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CORONA

Onliner kommen dem stationären Einzelhandel zur Hilfe

24. March 2020
Bild: Alina Grubnyak; CC0 - Unsplash.com

Die weitreichende Schließung des Einzelhandels im Rahmen des Coronavirus stellt besonders lokale Händler auf eine harte Probe. Während große Handelsketten wie MediaMarktSaturn bereits auf ihre Online-Shops verweisen und dort – mehr oder weniger – business as usual bieten, haben kleine Läden häufig keine digitale Infrastruktur zur Verfügung. Doch Hilfe ist bereits unterwegs: Onliner bieten verschiedene Lösungen, um den Einzelhandel trotz Ladenschluss am Laufen zu halten.

Die Pro-Bono-Initiative „Händler-helfen-Händlern“ arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer Sofortlösung für die von der Corona-Pandemie stark betroffenen Einzelhändler. Schon Ende März will die Initiative dem Einzelhandel in Deutschland eine technische Plattform bieten, die die Umsatzeinbußen zumindest zum Teil kompensieren soll.

Damit das gelingt, soll den kleinen Händlern ein IT-Netzwerk zur Verfügung gestellt werden, mit dem sie ihre Filialbestände hochladen und zum Beispiel durch Taxen, Lieferdienste, Getränkelieferanten und andere regionale Logistikdienstleister versenden können. Das Konzept entstand in Zusammenarbeit der beiden Händler Rose Bikes und Visunext Group sowie dem Shopsoftware-Hersteller Shopware.

Eine erste Maßnahme dafür ist die Erstellung einer B2B-Sofortlösung unter der Federführung von Shopware in Kooperation mit Netresearch und IT-Systems. Das Hilfsangebot an den Handel verfolgt keine wirtschaftlichen Interessen der Partner.

Initiative baut regionale Verkaufsplattform

Mit dem Angebot soll es Händlern möglich sein, innerhalb von 14 Tagen eine Verkaufsplattform aufbauen und einen zusätzlichen Verkaufskanal zu schaffen, um Umsatzausfälle zu kompensieren. „In eine ähnliche Richtung geht die Marktplatz-Lösung für Städte und Gemeinden“, erklärt Stefan Hamann, CEO von Shopware und Partner der Initiative „Händler helfen Händlern“. Lokale Einzelhandelsgeschäfte können sich dort zusammenschließen, Synergien eingehen und ihre Angebote schnell online verfügbar machen. Zur Entwicklung der Plattformen wollen die Shopware-Programmierer im Rahmen eines mehrtägigen Hackathons verschiedene Ansätze testen.

Die Anknüpfung der Plattform an Lieferdienste und Taxizentralen ist noch in der Konzeptionsphase. „Ob uns das kurzfristig gelingt, wissen wir nicht, aber wir setzen alles daran“, so Marcus Diekmann, CEO von Rose Bikes und Mitinitiator von „Händler-helfen-Händlern“. „Wir sind dankbar für jeden Kontakt und jede Lösung, die uns dabei helfen können, eine solche Infrastruktur aufzubauen. Alle sind aufgefordert, Ressourcen abzustellen, insbesondere Unternehmen, die noch nicht so stark von der Krise betroffen sind. Kontakt gerne über unsere Linkedin-Gruppe.“

Ebay bietet ebenfalls Hilfe an

Auch Ebay hat ein umfassendes Soforthilfeprogramm ins Leben gerufen, um deutsche Händler zu unterstützen. Das Unternehmen bietet schon viele Jahre zehntausenden kleinen Unternehmen und lokalen Händlern in Deutschland die Möglichkeit, den Online-Marktplatz für den Verkauf ihrer Waren nutzen. Das nun aufgelegte Programm zielt deshalb einerseits darauf ab, diese Händler zu entlasten und zu unterstützen, die bereits bei Ebay verkaufen. Andererseits sollen auch lokale Händler schnell und einfach Zugang zum Online-Handel über Ebay erhalten, um so zusätzliche Umsätze zu erzielen und Einbrüche im lokalen Geschäft auffangen zu können.

Das Programm umfasst vier verschiedene Maßnahmen:

Schutz des Servicestatus für Ebay-Händler
Da es für Verkäufer derzeit nicht immer möglich ist, ihre Artikel in der angegebenen Bearbeitungszeit zu versenden oder eine Bestellung überhaupt zu bearbeiten, will Ebay den Servicestatus der Verkäufer bis zum 20. Juni vor einer Herabstufung zu schützen. Sollte sich die Serviceleistung eines Verkäufers hingegen in dem Zeitraum verbessern, wird dieser natürlich hochgestuft.

Zahlungsaufschub für Verkaufsgebühren
Um die Liquidität der Händler in der derzeitigen Situation zu gewährleisten, bietet Ebay ihnen zudem einen Aufschub der Zahlung ihrer Verkaufsgebühren um 30 Tage an.

Zusätzliche Unterstützung für Ebay-Händler mit stationärem Geschäft
Für alle Artikel, die stationäre Händler bis zum 30. Juni 2020 neu bei Ebay einstellen und erfolgreich verkaufen, müssen sie keine Verkaufsprovisionen an die Plattform zahlen. Außerdem bietet Ebay diesen Händlern eine Beratung an.

Anreize für den Einstieg in den Handel bei Ebay
Händler, die sich in der derzeitigen Situation dazu entscheiden, in den Online-Handel einzusteigen, um Kunden digital zu erreichen und dafür den Marktplatz nutzen möchten, bekommen ebenfalls Unterstützung. Die Händler erhalten für sechs Monate kostenfrei einen Premium-Shop, zahlen für drei Monate keine Verkaufsprovisionen für die erfolgreich verkauften Artikel und können sechs Monate kostenlos den Premium-Kundenservice in Anspruch nehmen. Die Händler können aus dem Programm jederzeit wieder aussteigen und gehen keine langfristigen Verpflichtungen ein.

Mit dem wachsenden Angebot und der Hilfsbereitschaft großer Ketten sollte dem Einzelhandel die Möglichkeit gegeben sein, zumindest einen Teil ihrer Verluste durch die Ladenschließungen auffangen zu können. Ob sie jedoch in einem kompetitiven Umfeld wie dem E-Commerce ohne entsprechende Erfahrung und Kundenbasis gegen Riesen wie Amazon und Co. bestehen können, steht auf einem anderen Blatt.