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- Editorial

Schlecht und wirkungsvoll

Arne Schulze-Geißler, 2. March 2006

Das Gros der Internetwerbung sei schlecht, behauptet Werner Knopf, geschäftsführender Gesellschafter der Kreativagentur KNSK in seinem Artikel "Wie schlecht bleibt Onlinewerbung?" im manager-magazin.de vom 01.03.2006. Gleichzeitig stellt der vom manager magazin getitelte Topkreative fest, dass Internet-Werbung boomt.

Das Schlechte der Internetwerbung macht der Kreativprofi an der mangelnden Attraktivität der visuellen Werbemittel fest. Die fehlenden kreativen Fähigkeiten der Branche führt er auf die Berührungsängste zurück, die die echten Könner der deutschen Werbewelt mit dem Internet haben. Ich übersetze nochmal: Internetwerbung ist schlecht, weil die Leute, die schöne Werbung machen könnten, Angst vor dem Medium haben. Vielleicht haben sie aber auch nur Angst vor der eigenen Ahnungslosigkeit und vor viel Arbeit für relativ wenig Geld?

Knopf lässt den Eindruck entstehen als wären heute nur Stümper am Werk und ignoriert die eigentliche Zielsetzung der Werbung. Sie soll ja nicht in erster Linie dem ästhetischen Empfinden einer Handvoll Top-Kreativer schmeicheln, sondern positive Ergebnisse für den Werbekunden liefern.

Das digitale Medium bietet einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil gegenüber den nicht-interaktiven Medien. Die Agenturen können unterschiedliche Werbemittel live testen und das effektivste auswählen. Ästhetik spielt dabei eine untergeordnete Rolle und über Attraktivität entscheidet der Nutzer. Mit großer Wahrscheinlichkeit spricht Internetwerbung eher die Sprache der Konsumenten als die Kommunikation in anderen Medien. Wird der Ton oder der visuelle Reiz nämlich verfehlt, fliegt das Werbemittel raus. Sollten Offline-Kreative nicht eher vom Internet lernen? Mehr zu dem Thema lesen Sie in unserem zweiten Beitrag, der mehr als über Searchmarketing berichtet.

Eines passiert im Internet nicht, nämlich dass man schlechter Kreativleistung riesige Mediabudgets hinterherwirft. In der Hoffnung, dass sich irgendwann auch der schlechteste Slogan in die Köpfe der Konsumenten hämmert. Im Internet geht man da etwas filigraner ans Werk.

Internetwerbung verzeichnet doch gerade deshalb so ein starkes Wachstum, weil sie messbare Ergebnisse liefert und das auch für Werbetreibende mit schmaleren Budgets. Viele Kampagnen sind performancebasiert und wenn sie keinen Return brächten, würden sie nicht mehr stattfinden. Das ist natürlich für einige Top-Kreative, die sich mit so wichtigen Aufgaben wie Image- und Markenbildung beschäftigen, ein hässliches Geschäft, zu viel klein klein und zu durchsichtig, einfach zu nah am Konsumenten. Die heilige Reichweite lässt sich ja nach wie vor auf den ausgetretenen Pfaden der TV-, Print- und Radio-Kanäle beschaffen.

Jetzt aber mal zu den Themen der heutigen Ausgabe. Die Redaktion recherchierte zum Thema Cross-Border-Traffic und holte dazu wertvolle Stimmen aus dem Markt ein. Wir berichten, welche spannenden Erkenntnise Suchmarketing auch für andere Medien liefern kann. Weiter versuchten wir herauszufinden, wie es derzeit mit der Investitionlust von Risikokaptalgebern bei werbefinanzierten Geschäftsmodellen steht und ein besonders wagemutiger Redakteur bringt Licht in das Dunkel des Mobile Marketings.

Viel Spaß mit ADZINE

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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