
Die Online Marketing Rockstars, die heute nur noch unter dem Kürzel OMR operieren, locken mit ihrer Messe jährlich Tausende Besucher:innen nach Hamburg. Das zweitägige OMR Festival zog am 6. und 7. Mai 67.000 Menschen aus aller Welt in die Messehallen. 1.000 Austeller:innen und Partner sowie mehr als 800 Sprecher:innen waren an Bord, verkündet die Ramp106 GmbH im Nachgang. Das sind die gleichen Zahlen, die 2025 vermeldet wurden. Auch die Themen waren ähnlich. Jedoch hat sich die Messe im Laufe der Zeit mit Blick auf die Vielfalt an Inhalten und ausstellenden Branchen verändert – die wird größer, was zwangsläufig den Fokus diffuser werden lässt.
Wie immer setzte die OMR 2025 auf einen Spagat zwischen fachlichem Input, Unterhaltung und Party. Ersterer kam insbesondere in Gestalt von 270 Masterclasses und 200 Guided Tours zum Vorschein. Der Glitzer und Glamour, der das starbestückte Programm und die Standpartys umwabert, verklärt manchmal den Blick, was nicht nur an Partnern wie Underberg liegt.
Diversität & Plattformdominanz
Die Aussteller-Landschaft hat sich mit den Jahren gewandelt. Lag der Fokus mit der Konferenz einst auf Online-Marketing, was sich anfangs auch noch in der Transformationsphase zur Messe widerspiegelte, sind die ausstellenden Branchen heute sehr divers. Advertising spielte in den vergangenen Jahren eine zunehmend kleinere Rolle, dafür nimmt die (noch) unübersichtliche Martech-Universum größeren Raum ein. Diese Veränderung ist durchaus gewollt und lässt sich angesichts der beeindruckenden Wachstumszahlen nicht vermeiden. Selbst bezeichnet sich die OMR als “eine Plattform für die digitale Wirtschaftswelt”. Angesichts des bunten Mix an Unternehmen fiel die Orientierung, beispielsweise in der Startup-Halle, mitunter schwer. Außerdem kommt man beim Gang durch die Hallen nicht drumherum, sich zu fragen, was Porsche eigentlich auf der Digitalmesse tut? Jede Marke wirbt irgendwo digital – heißt das im Umkehrschluss, dass jede Marke auf das OMR Festival gehört? Ein erfrischender Nebeneffekt dieser Unternehmensvielfalt ist das wachsende Engagement von öffentlich-rechtlichen Sendern wie zum Beispiel der ARD und des ZDF.
Die globalen Digitalkonzerne aus dem Marketing sind allerdings geblieben. Google, Amazon, Meta und Tiktok hatten beeindruckende Stände. Auch die großen Marken aus dem Kosmos der Werbetreibenden sind noch an Bord. Vodafone hatte gar zum wiederholten Male eine ganze Halle mit eigener Bühne für sich allein gepachtet. Doch um Stände aus der unabhängigen Adtech- und Publisher-Szene zu entdecken, die auf der Messe zu den Anfangszeiten noch erfolgreich auf sich aufmerksam machten, musste man schon sehr genau hinschauen. The Trade Desk sei hier einmal ausgenommen, die mit 30 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung jedoch inzwischen in einer anderen Liga als ihre Mitstreiter spielen. Die Sparte Digitalmarketing scheint auf der OMR – wie in der realen Werbewelt – mittlerweile von den Plattformen dominiert.
Retail Media & Nebenschauplätze
2025 bekamen die Besucher:innen abermals den Retail-Media-Hype zu spüren, was nicht nur auf das Konto von Amazon ging. Mediamarktsaturn hatte einen auffälligen Stand, Zalando erklärte in einer Masterclass, warum mit Retail Media “Love Brands” aufgebaut werden, und der Biber von Obi geisterte durch die Hallen. Das französische Criteo trommelte fleißig für seine bestehende Werbetechnologie, während neue Player aus dem Commerce-Media-Kosmos wie Paypal der Werbewirtschaft ihr Datengeschäft anpriesen.
Um das Messegelände herum hat sich derweil in den vergangenen Jahren ein weiterer Ökokosmos entwickelt. In den angrenzenden Gebieten fand ein riesiges Rahmenprogramm rund ums Netzwerken statt. Manche Anreisende setzen gar keinen Fuß mehr in die Messehallen, sondern besuchen nur noch die zahlreichen Side Events. Offiziell waren es 125 Veranstaltungen – inoffiziell sicherlich noch sehr viel mehr. Viele ehemalige Aussteller mieten sich lieber ein Café oder eine Bar und laden in kleinerer Runde ein, als einen Stand auf der Messe zu betreuen. Das war auch in den Hallen zu spüren und schlägt sich sowohl auf die Besucherdichte als auch die Ausstellervielfalt nieder. Ob das mit dem In-Real-Life-Marketing zu tun hat, von dem Roland Eisenbrand, OMRs Head of Content, auf der Bühne gesprochen hat? Das “Community Piggybacking” ist davon gar nicht so weit entfernt.
Bühnenprogramm aus Marketing & Sport
Trotz der Vielfalt drehte es sich auf fünf Bühnen natürlich immer noch oft um die Topthemen Künstliche Intelligenz und Marketing. So machte unter anderem Nick Turley, der Produktchef von Chat GPT, dem Publikum Hoffnung, dass Deutschland entgegen der landläufigen Meinung in Sachen KI gar nicht hinterherhinkt. Sprecher:innen von Booking.com zeigten, wie sie Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse und Produkte einbinden.
Auch wenn es im Programm größtenteils um die richtigen Investments und Wachstum ging, blickt die OMR inzwischen regelmäßig auf die Politik. Entsprechend kam das aktuelle Spannungsfeld zwischen Europa und den USA zur Sprache. Beispielsweise kritisierten der Professor Scott Galloway und Florian Heinemann von Project A die Trump-Politik. Darüber hinaus fand das Thema Gleichberechtigung im Programm ebenso seine Heimat wie Finanzentscheidungen (via Finance Forward).
Abseits der Digital-Bubble konnte die OMR abermals ein Staraufgebot auffahren, unter anderem mit Sebastian Fitzek. Der wurde gefragt, ob er sich als Autor Sorgen über den Einsatz von KI mache (tut er nicht). Hollywood-Größe Ryan Reynolds hingegen trat in seiner Rolle als Unternehmer auf. So hat der Schauspieler mit seinem Gin-Business oder dem walisischen Fußballclub Wrexham bereits eine beachtliche Summe eingefahren. Ansonsten stechen insbesondere Sportler:innen aus dem Programm hinaus. Basketballikone Dirk Nowitzki gab auf der Bühne Tipps zur Stressbewältigung. Weltmeister Gerard Piqué sprach über neue Formate im Fußball. Olympionikinnen Isabell Werth und Lisa Buckwitz debattieren über die Finanzierung von Spitzensport in Deutschland.
Angemessene musikalische Begleitung wird von den OMR-Besucher:innen heute vorausgesetzt. Schließlich haben schon zu Konferenzzeiten Gäste wie Deichkind auf der Bühne performt. Sie wurden auch dieses Jahr nicht enttäuscht. Neben dem geplanten Gig des Beginner Soundsystem konnten die Überraschungsauftritte von Jan Delay und Gzuz oder auch Sido, der für die erkrankten Max Herre und Joy Denalane eingesprungen ist, für Furore sorgen.
Termin für 2026 & Hamburgs Freude
OMR-Gründer Philipp Westermeyer resümiert: „Die Welt ist voller großer Ideen und innovativer Ansätze. Wir haben zahlreiche der Köpfe, die diese Ideen vorantreiben, in Hamburg gehabt und hoffentlich zahlreiche Einblicke, Inspirationen und Anknüpfungspunkte vermittelt. Ich hoffe, dass unsere Besuchenden und Partner entsprechend viel mitnehmen konnten und sehr zufrieden nach Hause gehen.”
Die nächste Ausgabe der OMR kommt am 5. und 6. Mai 2026 zurück in die Hansestadt. Die Messe wird auch noch die kommenden zehn Jahren in Hamburg bleiben – die Tinte auf den Verträgen ist seit Februar trocken. Das freut Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher: “Mit der OMR ist Hamburg in den vergangenen Tagen erneut zum Mittelpunkt der internationalen Digitalwirtschaft geworden, die aus der Hansestadt neue Impulse zu aktuellen Trends und Technologien erhält. OMR ist seit ihrer Gründung 2011 zu einem starken Player in der digitalen Startup- und Innovationsszene geworden. Ich freue mich, dass sich die OMR auch für die kommenden Jahre zum Standort Hamburg bekannt hat und gratuliere Philipp Westermeyer und seinem Team zu dem gelungenen Festival 2025.”
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