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Verlagsschelte für geplantes Tagesschau-App

22. Dezember 2009 (rt)

Zur Ankündigung der ARD, die „Tagesschau“ als kostenloses Applet anzubieten, haben sich neben dem Axel Springer Verlag auch der VDZ negativ geäußert. Von Marktverzerrung zu Lasten der Verlage in einer existenziellen Umbruchphase ist die Rede.

Edda Fels, Axel Springer AG

Appell der Axel Springer AG

Edda Fels, Unternehmenssprecherin der Axel Springer AG, appelliert an die ARD, das Tagesschau-App Vorhaben einzustellen und begründet dies mit einer nicht tolerierbaren Marktverzerrung:

"Wir haben die Ankündigung der ARD, ein kostenloses Applet der ‚Tagesschau’ in Apples AppStore anzubieten, mit Befremden zur Kenntnis genommen. Wir gingen davon aus, dass die vorhandenen Gebühren schon nicht mehr zur Finanzierung des bestehenden Angebots ausreichen. Deshalb wundern wir uns, dass im Vorfeld der geplanten Gebührenumstellung das Angebot sogar erweitert werden soll.

Es gehört ganz sicher nicht zum Grundversorgungsauftrag öffentlich-rechtlicher Fernsehanstalten, kostenlose Applets auf dem iPhone zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich hierbei um eine nicht tolerierbare Marktverzerrung. Die privaten Verlage, darunter auch unser Haus, versuchen derzeit, Qualitätsjournalismus im Netz durch den Aufbau von Bezahlmodellen zu finanzieren mit dem Ziel, die Geschäftsgrundlage für Qualitätsjournalismus in der digitalen Zukunft zu sichern und auch dauerhaft Meinungsvielfalt zu gewährleisten. Die Folge der öffentlich-rechtlichen Kostenlos-Offensive wird sein, dass private Angebote langfristig kaum noch konkurrieren können und so Vielfalt reduziert wird.

Wir bitten Herrn Boudgoust und Herrn Marmor, freiwillig auf ein kostenloses Angebot zu verzichten."

Wolfgang Fürstner , VDZ

VDZ prüft rechtliche Schritte

Auch die deutschen Zeitschriftenverleger kritisieren das Vorhaben der ARD, im nächsten Jahr die Tagesschau kostenlos für das iPhone zur Verfügung zu stellen, aufs Schärfste: „Damit dehnt die gebührenfinanzierte ARD erneut ihren Auftrag zu Lasten der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger aus“, heißt es in einem Brief von VDZ-Geschäftsführer Wolfgang Fürstner an Kulturstaatsminister Neumann und die Ministerpräsidenten der Länder. In seinem Schreiben bittet der VDZ die Angesprochenen darum, ihren ganzen Einfluss dahingehend geltend zu machen, dass sich die ARD auf ihren Grundversorgungsauftrag beschränkt.

In dem Brief heißt es ferner: „Kaum haben Verlage erste Bezahlmodelle entwickelt, um in einer für sie außerordentlich schwierigen Lage die journalistische Qualität weiter finanzieren zu können, drängt das öffentliche-rechtliche Fernsehen auf dasselbe Feld; allerdings mit einem Gratisangebot, das den Markt auf hochproblematische Weise verzerrt.

Bekanntermaßen müssen die Zeitschriftenverlage eine existenzielle Umbruchphase bewältigen. Sie müssen neue Geschäftsmodelle entwickeln und aufgrund der Einbrüche des Anzeigengeschäftes neue Finanzierungsquellen sichern. Genau diese Bemühungen werden durch die Bestrebungen der ARD tatsächlich erschwert.“

Fürstner verdeutlichte, dass sich die Bundeskanzlerin anlässlich der VDZ Zeitschriftentage im November 2009 auf die Seite der Verlage gestellt und Schutz vor Marktverzerrungen zugesagt hat. Dazu zählten nicht nur Werbeverbote, sondern auch gebührenfinanzierte Verdrängungsversuche. „Die ARD würde mit ihrem Vorhaben auch ihren Kurs fortführen, jeden neuen Medienkanal jenseits des Fernsehens zu besetzen“ so Fürstner, der auch mögliche rechtliche Schritte prüfen will.