
Das Ökosystem des Programmatic Advertising befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung näher an die Ad Impression bringt. Dieser Wandel ersetzt nicht die bestehenden Systeme, sondern ermöglicht einer Vielzahl von Partnern eine bessere Nutzung von Inventar, Signalen und Infrastruktur.
Wie Programmatic Advertising heute funktioniert
Um Sell-Side Decisioning zu verstehen, betrachten wir zunächst einmal, wie ein typischer Ad Call funktioniert. Jedes Mal, wenn ein Verbraucher eine Website besucht, eine App öffnet oder Inhalte streamt, wird ein Ad Call an den Ad Server des Media Owners gesendet. Dieser Server identifiziert das verfügbare Inventar und verbindet sich mit Supply-Side-Plattformen (SSP), die den Ad Call als Bid Request verpacken. In diesem Bid Request enthalten sind Details wie Ad-Formate, Platzierungen, Geräteinformationen und Zielgruppen-Identifikatoren. Dieser Teil des Prozesses findet auf der Sell-Side des Ökosystems statt.
SSPs senden den Bid Request dann an Demand-Side-Plattformen (DSP), die auf der Buy-Side operieren. DSPs bewerten den Request anhand der vom Buyer definierten Kriterien wie Budget, Zielgruppensegmenten, bisheriger Performance, kreativer Eignung und mehr. Sie antworten mit Bids und die SSP führt eine Auktion durch. Der höchste Bid sichert die Impression, und die Anzeige wird geschaltet – alles innerhalb von Millisekunden.
In der Vergangenheit wurden die funktionalen Möglichkeiten von DSPs kontinuierlich weiterentwickelt, um die Kampagnenleistung zu steigern und die Sell-Side fokussierte sich darauf, die Auktion durchzuführen und die Daten an die Buy-Side weiterzuleiten. Und während sich DSPs auf Funktionen konzentrierten, stellten SSPs die Qualität des Inventars sicher und bauten die Infrastruktur für die Verwaltung tausender Medien-Owner-Integrationen auf.
Infolge dieser Integrationen sind einige SSPs mittlerweile sehr groß geworden. Wir verarbeiten beispielsweise täglich rund zwei Petabyte an Daten, was in etwa dem kontinuierlichen Streaming von Netflix in HD über einen Zeitraum von 80 Jahren entspricht.
Neue Potenziale auf der Sell-Side erschließen
In der Vergangenheit war das Pre-Auction-Fenster auf der Sell-Side zu kurz, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Dank der Fortschritte in der Computertechnik können SSPs nun partnergesteuerte Entscheidungen über große Datenmengen innerhalb dieses Zeitfensters von weniger als 10 Millisekunden ermöglichen und so eine intelligentere Optimierung in Echtzeit zum Zeitpunkt der Impression gewährleisten.
Heute bilden SSPs die Grundlage für das Sell-Side Decisioning, indem sie Partnern Zugriff auf Inventar sowie die Möglichkeit bieten, ihre eigenen Modelle, Tools und Datenstrategien direkt im Supply Path einzusetzen.
Sell-Side Decisioning eröffnet eine Vielzahl von Anwendungsfällen:
- Sell-side Curation: Curation ist nur einer von vielen und – zumindest derzeit – häufigsten Anwendungsfällen für die Nutzung von Signalen auf der Supply-Side. Media Buyer und Lösungsanbieter können ihre eigenen Deals erstellen, sie bündeln und dabei steuern, wie sie ihre eigenen oder andere proprietäre Daten und Lösungen einsetzen möchten, um Targeting und Performance zu verbessern.
- Agentic Decisioning: Die Demand-Side nutzt seit langem Algorithmen zur Optimierung der Kampagnenleistung. Nun kann die Sell-Side dasselbe tun, indem sie Modelle einsetzt, die auf Signalen wie Gewinnraten, Nettoumsatz, Ergebnisse der Werbetreibenden, kreativer Performance und sogar Kennzahlen zur Markensicherheit basieren.
- Neue Anwendungsmöglichkeiten: Es gibt bereits Anwendungsfälle für Commerce Media Networks, kreative Technologieunternehmen, Measurement Provider und mehr – ganz zu schweigen von neuen Lösungen für Streaming-TV-Buyer, die auf Sendungsebene Zugang zu effizienteren Daten wünschen.
Gemeinsame Innovation und bessere Ergebnisse
Die Vorteile des Sell-Side Decisioning erstrecken sich über das gesamte Ökosystem. Media Owner erhalten ein klareres Verständnis für den Wert ihrer Zielgruppen. Buyer erhalten bessere, performantere Inventare. Und Lösungsanbieter können sich direkt in eine skalierbare Entscheidungsebene einbinden, wodurch Entwicklungs- und Cloud-Kosten reduziert werden.
Sell-Side Decisioning ersetzt nicht die DSP-Innovation, sondern ergänzt sie durch eine zweite Intelligence Engine, die früher im Auktionszyklus zum Einsatz kommt. Wenn beide Seiten in der Lage sind, fundierte Entscheidungen zu treffen, wird Programmatic schneller, effizienter und besser auf die eigentlichen Geschäftsziele abgestimmt.
Durch intelligentere Bids von Anfang an legt Sell-Side Decisioning den Grundstein für ein faireres, skalierbareres und effektiveres digitales Ökosystem.
Tech Finder Unternehmen im Artikel
EVENT-TIPP ADZINE Live - SPOTLIGHT: CTV Innovation am 17. Juni 2025, 11:30 Uhr - 12:15 Uhr
In dieser SPOTLIGHT-Folge nehmen wir die Innovationen unter die Lupe, die für eine Vereinheitlichung in CTV sorgen sollen. Jetzt anmelden!