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PUBLISHING

Befreiungsschlag für Axel Springers Digitalgeschäft in Sicht

13. Juni 2019 (apr)
Bild: Max Sandelin - Unsplash, CC0

Nachdem eine Übernahme von Axel Springer durch KKR bereits seit Wochen im Gespräch ist, schafft der US-Investor nun Fakten. Die Amerikaner legten den Aktionären der Verlagsgruppe ein Angebot von 63 Euro pro Aktie vor – mit einem Plus von 32 Prozent über dem Kurs der vergangenen drei Monate. Springer sucht im Korsett der Anleger schon länger nach einem starken Partner an seiner Seite, um die digitalen Geschäftsfelder weiter auszubauen ohne stetig positive Ergebnisse für die Börse liefern zu müssen. Mit KKR scheint dieser gefunden. Der Investor sieht derweil großes, auch internationales Potential im Konzern.

Axel Springer gilt als Musterbeispiel der digitalen Transformation in Deutschland. Der Verlag macht schon seit längerem deutlich mehr Umsatz im Digitalgeschäft als im traditionellen Print (über 70 Prozent). Mit Business Insider, Politico und Stepstone hat sich Springer solide finanzielle Standbeine aufgebaut und plant weitere Produkte aus dem digitalen Journalismus und Rubrikengeschäft zu entwickeln. Allerdings wandert auch in Berlin der Blick immer öfter zum Silicon Valley. Die international agierenden Tech-Plattformen wie Google & Co. penetrieren den deutschen Markt mit ihren eigenen Produkten und bauen Druck auf – mit scheinbar unbegrenzten Kapital. Zusätzlich erwarten die Anleger steigende Gewinne. Diesen Druck möchte sich Springer nun von KKR nehmen lassen. Außerdem bietet der US-amerikanische Investor einen Ausweg aus der Wachstumsbegrenzung durch den deutschen Markt, den hiesige Kapitalgeber vielleicht nicht leisten können.

KKR sieht im Verlag hingegen einzelne hochattraktive Geschäftsfelder, die sich weiterentwickeln lassen, wenn nur das nötige Kapital vorhanden ist. Darüber hinaus verstehen sich die New Yorker offenbar als Verfechter der Traditionsunternehmen und möchten vermeiden, dass sich die Googles dieser Welt die Medienbranche komplett einverleiben. Der Investor ist hierzulande kein Unbekannter und war 2006 bis 2013 mit Erfolg an ProSiebenSat.1 beteiligt. Der Deal wird der US-Gesellschaft erneut Einfluss auf das deutsche Mediengeschäft geben. Friede Springer, die Witwe von Axel Springer, sowie Vorstandschef Mathias Döpfner sollen ihre Anteile von 45,4 Prozent an der Gesellschaft halten dürfen, der Rest der freien Aktionäre wird ausbezahlt. Es ist von einer langfristigen Partnerschaft zwischen den Unternehmen die Rede, zunächst jedoch auf fünf Jahre ausgelegt. Springer hat die Gewinnprognosen für kommendes Jahr gesenkt, auch vor dem Hintergrund, dass Geld in die Entwicklung fließen soll. Dieser Schritt wird sich erst in den darauffolgenden Jahren rentieren.

Die anstehende Übernahme von Ebay Kleinanzeigen steht derweil noch in den Sternen, was aber mit dem Deal zwischen Springer und KKR wenig zu tun hat. Ebay hat schlichtweg noch nicht entschieden, ob man sich vom Bereich trennen möchte.

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