Die Werbeagentur Odaline sieht sich nach Recherchen des Stern mit schweren Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiterinnen konfrontiert. Dabei geht es um Schilderungen zu Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch im Rahmen sogenannter Workations sowie Kritik an der anschließenden internen Aufarbeitung durch eine externe Kanzlei. Mehrere Ex-Mitarbeiterinnen berichten von sexualisierten Situationen und einem Arbeitsumfeld mit unklaren Grenzen. Odaline weist die Vorwürfe zurück.
Nach Angaben des Stern beauftragte Odaline im Sommer 2025 eine Kanzlei mit einer Untersuchung, nachdem es im Rahmen einer Workation auf Kreta zu Vorfällen innerhalb der Belegschaft gekommen sein soll. Diese kam zu dem Ergebnis, dass kein systematisches Fehlverhalten und keine strafrechtlich relevanten Tatbestände vorlägen, sondern lediglich arbeitsrechtlich sanktionierte Einzelfälle. Gründer und Geschäftsführer Jan König hatte anschließend im Branchenmagazin Horizont Fehlverhalten eingeräumt, zugleich jedoch abermals betont, dass die Vorfälle keine strafrechtliche Relevanz hätten. Betroffene und ehemalige Führungskräfte stellten die interne Aufarbeitung infrage und kritisieren insbesondere die Transparenz und Ergebnisoffenheit des Prozesses. In der Folge verließen mehr als ein Drittel der rund 30 Mitarbeitenden die Agentur, darunter mehrere Frauen in Führungspositionen.
Im aktuellen Stern-Bericht werden nun konkrete Fälle detailliert geschildert. Das Magazin stützt sich nach eigener Aussage auf interne Dokumente, Chatverläufe, Videos, Dutzende Gespräche mit Betroffenen und Augenzeugen sowie auf eidesstattliche Versicherungen. Dabei werden erstmals Jan König sowie ein inzwischen ausgeschiedener Mitgründer als Verantwortliche für die Grenzüberschreitungen genannt. Ehemalige Mitarbeitende berichten von Einschüchterung und einem anhaltenden “Klima der Angst”. Besonders prominent zitiert wird die ehemalige Managing Director Isabelle Rogat, die als einzige Ex-Mitarbeiterin namentlich auftritt. Odaline weist die Darstellungen zurück.
Branchenmedien wie Campaign Germany ordnen den Fall als massives Reputationsrisiko für eine Agentur ein, die sich bislang als progressives Gegenmodell zur klassischen Werbebranche positionierte. Der Fall Odaline wirft damit über den Einzelfall hinaus Fragen zur Glaubwürdigkeit interner Compliance-Verfahren sowie zur Verantwortung von Agenturführungen in wertegetriebenen Organisationsmodellen auf. Außerdem lässt er Raum für die Debatte, ob ein strukturelles Problem in der Agenturbranche vorliegt.
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