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MOBILE

Wie viel Adblocking steckt in Mobile?

Jens von Rauchhaupt, 1. March 2017
Adobe Stock Elnur

Das Thema Adblocking, es nervt. Am liebsten mag man doch gar nicht mehr darüber reden und den Ist-Zustand als solchen einfach hinnehmen. So schlimm ist es auch gar nicht. Knapp 20% der Nutzer, überwiegend männlich und eher technikaffin, nutzen Adblocker regelmäßig. Die Adblock-Quote ist laut OVK relativ stabil auf gleicher Höhe mit leicht sinkender Tendenz. Also „so what“, nehmen wir es, wie es ist, und machen einfach weiter. Genug Inventar für Online-Werbung ist vorhanden. Die Publisher verdienen immer noch gutes Geld mit Werbung. Wenn da nicht die Unsicherheit bei Mobile wäre.

Ein Smartphone hat einen kleineren Bildschirm, das Gerät versteht sich als persönlichster aller Screens und in ihm stecken massiv viele private Daten des Eigentümers. Kurzum: Werbebanner, Spots und Marketing-Push-Nachrichten können hier – bei fehlender Relevanz und zum falschen Zeitpunkt – richtig nerven und Nutzer sogar verunsichern. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier die Nutzerschaft vermehrt auf die Installation von Adblockern zurückgreifen könnte, ist also für Mobile Marketer, Advertiser und Publisher ungleich höher als am stationären Rechner. Wie viel Adblocking steckt also schon jetzt in Mobile?

Tatsächlich ist das eine schwierig zu beantwortende Frage. Repräsentative und zudem aktuelle Zahlen zum Mobile Adblocking gibt es nicht wirklich, vor allem nicht für den deutschen Markt.

Im Jahr 2016 hat PageFair einen Report dazu veröffentlicht: Seinerzeit hatten 309 Mio. Menschen einen Adblocker auf dem Smartphone installiert, mithin 16% der 1,9 Mrd. Smartphonenutzer. Offenbar ist vor allem in Asien das Mobile Adblocking in Mode. 116 Mio. Adblocker-Nutzer kamen aus China, 89 Mio. aus Indien und 28 Mio. aus Indonesien und nur 8,9 Mio. kamen aus Europa und den USA, zusammen wohlgemerkt.

Adblock Plus vermeldet auf Anfrage von ADZINE weltweit zwei Millionen aktive Geräte, auf denen entweder ihre werbefreier Adblock-Browser oder Adblock Plus jeweils für iOS und Android installiert sind. Die beiden Adblock-Plus-Angebote sind Contentfilter für Safari oder Android Browser.

Adblocker, die In-App Werbung in anderen Apps blockieren, haben kaum Chance auf große Verbreitung. Solche Adblocking Apps, werden im Google Play Store und iTunes ausgeschlossen. Natürlich gibt es neben Adblock Plus weitere Adblock-Angebote wie zum Beispiel AdAway. In den meisten Fällen sind aber Installation und Handhabung kompliziert und wenig massentauglich.

Michael Siegler

Noch steckt also wenig Adblocking in Mobile, wie auch Michael Siegler, Geschäftsführer vom Adblock-Blocker tisoomi bestätigt. „Nach unseren Messungen liegt die Adblockerquote mobil in den DACH-Märkten noch im Bereich von 1 bis 2 Prozent.“ Doch Siegler sieht auch für Europa und Deutschland die Gefahr, dass die mobile Adblock-Rate mittelfristig deutlich steigen könnte: „Aufgrund des wachsenden Mobilanteils am Traffic scheint die gesamthafte Adblockerquote dadurch sogar zu sinken. Betrachtet man vor diesem Hintergrund aber die steigende Adblockerquote auf dem hochwertig vermarktbaren Desktoptraffic, wird das wirtschaftliche Problem derzeit eher größer als kleiner.“

Till Faida

Die Branche sollte also nicht darauf vertrauen, dass die Installation und Nutzung mobiler Adblocker für Websites und Apps für die Nutzer zu kompliziert bleibt. Der Ruf nach besserer und relevanterer Werbung in der richtigen Dosierung wird lauter. Till Faida, Adblock-Plus-Gründer, hat Recht, wenn er auf die Besonderheit von Mobile in dem Bedürfnis nach Sicherheit abstellt. „Der Bedarf (nach Adblocker) ist bei Mobile eigentlich noch größer als am Desktop. Privatsphäre, aber auch Datenvolumen und Ladezeiten spielen eine wichtige Rolle. Dieses Bedürfnis wird verstärkt durch die gerade in den letzten Monaten stark zunehmende Durchdringung von mobiler Werbung. Wenn man nach Asien blickt, sieht man ganz klar, wo die Reise hingeht."

Update vom 03. März

Die im Beitrag erwähnte Adblocking-Studie von PageFair hat inzwischen ein Update erfahren. Weltweit sind inzwischen auf 380 Mio. mobilen Endgeräten Adblocker installiert. Davon entfallen 40% auf den asiatisch-pazifischen Raum. Während die Untersuchung für das Jahr 2016 einen dramatischen Anstieg der Mobile Adblocker festgestellt hat, gilt diese Entwicklung nicht für Deutschland. Hier liegt die Adblocker Penetration bei gerade einmal 1%.

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