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MOBILE - Location Based Marketing

Die Welt im Pokémon-Go-Fieber – Was hat das mit Online-Marketing zu tun?

Jens von Rauchhaupt, 26. Juli 2016
Foto: ADZINE Pokémon Stop an einem Sonntag in einem kleinen beschaulichen Dorf in Schleswig-Holstein

Ob in Parks, an zentralen Sehenswürdigkeiten einer Stadt oder einfach so auf der Straße, mal alleine oder in kleinen Gruppen; es sind Kinder mit ihren Eltern, aber auch viele junge Erwachsene. Überall durchstreifen Menschen die Gegend und schauen dabei gebannt auf ihr Smartphone. Die Welt ist im Pokémon-Go-Fieber. Man muss dem Spiele-App-Hersteller Niantic Labs zu diesem Coup gratulieren. Nicht nur, weil der Entwickler endlich Augmented Reality sinnvoll in eine Anwendung integriert hat, sondern vor allem, weil die Mobile App Menschen nach draußen an die frische Luft treibt und dabei die Kommunikation fördert. Lässt sich Pokémon Go für das Marketing nutzen oder sollte man hier einfach mal die Kirche im Dorf lassen?

Zwei Generationen vereint

Die mobile App Pokémon Go vereint nicht nur die Online- mit der Offline-Welt, sondern auch zwei Generationen von Anwendern. Pokémons kennt jeder Millennial und inzwischen auch wieder jedes Kind. 1996 wurden die ursprünglichen kleinen Taschenmonster – Pocket Monsters – von der japanischen Spielfirma Game Freak erfunden und über Nintendo als Videospiel erfolgreich auf den Markt gebracht.

Die Augmented-Reality-Firma Niantic Labs unter der Führung von CEO John Hanke hat dann mit einer Nintendo-Geldspritze in Höhe von 20 Mio. US-Dollar das eigene Augmented-Reality-Spiel Ingress zu Pokémon Go weiterentwickelt und im Frühsommer auf den Markt gebracht. Die Downloadzahlen der kostenlosen Pokémon Go-App gehen in die Millionenhöhe, allein für Android sind es über 50 Mio. Und in puncto Daily Active Users ist das Spiel schon jetzt das erfolgreichste Mobile-Spiel überhaupt. Bei den Nutzungszeiten übertrumpft es sogar derzeit die von Facebook.

Pokémon Go trifft den Sammlertrieb der Menschen und die Aufgabe ist denkbar einfach: Ziel des Spiels ist es, die unterschiedlichen Pokémons einzufangen oder ihre Eier mit dem Smartphone einzusammeln, die in der echten Welt versteckt und über das GPS-Signal und Mobilfunkortung auffindbar sind. Geocaching 2.0 wenn man so will. Der Clou: Wer die Eier ausbrüten möchte, muss eine bestimmte Kilometerzahl erreichen. Bewegung ist also Pflicht.

Zusätzlich gibt es überall Pokémon-Arenen, wo man die possierlichen Tierchen gegeneinander kämpfen lassen kann, was aber nicht wirklich der Schwerpunkt des Spiels ist. Dazu trifft man sich an den ausgesuchten Arenen wieder über das GPS-Signal. Diese Arenen sind inzwischen soziale Begegnungspunkte, wo sich die Pokémonspieler über das Spiel und ihre Sammlung austauschen. Und Pokémon Go bringt noch einen positiven Aspekt mit sich: Die meisten Monster sind bei bekannten Sehenswürdigkeiten einer Ortschaft zu finden. Die Menschen lernen so noch einmal ihre Stadt kennen.

Der US-Amerikaner Nick Johnson, ein junger Start-up-Unternehmer aus Brooklyn New York, soll übrigens der erste Mensch sein, der alle 149 Pokémons gesammelt hat. Dafür habe er in den letzten Wochen seine gesamte Freizeit geopfert. Denn wer erst einmal vom Pokémon Go Fieber erfasst ist, den lässt es nicht mehr los. Sein Tipp zum erfolgreichen Pokémon-Sammeln: „Kauft Euch Laufschuhe.“

Pokémons locken, heißt Kunden locken

Und was hat das nun alles mit Marketing zu tun? Nun, wenigstens der Einzelhandel in der realen Welt profitiert schon jetzt von dem Pokémon-Hype, der freilich nicht ewig anhalten wird. Pokémon ist eine Blaupause für die Zukunft im Location Based Marketing. Das Spiel finanziert sich über In-Game-Items. Dazu gehören unter anderem Brutkästen, die gesammelte Eier schneller ausbrüten und die sogenannten Lockmodule.

Damit lassen sich Pokémons über das Smartphone an den eigenen Standort anlocken. Und dort wo sich Pokémons aufhalten, kommen die Menschen schnell dazu. Inzwischen kennt wohl jeder die Erfolgsgeschichte einer New Yorker Pizzeria, die ihren Tagesumsatz mithilfe dieser Lockmodule um beachtliche 75 Prozent steigern konnte. Cafés, Eisdielen und Gaststätten können also das Pokémon-Momentum jetzt für sich nutzen und das eigene Lokal zu einem Pokemon Stop machen.

Ein echtes Schnäppchen ist so ein Lockmodul allerdings nicht. Für 680 Poké-Münzen bekommt der Marketer acht Lockmodule, die jeweils gerade einmal 30 Minuten aktiv sind. Für 1200 Poké-Münzen muss der Spieler 9,99 EUR aufbringen, für 4,99 EUR bekommt er noch 550 Goldstücke. Das heißt ein Eisdielenbesitzer, der für acht Stunden sammelwütige Kunden anlocken möchte, muss dafür knapp 20 Euro berappen.

Niantic hat die Marketing-Macht von Pokémon Go offenbar nun entdeckt. CEO John Hanke kündigte gegenüber der Financial Times die baldige Einführung von „Sponsored Locations“ in Pokémon Go an. Für diese Locations wird der Advertiser einmalig zahlen und zudem soll er dann für jeden Besucher per einem Cost-per-Visit-Abrechnungsmodell zur Kasse gebeten werden. Angeblich hat die Fastfood-Kette McDonald’s in Japan bereits 3.000 Arenen als Sponsored Locations für eigene Marketingzwecke gekauft. Das Spiel Pokémon Go hat also sehr viel mit Online Marketing zu tun ...

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