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SEARCH MARKETING

Facebook für SEO relevant?

Markus Hövener, 12. August 2010

Facebook - eine Website mit PageRank 10, auf der man fast beliebig viele Seiten einrichten kann. Aber kann das alles für SEO genutzt werden? In diesem Artikel geht es darum, wie das soziale Netzwerk Facebook für SEO genutzt werden kann. Denn prinzipiell ist eine Website mit einer derart guten Verlinkung und der Möglichkeit, dort Seiten ablegen zu können, natürlich interessant.

Die grundsätzliche Debatte um Facebook – vor allem beim Thema Datenschutz – ignorieren wir dafür. Auch vergessen wir kurz, dass Facebook natürlich ein Hype-Thema ist. Das haben wir im gleichen Maße Medien wie auch Agenturen zu verdanken, die gerne Aussagen wie "Wer als Unternehmen nicht auf Facebook ist, hat keine Ahnung von neuen Medien und lebt hinterm Mond" verbreiten.

Im Folgenden konzentrieren wir uns also primär auf den SEO-Aspekt und nicht auf Facebook als Social-Media-Plattform - auch wenn im Artikel gut zwischen den Zeilen zu lesen ist, dass sich das beides nicht ausschließt.

Content

Die vielfältigen Inhalte, die es auf Facebook gibt (Profilseiten für Personen, Gruppenseiten, Diskussionen, …), sind über halbwegs sprechende URLs verfügbar, bei denen die erste "Ordnerebene" jeweils die Art der Seite widerspiegelt.

Wer sich die Verteilung der unterschiedlichen Ordner bei de-de.facebook.com anschaut (siehe SISTRIX-Auswertung), erkennt schnell, dass die meisten Rankings eindeutig für Suchanfragen rund um Personen existieren. Wenn z. B. bei Google nach "katharina huber" gesucht wird, erscheint deren Profilseite mit der URL http://de-de.facebook.com/people/Katharina-Huber/100000602044964 an der ersten Position.

An zweiter Stelle der Auswertung erscheint dann aber auch schon der Ordner /pages/, in dem viele recht unterschiedliche Arten von Seiten liegen. So finden sich hier z. B. auch Seiten, die der Wikipedia entstammen. Wer z. B. nach "atrioventrikularknoten" sucht, stößt direkt auf doppelten Content: Auf Platz 1 der Google-Ergebnisse findet sich die Wikipedia mit der URL http://de.wikipedia.org/wiki/Atrioventrikularknoten, während auf dem fünften Platz Facebook mit der URL http://de-de.facebook.com/pages/Atrioventrikularknoten/108228179211831 erscheint. Beide Seiten haben identische Inhalte - ein Zeichen dafür, dass Google es eben nicht immer perfekt schafft, doppelte Inhalte herauszufiltern.

Im Ordner /pages/ finden sich aber nicht nur Kopien von Wikipedia-Inhalten, sondern auch Seiten, die von Facebook-Nutzern zu bestimmten Themen oder auch für Unternehmen angelegt wurden. Wer z. B. nach der "RS Reisen GmbH" sucht, findet bei Google auf der ersten Seite auch deren Profilseite unter der URL http://de-de.facebook.com/pages/Roppen/RS-Reisen-GmbH/361960062140. Derartige Seiten kann jeder Nutzer anlegen (siehe unten).

Wie in der Sixtrix-Auswertung aber auch zu sehen ist, machen die Inhalte aus den Ordnern /people/ und /pages/ derzeit fast 98% aller Rankings aus. Dabei gibt es auch durchaus interessante Rankings und Anwendungen für die anderen Seitentypen – sie sind derzeit nur noch nicht so weit verbreitet. Das liegt natürlich auch daran, dass Facebook eben vor allem ein soziales Netzwerk ist, d.h. dass dort Inhalte rund um Personen vorherrschen.

Die Statistik wird allerdings durch die sogenannten "Vanity URLs" verfälscht. Wer eine bestimmte Mindestanzahl an Freunden/Fans (derzeit: 26) hat, kann seine eigene Vanity URL beantragen. Während eine Unternehmensseite ohne Vanity URL eine recht kryptische URL wie http://www.facebook.com/pages/Bloofusion-Germany/108216262532924 hat, kann man sich auch eine "hübschere" URL wie http://www.facebook.com/bloofusion.de geben lassen. Diese Seiten entziehen sich dann allerdings der Auswertung, sodass dort nur Seiten ohne Vanity URL zu sehen sind.

Linkaufbau

Wer sich Facebook mit einem Browser-Plugin anschaut, das Nofollow-Links darstellt (z. B. SearchStatus für Firefox), wird schnell die Freude an Facebook verlieren - zumindest, wenn es um Linkaufbau geht. Denn alle ausgehenden direkten Links sind als Nofollow-Links markiert.

Es gibt auch einige ausgehende Links, die keine Nofollow-Links sind. Wenn z. B. unter "Notizen" eine Notiz angelegt wird und in diese eine URL einbettet, wird sie über einen Redirect (z. B. http://www.facebook.com/note_redirect.php?...) per 302-Umleitung auf die eigentliche URL abgebildet.

In beiden Fällen mag unter SEOs gestritten werden, ob überhaupt und wie viel diese Links zur Verbesserung der Link-Popularität beitragen. In jedem Fall kann man aber feststellen, dass unter Ausnutzung der normalen Features keine direkten Dofollow-Links hinzubekommen sind.

Wer unbedingt einen direkten Facebook-Link haben möchte, muss schon ein bisschen tricksen. Interessant - nicht nur unter diesem Aspekt - ist die Anwendung "Static FBML", mit der man größeren Einfluss auf die Gestaltung einer Seite hat. Hier kann quasi direkt der Quellcode einer Seite verändert werden. Wer Interesse daran hat, seine Seite aus dem optischen Facebook-Einerlei herauszuheben, sei auf entsprechende Anleitungen (z. B. http://www.techipedia.com/2009/create-facebook-page/) verwiesen.

Mit Hilfe dieser Anwendung können dann ansprechende Seiten wie diese Profilseite erstellt werden. Auch hier ist zu sehen, dass alle Links Nofollow-Links sind - bis auf einen ("Krug") im Footer. Es ist also derzeit doch möglich, direkte Links von Facebook zu bekommen. Allerdings ist damit zu rechnen, dass Facebook derartige Tricks in naher Zukunft auch sperren wird. Somit sollte man sich damit abfinden, dass Facebook sich nicht zur Verbesserung der Verlinkung durch direkte Links eignet.

SEO-Strategie

Wenn Facebook also für den Linkaufbau keinen besonderen Wert hat, stellt sich die Frage, wie Facebook sinnvoll für SEO genutzt werden kann. Natürlich sollte ein Medium wie Facebook nicht nur unter diesem isolierten Aspekt betrachtet werden und stattdessen als Möglichkeit zur Kundenbindung und auch als PR-Plattform verstanden werden. Aber dennoch ist es natürlich interessant, wenn es eine Website mit derart hoher Link-Popularität gibt, auf der nahezu beliebig viele Inhalte abgelegt werden können.

Wie das zum eigenen Vorteil genutzt werden kann, zeigt z. B. der Online-Shop Dance Art Direct. Für die Suchanfrage "tanzschuhe online kaufen" wird nicht nur deren eigene Website auf den Positionen 4 und 5, sondern auch deren Facebook-Profil auf Position 10 gefunden.

Über Facebook können also Seiten angelegt werden, um mehr direkt beeinflussbare Seiten in den Suchergebnissen zu erhalten. Besucher dieser Seite haben dann zwei Möglichkeiten:

  • Sie können die Facebook-Seite besuchen und dort die Funktionalitäten nutzen, z. B. Notizen hinterlassen, Fotos und Videos angucken, Fan werden und so weiter.
  • Durch geschickte Gestaltung der Seiten können Besucher direkt auf die "eigentliche" Website gelenkt werden. Facebook ist in diesem Fall also nur ein Mittel zum Zweck, so dass die Seiten unter das Konzept "Presell Pages" fallen.

Facebook-Seiten

Wer Facebook nutzen möchte, um für relevante Keywords gefunden zu werden, sollte sich zunächst mit dem vertraut machen, was Facebook "Seiten" nennt. Seiten kann jeder in seinem Account anlegen (http://www.facebook.com/pages/create.php) - für Unternehmen, Marken, Organisationen, Künstler, Bands und vieles mehr.
 
Das Erstellen von Seiten ist kostenfrei und mit sehr wenig Aufwand möglich. Ein Blick auf die Facebook-Seite für Dance Art Direct zeigt aber, dass bei der Namenswahl für die Seite durchaus einiges beachtet werden muss. Dazu muss man vor allem wissen, dass Facebook den Seitentitel der resultierenden Seite aus dem Namen der Seite aufbaut.

Die Seite "Bloofusion Germany" hat also einen Seitentitel wie "Facebook | Bloofusion Germany" (also einen Seitentitel ohne relevante generische Keywords). Wenn allerdings - wie Dance Art Direct - nicht nur der Firmenname, sondern auch noch das wichtigste Keyword eingebaut wird, übernimmt Facebook auch diese Suchbegriffe in den Seitentitel.

Darüber hinaus kann eine eigene Seite dann auch an anderen Stellen mit Text und eigenen Suchbegriffen aufgefüllt werden - oder aber man installiert auch hier die Anwendung "Static FBML", um einen höheren Einfluss auf die Gestaltung der Seite zu haben.

Man erhält dann z. B. eine Seite wie die von Dance Art Direct, die nicht nur für Suchanfragen wie "tanzschuhe online kaufen" auf der ersten Google-Seite erscheint, sondern zudem noch Besucher dieser Seite mit verschiedenen Links direkt auf den Online-Shop schickt.

Weitere Möglichkeiten

Neben den Facebook-Seiten gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, um auf relevante Suchbegriffe abzuzielen. Schließlich bietet ein Unternehmensname nur Platz für einen oder maximal zwei Suchbegriffe.

Eine Möglichkeit besteht darin, Notizen anzulegen (über den entsprechenden Reiter "Notizen"). Wer z. B. nach "esff tickets kaufen" sucht, findet in den Suchergebnissen recht weit vorne eine einzelne Notiz, die zum Profil von "Energy Zürich" (www.facebook.com/EnergyZuerich) gehört. Diese Notiz enthält dann auch direkt einen Link auf die Website, auf der das Ticket gekauft werden kann.

Aber auch Videos stellen eine Möglichkeit dar, relevante Rankings zu erzielen und zeitgleich Besucher auf die eigene Website zu lenken. Wie hier zu sehen ist, kann auch nach dem Beschreibungstext eines Videos ein Link eingebaut werden. Natürlich sollte der Name des Videos und der Beschreibungstext gut auf relevante Zielsuchbegriffe abgestimmt werden. Wer z. B. nach "mediamarkt darmstadt" sucht, stößt dabei auf die Videoseite mit der URL http://www.facebook.com/video/video.php?v=1092798990890062; wer nach "club vaio" sucht, findet eine Videoseite wie http://www.facebook.com/video/video.php?v=192098432289.

Videos sind durchaus spannend – aber wohl eher, wenn diese ohnehin schon vorhanden sind oder diese sehr kostengünstig produziert werden können. Für einen Markenartikler, der Fernsehwerbung betreibt, würde es sich z. B. anbieten, alle Werbe-Spots in das eigene Facebook-Profil zu integrieren, um so Besucher anzuziehen, die nach dem Namen eines Spots suchen (z. B. "vw werbung mit paul breitner").

Selten benutzt von Unternehmen wird auch der Reiter "Diskussionen", über den recht gut Inhalte eingestellt werden können. Es reicht ja hier zunächst, eine Frage zu stellen, die auf Suchbegriffe abgestimmt ist – eine echte Diskussion muss unter dem SEO-Aspekt gar nicht stattfinden. In einigen Beispielen haben wir hier jeweils Fragen für Drei-Wort-Suchanfragen generiert. Die resultierenden Seiten wurden von Google für diese Suchanfragen immer auf der ersten Position angezeigt. Wenn aus diesen Drei-Wort-Suchanfragen aber nur zwei Wörter ausgewählt wurden und danach gesucht wurde, waren die Seiten in der Regel erst auf hinteren Plätzen zu finden.

Verlinkung

Insgesamt zeigt sich hier ein grundlegendes Problem aller Aktivitäten bei Facebook: Die Website Facebook.com hat zwar eine immense Link-Popularität, aber deswegen sind trotzdem nicht alle Inhalte direkt bei Google auf dem ersten Platz zu finden. Das liegt sicherlich an verschiedenen Faktoren, vor allem an den folgenden:

  • Facebook hat zwar eine extrem hohe Link-Popularität, aber auch ein "Sammelsurium" an Inhalten. Der thematische Fokus fehlt hier vollkommen.
  • Die Inhalte liegen zum Teil extrem tief in der Website, so dass viele Seiten von der Link-Popularität sehr wenig abbekommen.

Bei unseren Tests haben wir daher oft unsere Inhalte mit externen Links versorgt. Auf jeden Fall sollte ein Unternehmen von seiner eigenen Website auf seine Facebook-Seiten verlinken, um hier eine thematische Verbindung herzustellen. Noch besser wäre es, noch zusätzliche Links von anderen Websites zu besorgen. Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert, weil so die enorme Link-Popularität von Facebook noch weiter verbessert wird, ohne dass die eigene Website direkt davon profitiert.

Sicherlich reicht es bei sehr konkurrenzschwachen Suchbegriffen aus, Inhalte einfach auf Facebook abzulegen (z. B. als Notiz), aber bei unseren Tests haben wir hier nur recht selten gute Rankings erzielt. Unternehmen sollten also auf jeden Fall eine Strategie zur Verlinkung haben.

Ausblick

Facebook wird so schnell wohl nicht untergehen. Das rasante Wachstum und das enorme Interesse an der Plattform zeigen, dass Facebook einiges richtig macht und auch noch ein paar Jahre relevant sein wird.

Wer also über SEO für die eigene Website nachdenkt, sollte auch SEO für Facebook in Erwägung ziehen. Die Minimallösung besteht dann darin, für das eigene Unternehmen eine Seite bei Facebook einzurichten und diese Seite von der eigenen Website aus anzulinken. Darüber hinaus gibt es aber  – wie im Artikel gezeigt –  noch viele Möglichkeiten, Inhalte für bestimmte Suchbegriffe abzulegen, um dann mit diesen Seiten auch Rankings zu erzielen. Das Gute daran ist sicherlich, dass man so eigentlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Da man für alle diese Maßnahmen Inhalte auf Facebook stellen muss, erhöht man die Attraktivität des eigenen Facebook-Profils und springt so auch auf den Social-Media-Zug auf. Außerdem kann man so eben auch wertvollen Traffic erzeugen.

Fazit

Facebook ist auch in Bezug auf SEO sehr interessant. Mit entsprechenden Maßnahmen können Unternehmen zweierlei erreichen: Ein interessantes Facebook-Profil, damit Besucher dort den Dialog mit dem eigenen Unternehmen suchen, und obendrein die Möglichkeit, zusätzlichen Traffic für die eigene Website zu generieren.

Über den Autor/die Autorin:

Markus Hövener ist geschäftsführender Gesellschafter und Head of SEO der Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Darüber hinaus bloggt er zu SEO-Themen für die Internetkapitäne , ist Chefredakteur vom SEO-, SEA- und E-Commerce-Magazin suchradar und hält Vorträge auf Konferenzen wie zum Beispiel SMX, Conversion Conference, SEOkomm und Search Conference.

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