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Publicis-CEO wettert gegen Metas KI-Versprechen

18. Juli 2025 (apr)
Bild: Ecliptic Graphic – Unsplash

Die Megaplattformen lassen zunehmend Künstliche Intelligenz (KI) in ihre Werbeprodukte fließen und versprechen den Werbetreibenden eine glanzvolle Zukunft. Mark Zuckerberg will Agenturen am liebsten gar komplett aus der Kette nehmen und Meta direkt an die Bankkonten der Advertiser anschließen. Arthur Sadoun, CEO der Publicis Groupe, hat sich nun zur wachsenden Konkurrenz durch KI-gesteuerte Werbeangebote der Plattformbetreiber geäußert und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. In einem Analystengespräch nach der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen erklärte er, dass Kunden sich „nicht täuschen lassen“ und den Versprechungen der Metas dieser Welt zunehmend mit Misstrauen begegnen.

Bild: Publicis Arthur Sadoun, Publicis

„Wenn Meta daherkommt und sagt, dass sie alles selbst machen können, denke ich, dass sie die Intelligenz unserer Kunden völlig unterschätzen, die sich im Übrigen nicht täuschen lassen,“ sagte Arthur Sadoun in der Runde laut Reuters. Er reagierte damit auf Metas wiederholte Ankündigung, mithilfe generativer KI einen Großteil der Werbeerstellung, -ausspielung und -optimierung automatisieren zu wollen. Dies stellt natürlich die Rolle der Agenturen im Mediageschäft infrage. Für den Publicis-CEO geht diese Zukunftsvision jedoch an der Realität moderner Werbekampagnen vorbei. Die KI-Offensive von Meta wird also nicht ignoriert, aber sie wird auch nicht als unaufhaltsam betrachtet.

Kritik an Walled Gardens und Messlücken

Sadoun betonte, dass Werbetreibende unabhängige Messmethoden benötigen würden. Plattformen wie Meta böten gerade dies nicht. “Keiner unserer Kunden möchte seine Daten in der Welt der ‘Walled Gardens’ belassen. Keiner unserer Kunden will mit einer einzigen Plattform arbeiten.” Die Messung der Anzeigen könne “offensichtlich nicht von denjenigen angeboten werden, die dies innerhalb ihrer eigenen Mauern tun." Damit unterstreicht Sadoun im Namen von Publicis die Notwendigkeit einer plattform- und kanalübergreifenden Datenstrategie.

Publicis selbst hat in den vergangenen Jahren massiv in eigene Technologie investiert. Rund 12 Milliarden US-Dollar flossen laut Reuters im Laufe der letzten Dekade in KI, Datenplattformen und Personalisierungslösungen. Diese sollen eine Alternative zu den Blackbox-Lösungen der Plattformgiganten darstellen. Sadoun zufolge sei die technologische Transformation abgeschlossen, nun stehe die Umsetzung im Vordergrund. Die Agenturgruppe will damit nicht nur die Ausspielung der Anzeigen automatisieren, sondern auch die konkrete Wirkung kanalübergeifend nachweisen können.

Wachstum trotz Plattformdruck

Die scharfe Kritik an den Plattformen kann sich die Agenturgruppe zurzeit durchaus erlauben. Denn trotz der verschärften Wettbewerbslage zeigt sich Publicis wirtschaftlich stabil. Das Unternehmen meldete im Quartalsbericht ein organisches Umsatzwachstum von 5,4 Prozent für das erste Halbjahr und hob die Jahresprognose leicht an. Statt der prognostizierten 4 bis 5 Prozent, komme man auf „nahezu 5 Prozent“. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie WPP und Omnicom, deren Wachstum unter Druck steht, bleibt Publicis damit konstant. Daten von JP Morgan zufolge lag der Neugeschäftsgewinn im ersten Halbjahr 2025 bei über 5 Milliarden US-Dollar. Die Agenturgruppe stellt damit seine vier Konkurrenten WPP, Omnicom, Dentsu und Interpublic in den Schatten.