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Reality-Check für Konsumgüter-Brands: Kunden kaufen heute anders ein

Bastian Hagmaier, 27. Juni 2025
Bild: Jesss Xu – Unsplash

In vielen Branchen war das Markenimage lange Zeit das Aushängeschild erfolgreicher Unternehmen, so auch bei den Konsumgütern. Auch heute verlassen sich viele Brands noch immer darauf, dass die Strahlkraft des eigenen Namens Kund:innen anzieht und hält. Doch ein Blick auf die Realität zeigt: Konsument:innen werden Marken und Markenimage gegenüber immer gleichgültiger. Unsere eigene Studie in Zusammenarbeit mit Deloitte unterstreicht genau diesen Trend. 67 Prozent der befragten deutschen Konsument:innen geben an, dass ihnen die Marke beim Kauf nicht wichtig ist, solange das Produkt ihren Bedürfnissen entspricht. Für viele Brands hat diese Tatsache große Auswirkungen, müssen sie doch als Konsequenz ihre Marketingstrategie überdenken. Marken müssen sich neu ausrichten und sich nicht länger auf den Glanz ihres Logos verlassen. Die Bedürfnisse der Konsument:innen stehen zunehmend im Mittelpunkt – und genau dort beginnt echte Markenarbeit.

Willkommen im Engagement-Zeitalter

Die Veränderungen in der Art und Weise, wie Kund:innen mit Marken interagieren und wie sie zu loyalen Fans werden, machen klar: Es ist ein neues Zeitalter angebrochen. Wir nennen es das “Engagement-Zeitalter”, eine Ära, die durch den digitalen Wandel gekennzeichnet ist, der in allen Unternehmen stattfindet. Dieser Wandel wirkt sich auf alle Geschäftsbereiche aus und verändert auch das Marketing grundlegend. Er bringt zwar neue Herausforderungen mit sich, eröffnet aber auch die Möglichkeit, das Kundenerlebnis in den Mittelpunkt aller Aktivitäten zu stellen und das Engagement mit Daten und Erkenntnissen aus allen Bereichen des Unternehmens zu unterstützen. Kund:innen erwarten gute Produkte und ein Erlebnis, das ihre Lebenswirklichkeit widerspiegelt. Marken, die ihre Datenstrategie nicht modernisieren, laufen Gefahr, den Anschluss an die Erwartungen ihrer Zielgruppen zu verlieren.

Unser Report macht deutlich: Nur sieben Prozent der befragten Marken befinden sich bereits im Engagement-Zeitalter. Die übrigen 93 Prozent hinken hinterher und haben Schwierigkeiten, echte Kundenbindung aufzubauen. Was fehlt? Personalisierung. Daten werden zwar gesammelt, aber selten sinnvoll genutzt. Gründe dafür gibt es viele: von Datensilos bis zu fragmentierten oder unzureichenden Customer-Engagement-Lösungen. Als Konsequenz daraus können Brands keine individuellen Kundenerlebnisse gestalten. Der Übergang zum Engagement Zeitalter verlangt von Marken also vor allem zwei Dinge: technologische Investitionen und ein Umdenken auf strategischer Ebene.

Wo die Branche steht – und warum das nicht reicht

Das Gesamtbild bleibt allerdings aktuell ernüchternd: Lediglich 26 Prozent der Marken arbeiten überhaupt mit personalisierten Inhalten. Nur 32 Prozent glauben, ihre Kampagnen auf Basis von Kundendaten personalisieren zu können. Gleichzeitig erkennen 74 Prozent der Marketer, dass sich ihr Kommunikationsansatz im Jahr 2025 grundlegend ändern muss. Viel Einsicht, nur an der Umsetzung mangelt es derzeit noch.

Diese Lücke zwischen Erkenntnis und Aktion zeigt sich auch darin, dass viele Unternehmen zwar über große Datenmengen verfügen, diese jedoch nicht aktiv nutzen. Der Wille zur Veränderung ist da, doch es fehlt an Know-how, Infrastruktur und vielleicht auch an Mut, alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Dabei besteht mit diesem Wandel im Kundenverhalten auch eine große Chance, sich neu zu positionieren.

Eigenmarken werden immer stärker

Geprägt wird das neue Konsumverständnis auch von der wirtschaftlichen Lage, die zu noch mehr Pragmatismus und einem stärkeren Fokus auf Erschwinglichkeit führt. Konsument:innen achten stärker darauf, was sie für ihr Geld bekommen – und sie vergleichen. 64 Prozent der Befragten greifen aus Kostengründen zu Eigenmarken. Doch: 65 Prozent sehen in der Qualität dieser Produkte keinen Unterschied zu den “Originalen”. Wenn also die Qualität günstiger Alternativen zufriedenstellend ist, warum sollten Konsument:innen zu teureren Marken greifen, nur weil sie bekannt sind? Marken müssen also mehr liefern als nur ein Logo, sondern vielmehr ihren Wert unter Beweis stellen. Die Möglichkeiten hierfür sind zahlreich, benötigen aber die bereits erwähnten Dateninsights, um echten Mehrwert zu schaffen. Besonderer Service, Nachhaltigkeit, individuelle Kommunikation, Treueangebote oder außergewöhnliche Erlebnisse – Hauptsache, die Maßnahmen fühlen sich authentisch an und sind personalisiert.

Daten müssen sinnvoll eingesetzt werden

Fundierte Daten stehen als zentrales Element hinter allen Maßnahmen und sind gleichzeitig die Voraussetzung für nachhaltige Kundenloyalität. Entscheidend ist, dass Kund:innen in jedem Moment individuell angesprochen werden – ein Ansatz, der sowohl die Kundenbindung als auch die Markentreue nachhaltig stärkt.

Die Fähigkeit, Daten in relevante Aktionen zu übersetzen, wird damit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Unternehmen müssen verstehen, welche Daten ihnen wirklich weiterhelfen, wie sie diese analysieren und in konkrete Maßnahmen umwandeln können. Das setzt nicht nur Technologie voraus, sondern vor allem strategisches Denken, interdisziplinäre Teams und ein agiles Mindset.

Fazit: Relevanz sticht Reichweite

Wer heute loyale Kund:innen gewinnen will, muss mehr bieten als ein schickes Image. Es geht um Relevanz. Um das richtige Angebot zur richtigen Zeit über den richtigen Kanal. Und darum, Kund:innen nicht als Zielgruppe, sondern als Individuen zu verstehen. Marken, die diese Hausaufgaben machen, werden 2025 nicht nur mithalten, sondern vorangehen.

Der Weg dorthin ist anspruchsvoll, aber lohnend. Wer in Omnichannel-Personalisierung, KI-gestützte Automatisierung und datenbasierte Insights investiert, schafft nicht nur Umsatzpotenziale, sondern stärkt auch nachhaltig die Beziehung zu seinen Kund:innen. Denn eines ist klar: Die Zukunft der Markenbindung liegt nicht im Versprechen, sondern im Erfüllen. Und das funktioniert nur, wenn man seine Kund:innen wirklich kennt – und ernst nimmt.

Tech Finder Unternehmen im Artikel

Bild Bastian Hagmaier Über den Autor/die Autorin:

Bastian Hagmaier ist SVP Services EMEA bei SAP Emarsys, das seit 2020 zum Portfolio für CX-Lösungen von SAP gehört. Hagmaier studierte Betriebswirtschaftslehre und Management (B.A.) sowie Arbeits- und Personalmanagement (M.A.) in Berlin und stieß 2012 als Web-Entwickler zu Emarsys. Drei Jahre später stieg er bereits zum Solutions Director für die DACH-Region auf. Heute führt Bastian Hagmaier die Geschäfte von Emarsys Berlin und ist als Senior Vice President mitverantwortlich für den Kernbereich Dienstleistungen auf EMEA-Ebene.

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