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KI - GEO als Gamechanger

Wie Unternehmen im Zeitalter der Antwortmaschinen Markenrelevanz sichern

Philipp Spreer, 19. Dezember 2025

GEO als Gamechanger

Bild: Hadija – Unsplash

Mit dem Aufstieg von Chat GPT, Gemini und Perplexity beginnt eine neue Ära der digitalen Suche – die der Antwortmaschinen. Sie liefern direkte Antworten, ohne dass Nutzer:innen auf Websites klicken müssen. Für Unternehmen bedeutet das einen Paradigmenwechsel: Wer nicht Teil der Antwort ist, verliert Sichtbarkeit, Relevanz und letztlich Kund:innen. Generative Engine Optimization (GEO), auch Answer Engine Optimization (AEO) genannt, wird damit zum strategischen Imperativ, um Markenpräsenz und Vertrauen im digitalen Wettbewerb zu sichern.

Vom Klick zur Antwort

Die Dominanz der klassischen Suchmaschine nimmt rasant ab. Systeme wie Chat GPT, Google Gemini oder Perplexity liefern keine langen Linklisten mehr, sondern präzise Antworten. Sichtbarkeit und Traffic entstehen künftig weniger über Rankings und Gebotsstrategien, sondern durch Präsenz in den Antwortfeldern. Immer mehr Suchanfragen enden ohne Klick: Studien zeigen, dass in Europa 2025 zwischen 26 und fast 60 Prozent aller Suchanfragen in sogenannten “Zero-Click-Situationen” enden. Besonders auf Mobilgeräten steigt dieser Anteil rapide.

Mit Googles AI Overviews hat sich die Lage weiter verschärft: Der Anteil der Suchanfragen mit AI-Übersicht stieg zwischen Januar und März 2025 von 6,5 auf 13 Prozent. Gleichzeitig sank die Klickrate auf den ersten organischen Treffer von 28 auf 19 Prozent. Seit Sommer 2025 verschärft der neue Google AI Mode diese Entwicklung weiter. Nutzer:innen erhalten auf Wunsch vollständig KI-generierte Ergebnisse, wodurch klassische Trefferlisten zunehmend in den Hintergrund treten. Damit verliert klassische SEO an Kraft. Entscheidend wird, ob ein Unternehmen direkt in den Antworten AI-gestützter Sprachmodelle auftaucht.

Mehr Wirkung, weniger Klicks: GEO steigert Conversion-Raten

Während Klicks seltener werden, steigt die Qualität der Nutzer:innen, die über AI-Antworten kommen. Marken, die dort sichtbar sind, verzeichnen 25 bis 40 Prozent höhere Conversion-Raten. In einzelnen Branchen liegt der Wert sogar bis zu neunmal höher. Steigende Conversion-Raten führen nicht zu zusätzlichem Umsatz, sondern federn den Rückgang infolge sinkenden Traffics wirksam ab. Nutzer:innen von Antwortmaschinen haben meist ein sehr konkretes Anliegen und stehen kurz vor einer Entscheidung. GEO bedeutet daher nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Stabilität in einem schrumpfenden Traffic-Umfeld.

Zitiert statt besucht: die neue Währung der Sichtbarkeit

AI-Modelle zitieren Quellen deutlich häufiger, als dass sie diesen Traffic liefern. Studien aus diesem Jahr zeigen, dass eine Website in zehntausenden AI-Antworten genannt werden kann, aber nur 0,1 bis 0,3 Prozent Referral-Traffic erhält. Trotzdem schaffen solche Zitierungen Vertrauen und Autorität. Sie werden zur neuen Währung digitaler Sichtbarkeit, auch wenn sie klassischen Traffic nur bedingt ersetzen.

Weniger Klicks, mehr Vertrauen: das Paradox der AI-Antworten

Während die Klickzahlen sinken, steigt die Interaktion mit den generierten Antworten. Nutzer:innen vergleichen Informationen direkt in den Antwortfeldern und treffen dort Entscheidungen. Für Marken bedeutet das: Sichtbarkeit in AI-Antworten stärkt Relevanz und Vertrauen, auch ohne den Umweg über eigene Kanäle.

Ausblick: Der Traffic der Zukunft gehört den AI-Antworten

Gartner erwartet bis 2026 einen Rückgang des organischen und bezahlten Suchtraffics um 25 Prozent. SEM Rush prognostiziert, dass AI Search Visitors ab 2028 erstmals klassische Suchbesucher:innen überholen werden.

Besonders betroffen sind Branchen mit informationsgetriebenen Suchanfragen – etwa Medien, Gesundheit, Versicherung und Vorsorge. E-Commerce und lokale Suchen sind stabiler, verschieben sich aber ebenfalls zunehmend in Richtung AI-Antworten.

Was Marken sichtbar macht: Erfolgsfaktoren für GEO

Damit eine Marke Teil der Antwort wird, müssen Inhalte bestimmte Kriterien erfüllen. Forschung und Praxis zeigen klare Muster, auf die Unternehmen achten sollten:

  • Strukturierte Frage-Antwort-Formate (FAQ, How-to): Inhalte mit präzisen Antworten werden bevorzugt.
  • Tabellen und Listen: Klare Vergleiche und Ranglisten werden häufig übernommen.
  • Prägnante Claims: Aussagen unter 25 Wörtern mit Zahlen, Jahresangaben und Quellen erhöhen die Zitierwahrscheinlichkeit.
  • Schema.org / JSON-LD: Maschinelles Markup (z. B. FAQ-Page, Product, Dataset) ist zentral für maschinenlesbare Sichtbarkeit.
  • Visuelle Elemente: Mini-Charts, Zahlenboxen oder Tabellen verbessern die Chancen, in AI-Antworten aufzutauchen.
Bild: Elaboratum Klassisches SEO vs. GEO

Technischer Schlüssel zur Sichtbarkeit: der MCP-Server

Für die technische Umsetzung von GEO sind neue Schnittstellen entscheidend. Neben Schema.org gewinnt der MCP-Server an Bedeutung. Ein MCP-Server (Model Context Protocol) dient als standardisierte Schnittstelle zwischen KI-Systemen und externen Datenquellen. Er ermöglicht es, dass Sprachmodelle auf aktuelle, strukturierte Unternehmensdaten zugreifen und diese in ihre Antworten integrieren können. Damit können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Inhalte, Produktdaten oder Services direkt von Antwortmaschinen integriert werden. Der MCP-Server erweitert die Reichweite maschinenlesbarer Inhalte und wird so zum Schlüssel für GEO.

Deutsche Unternehmen im Wandel

Auch in Deutschland beginnen Unternehmen, ihre Inhalte gezielt für Antwortmaschinen zu optimieren. Erste Fallstudien zeigen: Marken mit klar strukturierten Daten, FAQ-Formaten und präzisen Inhalten erreichen bis zu 40 Prozent höhere Sichtbarkeit in AI-Antwortboxen und Knowledge Panels.

Vor allem im E-Commerce und bei digitalen Dienstleistungen stärkt das die Markenrelevanz und das Vertrauen der Kund:innen, wenn Inhalte in Chat GPT, Gemini oder Perplexity direkt zitiert werden.

Neue Rollen, neue Prozesse: Was GEO intern erfordert

Die Transformation von SEO zu GEO ist nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch anspruchsvoll. Sie betrifft Prozesse, Rollen und Denkweisen in Marketing und Kommunikation:

  • Technik: Websites müssen semantisch strukturiert und technisch sauber aufgebaut sein.
  • Inhalte: Nur präzise, zitierfähige Inhalte im Frage-Antwort-Stil erscheinen in AI-Antworten.
  • Externe Sichtbarkeit: AI-Systeme bevorzugen Quellen mit hoher Glaubwürdigkeit – Fachartikel, Vergleichsportale und Medienberichte sind entscheidend.

Mit dieser Entwicklung entstehen neue Rollen und Verantwortlichkeiten im Unternehmen:

  • Content Engineers strukturieren Inhalte so, dass sie maschinenlesbar werden.
  • AI-Strateg:innen steuern Tools, Sichtbarkeit und Optimierung.
  • Data Stewards sichern die Qualität und Konsistenz der verwendeten Daten.

Erfolg misst sich künftig nicht mehr am Traffic, sondern an Präsenz, Zitierungen und Relevanz in AI-Antworten.

Was Unternehmen jetzt tun sollten

Um den Übergang von SEO zu GEO erfolgreich zu gestalten, sollten Unternehmen folgende Schritte berücksichtigen:

  1. Inhalte gezielt im Frage-Antwort-Stil gestalten.
  2. Schema.org-Markup systematisch einsetzen – von FAQ bis Produktdaten.
  3. Prägnante Claims mit Zahlen, Jahresangaben und Quellen formulieren.
  4. Neue KPIs definieren, etwa Zitierungen und AI-Reichweite.
  5. Eigene AI-Workflows aufbauen, um Content effizient anzupassen.
  6. Sichtbarkeit in AI-Antworten regelmäßig prüfen und Strategien fortlaufend optimieren
  7. Vertrauen durch Fachartikel, Studien und Erwähnungen auf unabhängigen Portalen stärken.

GEO wird zur Pflicht im Zeitalter der Antwortmaschinen

Die Ära der Antwortmaschinen verändert das digitale Spielfeld. Klassisches SEO bleibt Basis, reicht aber nicht mehr aus. Sichtbarkeit entsteht dort, wo Antworten generiert werden – in Chat GPT, Gemini, Perplexity oder Googles AI Overviews. GEO wird zur Pflicht für Unternehmen, die ihre digitale Relevanz sichern wollen. Wer früh optimiert, verschafft sich einen Vorsprung im zero-click-geprägten Ökosystem von morgen.

Bild Philipp Spreer Über den Autor/die Autorin:

Dr. Philipp Spreer ist Managing Director der Digitalberatung elaboratum und Partner des schwedischen Digital-Kollektivs Eidra. Als Autor der Fachbücher PsyConversion® und R-Commerce gilt er im deutschsprachigen Raum als einer der führenden Expert:innen für ein AI- und psychologiebasiertes Kundenverständnis. Neben seiner Beratungstätigkeit engagiert er sich als Beiratsmitglied und tritt regelmäßig als Speaker auf. Sein Schwerpunkt liegt auf der Verbindung von Behavioral Science und AI mit digitalen Geschäftsstrategien und Customer Journeys.

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