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MOBILE

Wie lohnend wird WhatsApps Einstieg ins Mobile Payment?

13. April 2017
Bild: Pexels.com Torsten Dettlaff; CC0

Facebook experimentiert schon seit geraumer Zeit mit Zahlungen in seinem Messenger. Seit 2015 können Nutzer ihren Freunden Geld über die App zurückzahlen und neuerdings lassen sich die Zahlungen auch über ganze Gruppen abwickeln. Derweil ist in Indien geplant, eine mobile Zahlungsfunktion über WhatsApp anzubieten. Mit der Entwicklung eifert Facebook einem großen Wettbewerber aus dem asiatischen Markt hinterher: WeChat. Doch kann aus der Bezahlfunktion auch ein lukrativer Geschäftszweig für WhatApp werden?

Bereits in der Vergangenheit hat Facebook mehrmals beteuert, WhatsApp frei von Werbung zu halten. Bei mehr als einer Milliarde Nutzer liegt es für das Unternehmen nahe, nach Möglichkeiten der Monetarisierung zu suchen. Ein Weg könnte langfristig über Mobile Payments führen. In Indien soll Berichten zufolge so eine Initiative bereits in Planung sein. Dort wurden allein im Januar 2017 über 262 Millionen Transaktionen mit einem Gesamtwert von etwa 1,2 Milliarden Euro über mobile Dienste abgewickelt. Laut einer Studie von Google und der Boston Consulting Group (BCG) sollen über mobile Bezahlsysteme in Indien bis 2020 Transaktionen im Wert von über 500 Milliarden US-Dollar getätigt werden. Damit würden sie 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen.

Eine Integration der Bezahlfunktion wäre auch für den Messenger von Facebook denkbar. Immerhin ist es Nutzern in den USA schon jetzt möglich, Geld über den Messenger hin und her zu senden. Und wie Facebook erst jüngst bekannt gemacht hat, verzeichnet der Chat-Dienst mittlerweile 1,2 Milliarden Nutzer und liegt dadurch gleichauf mit WhatsApp. Eine ausreichend große Nutzerzahl ist also vorhanden.

WeChat weist den Weg

Wie frequentiert die Zahlungsabwicklung über für einen Messenger-Dienst sein kann, zeigt das Beispiel WeChat, dem Messenger des chinesischen Unternehmens Tencent. Für 2016 hat Reuters dem Messenger ein abgewickeltes Zahlungsvolumen von etwa 556 Milliarden US-Dollar vorausgesagt. Basis dafür ist die WeChat Wallet. Ähnlich wie bei Apples, Samsungs oder Androids Pay-Angeboten, können Nutzer ihre Bankkarten mit diesem Service verbinden, um über ihr Smartphone Zahlungen abzuwickeln. Die Möglichkeiten erstrecken sich vom einfachen Kauf einer Kinokarte bis hin zur Begleichung von Strom- und Wasserrechnungen. Offline werden Bezahlungen über den Scan eines QR-Codes vorgenommen. Mittlerweile gibt es sogar Partnerschaften mit US-Unternehmen wie Starbucks, die es erlauben, seinen Freunden über den Chat einen Kaffee zu spendieren. Neben Kaffees können sich Nutzer jedoch auch Geldgeschenke machen. Diese landen dann allerdings nicht auf dem jeweiligen Konto, das mit WeChat verbunden ist, sondern in der WeChat Wallet. Und darin liegt ein entscheidender Haken.

Die Probleme mit den Banken

WeChat hat sich zu einer Plattform entwickelt, die schon lange über die üblichen Chat-Dienste hinausgeht. Hier wird nicht nur kommuniziert, sondern auch gespielt und gehandelt. Aus ihrer WeChat Wallet können Nutzer sich allerlei Spiele, Dienste und Waren erwerben. Für Tencent wurde jedoch ein Feature finanziell nicht mehr tragbar: der kostenlose Transfer des Guthabens aus der Wallet auf das eigene Bankkonto. Bis Mitte 2016 bot Tencent diesen Dienst kostenlos an und nahm die Transaktionsgebühren der Banken auf die eigene Kappe. Grund dafür war der harte Konkurrenzkampf mit Ali Pay, dem Bezahlsystem der Alibaba Group. Im vergangenen Jahr entschied sich Tencent letztendlich dazu, Gebühren zunehmen: 0,1 Prozent für jede Transaktion zwischen Wallet und Bankkonto. Offenbar war der negative Einfluss auf den Bruttogewinn des Unternehmens zu groß.

Auf dem deutschen Markt ist es noch immer eine Frage der Zeit, wann sich die Banken Mobile Payment-Optionen gegenüber öffnen. Bisher haben sich weder Apple noch Samsung oder Android Kooperationen für ihre Pay-Lösungen sichern können und auch der Geldversand über den Facebook Messenger ist hierzulande noch nicht verfügbar.

Wie profitabel ist Mobile Payment im Messenger?

Gegenüber Techcrunch hat sich Tencent-Präsident Martin Lau zu der Zukunft der Bezahlfunktion von WeChat geäußert und schreibt WhatsApp und Co damit keine blumige Zukunft aus. Die Haupteinnahmequellen bleiben bei WeChat auch weiterhin Spiele und Advertising. Er erwarte nicht, dass aus WeChatPay ein profitables Geschäftsmodell wird, zu hoch seien die Subventionen an Händler und andere Kosten. Für ihn bestehe der wahre Wert jedoch in der Synergie mit dem WeChat-Ökosystem. So könnten Werbemittel mit einer Ein-Klick-Bezahlfunktion für Nutzer versehen werden.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit Facebook die Mobile Payment-Funktion in seinen Messengern ausbauen wird und welchen Nutzen das Unternehmen daraus zieht.

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