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„VR und AR werden massiv das Online-Marketing verändern“

Jens von Rauchhaupt, 27. September 2017
Bild: The VR/AR Association

Virtual und Augmented Reality werden kommen, so oder so. Es stellt sich die Frage, ob sie auch für die Werbung und das Marketing wirklich an Relevanz gewinnen oder sich die Anwendungsszenarien auf Entertainment, Gaming, Forschung und Schulung beschränken werden. Philip Wogart ist App-Entwickler für Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). Er ist Gründer des Hamburger Entwicklungsstudios Headgear. Zudem verantwortet er das neu gegründete Hamburg Chapter der VA/AR Association. Wir sprachen mit Wogart über die VR und AR und welche Rolle diese Technologien für das Marketing und die Werbekommunikation einnehmen können.

ADZINE: Philip, was sind die Ziele der VR/AR Association, die du nun in Hamburg vertrittst?

Bild: The VR/AR Association Philip Wogart

Philip Wogart: Die VR/AR Association ist ein internationaler Verband, der sich zur Aufgabe gemacht hat, Unternehmen und Entwickler zusammenzubringen. Standards sind für die VA/AR genauso ein Thema wie Schulungen, Best Practices oder auch die Veranstaltung von Fachevents. Wir wollen als Verband die gesamte VR- und AR-Industrie pushen. Ich arbeite seit meiner Masterarbeit vor 15 Jahren im Bereich Virtual Reality. Trotz der 30-jährigen Geschichte von Virtual und Augmented Reality hat das Thema erst mit der Übernahme von Oculus Rift durch Facebook eine richtige Dynamik bekommen. Für die VR/AR Association geht es jetzt darum, dass die VR/AR-Entwickler und -Unternehmen einen gemeinsamen Zugang zu Informationen und den fortwährenden Innovationen erhalten. Unser Verband will dafür allen die passende globale Plattform bieten.

ADZINE: Mal ganz allgemein. Welchen Einfluss wird VR und AR auf die Medienwelt und die Kommunikation haben? Für viele ist das Ganze eine riesige Buzz-Blase.

Philip Wogart: AR und VR sind Technologien, die wir in der Branche gern als die vierte Transformationsstufe bezeichnen. Erst kamen die stationären PCs, dann das Internet und schließlich die Mobile Devices. AR und VR sind gemeinsam die nächste Stufe, auf der unsere Mediennutzung und Konsumverhalten grundlegend verändert werden wird. Davon bin ich überzeugt.

ADZINE: Ist der Markt für VR/AR überhaupt schon bereit? Das meiste läuft doch über hochpreisige Spielkonsolen im Gaming-Bereich. AR-Apps gab es schon vor Jahren, waren aber bisher Rohrkrepierer. Wann wird VR und AR deiner Ansicht nach massentauglich sein und auch außerhalb von Gaming eine Rolle spielen?

Philip Wogart: Schon sehr bald. Die Technologien werden immer ausgereifter. Richtig ist, dass die Gerätedurchdringung für massentaugliche VR- oder AR-Anwendungen noch nicht da ist. Nun kommen aber bald die passenden Smartphones und später echte Stand-Alone-Geräte auf den Markt. Das wird schon Ende dieses Jahres losgehen. Apple- und Android-Geräte haben ja bereits den Smartphone-Markt durchdrungen und damit den Grundstein gelegt. Bis 2020 wird es Brillen geben, die vom Formfaktor normal aussehen und AR-fähig sind. Apple, Microsoft, Google, Facebook und auch Amazon haben dafür massiv in entsprechende AR- und KI-Tech-Unternehmen investiert. AR und KI werden massiv das Online-Marketing verändern. Wer als Unternehmen jetzt noch nicht über eine AR-App nachdenkt, wird meiner Meinung nach sehr bald abgehängt.

ADZINE: Welche Bedeutung haben eigentlich die Mobile-Betriebssysteme für AR und VR. Sind iOS und Android schon zu 100% VR und AR ready?

Philip Wogart: Apple hat in seiner letzten Präsentation gezeigt, wie sehr sie mit ARKit und iOS11 ihren Fokus auf Augemented und Virtual Reality gerichtet haben. Google unterstützt ebenfalls beide Technologien. Die Geräteverbreitung mit diesen Betriebssystemen ist bekanntlich enorm. Das sind für die Werbeindustrie und das Marketing großartige Neuigkeiten. Nun ist es möglich, skalierbar AR und VR-Kommunikationslösungen zu entwickeln. Aber das ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Die Möglichkeiten dieser Technologien gehen noch viel weiter. Sei es im Service oder im Schulungsbereich. Es wurden bereits große Kooperationen zwischen Industrie und Technologieanbietern angeschoben, damit die Unternehmen ihre Angestellten mit Cardboards und AR-Lösungen trainieren.

ADZINE: Wo siehst du nun das größte Potenzial von AR und VR für die Werbung?

Philip Wogart: Für Augmented Reality oder auch „Extended Reality“ sehe ich im Moment das größte Anwendungspotenzial im Location Based Advertising und im Content Marketing. Werbetreibende Retailer werden schon sehr bald den Nutzern im passenden Moment Zusatzinformationen im Display eines Smartphones und später auf AR-Brillen ausspielen. Auch die Digital-Signage-Kampagnen und Produktplatzierungen werden davon erfasst. Innerhalb unseres Advertising Industry Commitees analysieren wir übrigens massenhaft Daten von VR- und AR-Kampagnen, die unsere Mitglieder ausgespielt haben und stellen diese zur Verfügung. Auf diese Weise können unsere Mitgliedern mehr über die Werbewirkung solcher Kampagnen erfahren.

ADZINE: Und Virtual Reality? Wo siehst du hier die wichtigsten Anwendungsszenarien. 360-Grad-Videos gibt es ja schon länger und werden beispielsweise schon von CNN im Storytelling eingesetzt. Das ist aber ein Publishing-Beispiel, wie sieht es mit der Werbung bzw. dem Marketing aus?

Philip Wogart: 360-Grad-Videos, das ist doch nur ein kleiner Teil von den Möglichkeiten von VR. Diese Videos sind nur der Anfang. Bald wird es über Mobile Devices völlig neue Shopping-Erfahrungen geben, wo Nutzer ihre Hände sehen und sich wie in einem echten Shop umschauen können. Über VR werden dann haptische Erlebnisse möglich, die Konsumenten werden Produkte anfassen und in 3D betrachten können. Oder nehmen wir die Hotel- und Reisebranche sowie Immobilien. Hier sehe ich ein Riesenpotenzial für VR. Beispielsweise werden virtuelle Hoteltouren möglich und es können reale Plätze vorab virtuell besucht werden, bevor eine Buchung vorgenommen wird. Die Anwendungsszenarien für das Marketing sind geradezu grenzenlos.

ADZINE: Was wird nun der nächste Schritt für die VR/AR Association in Deutschland sein?

Philip Wogart: Wir starten dieses Jahr Launch-Events in München, Berlin und Hamburg, um die Aufmerksamkeit unseres globalen Netzwerks zu vergrößern. Zudem wollen wir auch in Frankfurt, Düsseldorf und Köln eigene Chapters gründen. Es ist von größter Bedeutung, dass wir mit diesen neuen Technologien offen im deutschen Markt umgehen, damit wir innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Unsere Aufgabe als Verband ist es, die Industrie und die Branchen über die neuen Möglichkeiten aufzuklären.

ADZINE: Vielen Dank für das Gespräch Philip!

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