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PUBLISHING

Online-Zeitungsleser interessieren sich kaum für Twitter & Web TV

19. März 2010

Nur wenige Zeitungsleser, die zugleich Internetnutzer sind, legen Wert auf angebotene interaktive Online-Angebote wie den Microbloggingdienst Twitter oder RSS-Feeds. Auch die Nutzung von Videocontent lässt die User kalt. Einer großen Anzahl sind viele dieser Zusatzservices sogar gänzlich unbekannt. Das will TNS Emnid Medienforschung mit einer Studie über die Tageszeitung im Web herausgefunden haben.

Hintergrund der Studie ist eine Meldung zum Jahresbeginn des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV), der festgestellt haben will, dass  Zeitungswebsites „besser denn je“ seien und der Einsatz neuer interaktiver Angebote forciert worden wäre. Die Bielefelder Medienforscher befragten 1.025 Bundesbürger ab 14 Jahren zu sechzehn verschiedenen Online-Diensten und –Services, 56 Prozent davon in der relevanten Zielgruppe „Onliner mit Zeitungsnutzung“.  Die Frage lautete: Welche der angebotenen Online-Services kennen die Zielgruppen überhaupt – und was erwarten sie von den Websites der Zeitungswebseiten wirklich?

Geringer Bekanntheit folgt geringe Nutzung

40 Prozent der befragten Zeitungsleser ist Web-TV, also ein eigenes, breitbandig über das Internet übertragenes Fernsehprogramm, unbekannt. Ein Viertel der Befragten weiß nichts von der Möglichkeit, sich Videos zu den Nachrichten auf den Websites anschauen zu können. Entsprechend niedrig ist der Anteil der Nutzer: Lediglich vier Prozent haben diese Angebote auf den Websites der Tagszeitungen bereits genutzt – ähnlich gering ist der Anteil derjenigen, die sich diese Angebote dort überhaupt wünschen. Auf niedrigem Niveau liegen auch die Zahlen für RSS-Feeds, also der Möglichkeit, zeitnah über Nachrichten und Neuigkeiten auf der Website informiert zu werden.

Ebenso wenig wie Multimedia-Angebote werden etwa der Microbloggingdienst Twitter mit der regionalen bzw. lokalen Tageszeitung assoziiert: Lediglich zwei Prozent der Zeitungsleser mit Online-Zugang haben diesen auf den Zeitungswebsites genutzt oder wünschen sich dort ein derartiges Angebot. Selbst in der überdurchschnittlich community-affinen Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen sind die Werte nicht bedeutend höher. Medienforscher Michael Voß, Senior Consultant bei TNS Emnid dazu: „Offenbar sind diese Angebote weniger geeignet, diese jüngere Zielgruppe an die Angebote der Tageszeitungen heranzuführen.“

Journalistische Qualität zieht und bindet Leser – auch im Internet

Bieten interaktive Möglichkeiten auf den Websites der Tageszeitungen überhaupt die Chance, bisher nicht oder nur bedingt erreichte Zielgruppen an die Angebote der Tageszeitungen heranzuführen? Dazu lohnt sich ein Blick auf die Teilgruppe derjenigen Zeitungsleser, die die gedruckte Ausgabe zwar regelmäßig, aber nicht täglich lesen: Über alle abgefragten Online-Angebote zeigt sich in dieser Teilgruppe eine deutlich ausgeprägtere Offenheit gegenüber diesen neuen Angeboten in Bekanntheit und Nutzung.

Am größten ist die Akzeptanz von Angeboten, die aus der journalistischen Kernkompetenz der Tageszeitung erwachsen. Zum Beispiel Bewegtbilder zu aktuellen Nachrichten, RSS-Feeds, Listung häufig gelesener Artikel. Personen, die regelmäßig zur Zeitung greifen, können also sehr wohl mit erweiterten Content-Angeboten an das Angebot der lokalen bzw. regionalen Tageszeitungspräsenz herangeführt bzw. dort gehalten werden. „Am besten wird das mit den ganz klassischen journalistischen Qualitäten einer Tageszeitung erreicht, die logisch und mehrwertig in das Internet hinein verlängert werden. „Aus unserer Sicht ein Hinweis darauf, dass sich die Tageszeitungen auch im Internet auf ihre von den Nutzern gelernten und wahrgenommenen Stärken konzentrieren sollten“, empfiehlt Voß.