. August 2013 (stg)

Das Berliner Unternehmen 42reports.com gibt stationären Händlern ein Tool an die Hand, das die Besucherströme im Geschäft analysiert. Ein Sensor erfasst das WLAN-Signal von Smartphone-Besitzern in einem wahlweisen Radius von 100 oder auch 200 qm. Die Auswertung dieser Daten gibt Rückschlüsse auf Passantenströme und Besucherzahlen im eigenen Geschäft, so dass eine genaue Evaluation der Konvertierungsrate von Passanten zu Besuchern möglich sei.

Eine Steckdose und ein Internetport genügen, um den Sensor in Betrieb zu nehmen. Sobald angeschlossen, zählt die Anzahl der Passanten, die pro Stunde am Laden vorbeigehen, die tatsächlichen Besucher im Geschäft und misst darüber hinaus deren Aufenthaltsdauer.

Dazu erfasst 42reports.com die individuelle MAC ID des Smartphones über dessen WLAN-Signal (WLAN-Empfang des Mobiltelefons muss hierfür aktiviert sein). Die erfassten Daten sollen direkt anonymisiert werden, um Fremdnutzung oder Profiling zu verhindern. Damit will 42reports.com die Einhaltung aller geltenden Datenschutzgesetze und eine anonymisierte Datenerfassung gewährleisten. Die Technik soll zudem auch zwischen Neu- und Stammkunden unterscheiden können. Der Händler soll nach Online-Log-In in Echtzeit Statistiken über Besucherfrequenzen sehen.

Ziel sei es herauszufinden, ob zum Beispiel ein umdekoriertes Schaufenster neue Kunden anzieht, die Konkurrenz nebenan mehr Erfolg hat, wie erfolgreich die Flyer-Aktion war oder wie viele Stammkunden der Laden wirklich hat. Aufgrund der Besucherzahlen und Passantenströme erhalten Händler Rückschlüsse über den Erfolg ihrer Marketingmaßnahmen.

"Mit Offline Analytics bieten wir eine Besucher- und Passantenanalyse für den physischen Handel an, das heißt, wir setzen offline das um, was bisher nur im E-Commerce realisierbar war", sagt Christian Wallin, Gründer und Geschäftsführer von 42reports.com. "Wir messen, wie viele Passanten und Besucher ein Laden hat, wie lange sie bleiben und wie oft sie kommen. So helfen wir dem Besitzer, seine Kunden besser zu verstehen und seinen Store zu optimieren, um später mehr Umsatz zu generieren."

In der vergangenen Woche machte ein Fall aus London, der ähnliche Technik einsetzte, auf sich aufmerksam. Dort standen öffentliche Mülleimer, ausgestattet mit einem WLAN-Modul und einem Bildschirm, in den Straßen der britischen Hauptstadt und präsentierten Passanten zielgenaue Werbung. In London wurden ebenfalls die Smartphones, deren WLAN-Funktion eingeschaltet war, getracked. So konnte der Betreiber über den Bildschirm am Mülleimer den Passanten Display Werbung aus den Geschäften zeigen, die sie zuvor besucht hatten. Doch die Stadt London hat unter öffentlichem Druck das verantwortliche Unternehmen „renew" gebeten, diese Funktion wieder abzuschalten.

Macht es nun einen Unterschied ob das Tracking, sichtbar für den Nutzer, an einer Werbefläche erscheint oder ob es geheim, unentdeckt und anonym für weitere Marketingzwecke eingesetzt wird? Das Prinzip bleibt das gleiche und wird wahrscheinlich auch in Deutschland bald zur Debatte stehen.

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