Warum Supply Path Optimization weiter gedacht werden muss
Stephan Jäckel, 10. Dezember 2025Effizienz beginnt beim Buchungsweg
Der programmatische Werbemarkt hat Reichweite und Innovation hervorgebracht, gleichzeitig aber auch eine fragmentierte Lieferkette mit vielen Plattformen und Zwischenstationen. Das Ergebnis sind steigende TKPs, höhere Kosten und wachsende Intransparenz. Supply Path Optimization, kurz SPO, setzt genau hier an. Es geht nicht um technisches Feintuning, sondern um strukturelle Effizienz, um die gezielte Vereinfachung der Einkaufswege, um direkte Zugänge zu hochwertigem Inventar und um klare Verantwortlichkeiten in einem Markt, der sonst zu viele Ressourcen verliert. SPO muss über die rein technische Optimierung der Lieferwege hinausgehen und Teil einer übergeordneten Media-Effizienzstrategie werden.
Transparenz als Steuerungsgrundlage
Ein zentrales Problem des programmatischen Ökosystems ist seine fehlende Transparenz. Zwischen Zielansprache und Werbewirkung stehen zahlreiche technologische Instanzen, die Kosten, Verzögerungen und Risiken für Ad Fraud verursachen. Wer seine Kampagnen performant und sicher platzieren will, muss den Ausspielungsweg verstehen und aktiv gestalten. SPO legt die Lieferkette offen, identifiziert effiziente Pfade und eliminiert Umwege. Wer seinen Supply Path versteht, steuert smarter. Wer ihn optimiert, steigert Wirkung.
Prebid als Hebel, SPO als System
Ein besonders wirkungsvoller Hebel innerhalb von SPO liegt in der konsequenten Anwendung offener, interoperabler Technologien wie Prebid. Diese Open-Source-Header-Bidding-Lösung ersetzt nicht alle Intermediäre, optimiert aber den Bietprozess, indem sie Publisher direkt in die Auktion einbindet und parallele Gebote ermöglicht. So lassen sich doppelte Auktionsschleifen vermeiden, die bislang Latenzen und zusätzliche Gebühren verursachten. Das Ergebnis sind kürzere, klarere Wege mit spürbarem Einfluss auf die Kampagnenleistung.
Prebid ist damit ein wichtiges Werkzeug – doch SPO geht darüber hinaus: Es ist Teil einer ganzheitlichen Effizienzstrategie, die nicht nur den technischen Lieferweg, sondern auch vorgelagerte Prozesse wie die Zielgruppenansprache umfassen sollte. Erst wenn saubere, direkte Supply Paths auf präzise gebildete Audiences treffen – etwa durch KI-gestützte Segmentierung oder durch die Nutzung hochwertiger Telco-Daten – entsteht ein wirklich effizientes und skalierbares Setup.
SPO als Schnittstelle zwischen Effizienz und Nachhaltigkeit
Der programmatische Werbemarkt steht nicht nur unter wirtschaftlichem Druck. Steigende TKPs, strengere Datenschutzgesetze wie die DSGVO und der Digital Markets Act, neue Anforderungen an Transparenz und Brand Safety sowie ein wachsender Effizienzdruck bei gleichbleibenden oder sinkenden Budgets machen SPO relevanter denn je. Hinzu kommt ein gestiegenes Bewusstsein für den ökologischen Fußabdruck digitaler Werbung: Jeder vermiedene Umweg, jede eingesparte technische Anfrage reduziert nicht nur Kosten, sondern auch Serverlast und damit CO₂-Emissionen.
Und der CO₂-Abdruck von programmatisch gesteuerter Werbung ist enorm. Laut Scope3 State of Sustainability Report verursachen allein die fünf großen Volkswirtschaften – USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Australien – rund 215.000 metrische Tonnen CO₂ pro Monat. Das entspricht 2,58 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr nur in diesen Ländern. Wer heute sein Setup verschlankt, handelt also nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig. SPO wird damit zur strategischen Schnittstelle zwischen Wirkung, Wirtschaftlichkeit und Verantwortung.
Wirkung entsteht durch den Weg
Die tatsächlichen Vorteile einer gut durchdachten SPO-Strategie zeigen sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Werbetreibende können ihr Budget gezielter in hochwertige Umfelder investieren, Publisher profitieren von einer besseren Monetarisierung und Nutzer erleben Werbung, die besser auf sie zugeschnitten ist, weil sie auf technisch effizientem Wege dorthin gelangt. Gleichzeitig stärkt SPO das Vertrauen in programmatische Prozesse: Wer nachvollziehbar macht, wie, wo und warum Werbung ausgespielt wird, begegnet der wachsenden Skepsis gegenüber datengetriebener Kommunikation mit Offenheit und Klarheit.
Zeit für strukturelle Effizienz
Supply Path Optimization ist kein Trend, sondern Basisarbeit. In einem Markt, in dem Budgets kritischer betrachtet und Kampagnenerfolge genauer gemessen werden, braucht es ein funktionierendes Fundament. SPO sorgt für eben dieses – indem es den technischen Lieferweg zwischen Advertiser und Inventar optimiert und Transparenz schafft.
Doch Effizienz endet nicht an der technischen Schnittstelle. Wer Media ganzheitlich denkt, muss SPO als Teil einer umfassenden Effizienzstrategie verstehen, die auch vorgelagerte Prozesse betrachtet. Denn nur wenn technologische, organisatorische und strategische Elemente ineinandergreifen, entsteht wirkliche Wirkung. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um nicht nur in Zielgruppen und Kanälen zu denken, sondern in effizienten Wegen – und diese über SPO hinaus weiterzudenken.
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