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SEARCH MARKETING

Wie eine Falschmeldung die Runde machte

28. November 2012 (ts)

Für kurze Zeit herrschte in der Nachrichtenszene Aufregung. Gestern lief eine Meldung über viele Plattformen und Webseiten. Sie kündete von einer weiteren Übernahme durch Google. 400 Millionen Dollar sollen für ein WLAN-Provider geflossen sein. Kurze Zeit später entpuppte sich die Nachricht als Falschmeldung. Ein Lehrstück über den aufgeregten Online-Journalismus, aber auch über das Verhältnis von PR, SEO und die unbekümmerte Nutzung von PR-Content.

Was ist passiert? Eine kurze PR-Nachricht zur Akquisition des Wlan-Providers ICOA durch Google wurde gestern auf dem US amerikanischen Presse-Portal PRWeb veröffentlicht. Es dauerte nicht lange bis diese Meldung von GoogleNews indiziert war. Genauso schnell war die Nachricht auf vielen Techsites und Onlineportalen zu finden. Der Börsenkurs der angeblich von Google gekauften Firma stieg und sank innerhalb weniger Stunden sofort wieder. Der Grund: die ganze Geschichte war eine Ente.

Wer steckt dahinter? Das ist nicht leicht zu sagen. Sowohl Google als auch der WLAN Provider ICOA haben die angebliche Übernahme dementiert. Während der CEO von ICOA deutlich machte, dass die Absender-Adresse 'icoamail@gmail.com' keine firmeneigene sei und die angegebene Telefonnummer auf eine Karibikinsel führe, spricht PRWeb von Identitätsdiebstahl.

Fraglich sind beide Behauptungen. Zum einen könnte ICOA auf den kurzfristigen Anstieg des Börsenkurses gesetzt und sich damit an illegalen Spekulationsgeschäften beteiligt haben; zum anderen wimmelt es im Web von billiger Fake-PR, die sicher nicht ausschließlich durch Hacker verbreitet wird. Laut Informationen des Online-Magazines The Verge laufe dieser Vorfall für Marketing-Experten eher unter der Rubrik Business as Usual, als unter Unfall. Anders gesagt die Story ist mehr Erfolg als Niederlage. "Es gebe praktisch keine Hindernisse" sagt ein PR-Berater gegenüber The Verge. PR-Meldungen würden nicht ausreichend auf ihren inhaltlichen Wert überprüft, bevor sie verbreitet werden. "Du bezahlst nur für SEO". Ab 150 Dollar bekommt man beispielsweise über PRWeb ein breites Verteilungsnetz und mit ein bisschen Glück hochwertige Backlinks.

PR-Portale und SEO-Strategien sind eine Sache. Wie Journalisten die Informationen nutzen, eine völlig andere. Der Google-ICOA-Fall zeigt, wohin die Hetzjagd auf eine BigStory führen kann. Aber der Fall bringt auch Defizite bei der Google-News-Indizierung ans Tageslicht. Die Spamabwehr, die im herkömmlichen Google Ranking funktioniert, scheint nicht ohne weiteres auch bei Google-News zu wirken.

Über den Einsatz von Presseportalen für SEO hier ein praktischer Vertiefungshinweis.

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