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SEARCH MARKETING

Der Einfluss von AMP auf mobile SEO

Frederik Timm, 16. August 2016
sashkin - Dollarphotoclub

Seit etwa einem halben Jahr sind die Accelerated Mobile Pages (AMP) nun schon in den mobilen Suchergebnissen von Google zu finden. Bisher nur im Top Stories-Karussell verordnet, sollen sie nun auch Einzug in die normalen mobilen Suchergebnisse halten. Zeit für die Frage: Wie stark verändern die AMP-Seiten eigentlich die Suchmaschinenoptimierung (SEO)?

Was ist eine AMP?

AMPs sind mobile Internetseiten, die Nutzer über die Google-Suche erreichen können. Wie auch Facebook Instant Articles und Apple News haben sie eine wesentlich verkürzte Ladezeit und sind strukturell auf das Nötigste zusammengestrichen. Anders als Facebook hat Google den Code der Seiten als ein Open Source-Projekt zugänglich gemacht. In aller Offenheit des Codes verbietet Google jedoch JavaScript und andere Features, die die Seite zu sehr verlangsamen würden. Einen ausführlichen Artikel über die AMP-Seiten lesen Sie hier.

Wieder ein SEO-Kriterium mehr?

Google hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass die AMP-Seiten keine Auswirkungen auf das Suchmaschinenranking haben. Es ist jedoch bekannt, dass Abrufzeit und Seitenaufbau eine höhere Platzierung in den Suchergebnissen begünstigen. Eigentlich Grund genug für jeden SEOler die mobilen Seiten sofort auf dem Zettel zu haben. Doch Geschwindigkeit allein macht aus den AMP-Seiten noch kein Allheilmittel.

Bild: Bloofusion Presse Markus Hövener

Für Markus Hövener, Gründer und Head of SEO der Agentur Bloofusion, ist die Webseitengestaltung seit der Einführung des neuen Seitenformats nur komplizierter geworden: „Durch AMP hat sich SEO vorrangig dadurch verändert, dass es komplexer geworden ist. Es gibt wohl niemanden, der nur AMP-Seiten laufen lässt. Das heißt, es kommt noch die normale mobile Webseite hinzu, sowie andere Formen, wie die Instant Articles von Facebook, die auch exportiert werden müssen.“

Bild: UDG Presse Nils Sandfort

Nils Sandfort, Managing Director der United Digital Group in Köln, sieht in den AMP-Seiten ein gutes Mittel, um das Ranking durch schnelleren Seitenaufbau zu pushen, jedoch lohnt es sich nicht in jedem Fall: „Für Content-Publisher kann es ein entscheidendes Werkzeug sein, um sich einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern zu verschaffen. Herkömmliche mobile SEO hat damit jedoch in keiner Weise an Stellenwert verloren. Es sollte immer im Einzelfall geprüft werden, ob sich AMP für bestimmte Unternehmen lohnt oder eben nicht. Der Einsatz von AMP ist derzeit kein offizielles Rankingkriterium, jedoch kann sich die schnelle Ladezeit positiv auf die Platzierungen auswirken. Vorausgesetzt es handelt sich natürlich um relevante Inhalte.“

AMP nur nützlich für die Nachrichten?

Bisher nutzen fast ausschließlich Nachrichtenportale AMP-Seiten. Im Bereich E-Commerce experimentiert eBay mit dem Format und denkt darüber nach, in Zukunft auch die Suchergebnisse seiner mobilen Suche im AMP-Format anzuzeigen. Derzeit gibt es allerdings nur wenige solcher Fälle. Andere E-Commerce-Unternehmen halten sich bisher noch zurück mit der Implementierung des AMP-Formats.

Und das scheinbar zurecht: Markus Hövener sieht momentan nur wenig Verwendung von AMP im Bereich des Internethandels: „Das Format ist für E-Commerce nicht wirklich ausgelegt. AMPs sind grundsätzlich sehr zusammengeschnitten. Es gibt nur wenige Navigationselemente. Für den E-Commerce ist das eher ungeeignet. Es sei denn man verfolgt eine Dualstrategie, die den Nutzer auf eine AMP-Landingpage schickt und danach in den responsiven Shop weitergeleitet.“ Denn: Über die nötigen Checkout-Funktionen verfügen die AMP-Seiten nicht. Hövener kenne jedoch bisher niemanden, der diese Strategie verfolgt.

Und auch Nils Sandfort sagt: „AMP ist besonders für Content-Publisher interessant, da durch AMP die Inhalte dem Nutzer/Besucher noch mobilfreundlicher zur Verfügung gestellt werden können. Die Ladezeit wird durch AMP stark verbessert und die Inhalte können noch schneller auf mobile Endgeräte geladen werden. Eine Umstellung auf AMP bzw. der Einsatz von AMP macht keinen Sinn, wenn eine Seite stark von JavaScript (JS) abhängig ist und nur über JS bedient werden kann. Der Einsatz von JavaScript ist daher limitiert, um die Performance nicht zu beeinträchtigen. (Zwar ist Third-Party-JS erlaubt, jedoch nur via iFrames, wodurch das Rendering der Seite nicht geblockt werden kann.) Ist es für einen Online-Shop aktuell eher uninteressant seine Produkte über AMP auszuspielen, kann es für Publisher wiederum stark von Nutzen sein, Content über AMP noch schneller auszuspielen. Es bleibt jedoch spannend, wie die weitere Entwicklung aussieht.“

Verhaltene Reaktionen

Aber nicht nur im E-Commerce sind die Reaktionen auf die Implementierung von AMP-Seiten verhalten. Aus eigener Erfahrung weiß Hövener, dass derzeit wenig Nachfrage für die schnellen mobilen Seiten besteht. Das Format ist bisher noch zu unbekannt und der Mehrwert noch nicht klar erkennbar. Zu Recht stellt er die Frage, wer außerhalb der Tech-Welt überhaupt das neue Format von Google kennt und wirklich bewusst auf die Seiten mit dem kleinen Blitzen tippt, wenn er sie in den Suchergebnissen sieht. Tatsächlich berichtet Barry Schwartz von Search Engine Roundtable von einer geringeren CTR bei AMP-Suchergebnissen. Glenn Gabe von G-Squared Interactive sucht die Erklärung dafür bei dem geringen Bekanntheitsgrad von AMP unter gemeinen Internetnutzern und macht sogar das kleine Blitzsymbol für weniger Klicks verantwortlich. Eine kleine, nicht repräsentative Umfrage von ihm kommt zu dem Ergebnis, dass von 44 befragten Personen nur drei die schnellen Seiten kennen und nur zwei von ihnen die Seiten den „Mobile-friendly“ Seiten vorziehen würden.

Auch wenn Accelerated Mobile Pages schnellere Ladezeiten versprechen, braucht es mehr Zeit und Erfahrungswerte, um sie großflächig einzusetzen. Bisher beschränkt sich ihr Mehrwert lediglich auf Nachrichtenseiten, die hauptsächlich Text beinhalten und Blogs, die sich durch Plugins leicht zu AMP-Seiten umformen lassen können. Für andere kommerzielle Seiten müssen die Betreiber im Einzelnen abwägen, ob eine teure Portierung in das AMP-Format letztendlich die gewünschten Gewinne bringt.

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