Vieles spricht für das Advertising mit interaktiven Bannern oder im Videoformat. Und dennoch wird bei einem Streifzug durch das Internet das eigentlich immer gleiche Bild geboten, die altbekannten Werbemittel mit statischen Ads kann man blind mitsingen. In der Planung und bei der Gestaltung von Onlinewerbeflächen haben sich in der Breite Routinen und Standards verselbständigt, die fast schon als langweilig zu bezeichnen sind. Attraktive Innovationen in der Onlinewerbung sind eine Seltenheit. Viel Lärm, viel Nichts, könnte man denken.
Aber es gibt Unternehmen, die diesen Routinen den Kampf ansagen und die Werbemittellandschaft bereichern wollen. So startete offiziell im Mai 2008 die Firma EyeWonder Inc. als selbsterklärter Spezialist in Sachen Interactive Digital Advertising (IDA) mit der Übernahme von vendi interactive (bereits im September 2007) in den deutschen Markt. Im ersten Quartal 2008 machte das Unternehmen einen Umsatzsprung von 300 Prozent und vermeldete die Verdopplung der Mitarbeiterzahl. Wie das möglich ist, obwohl man die Bewegtbild-Kampagnen beim Surfen im Internet oft vergeblich sucht, erzählte Deutschland-Chef Ken Marco Gitzen im Gespräch mit Adzine: Dass im Internet gefühlt nur wenig Bewegtbild-Ads zu sehen sind, erklärt Gitzen: "Manchmal suche ich nach einer unserer Kampagnen und finde sie einfach nicht, obwohl ich weiß, dass sie gerade geschaltet und 25 Millionen Mal ausgeliefert wird. Häufig laufen diese Ads aber ja eben nicht auf der Startseite, sondern werden passend auf irgendeiner Unterseite ausgeliefert, nämlich dort, wo Interessierte auch gucken, also etwa, wenn VW einen Spot bei Spiegel schaltet, läuft der nicht auf der Startseite, sondern unter: Motor, Technik, Sport."
Geburtshelfer für Kreation
Auf den ersten Blick ist EyeWonder ein technischer Dienstleister und Anbieter einer Ad-Serving-Lösung, die sie den Mediaagenturen zur Auslieferung speicherintensiver Ads anbieten. Sie verdienen also Geld mit dem Trafficking von interaktiven und bewegten Werbemitteln. Tatsächlich steht bei EyeWonder aber noch ein weiterer Leistungsbereich als zweite Säule neben der eigentlichen Leistung als Ad-Server, nämlich die Beratung der Kreativ-Units der Agenturen im Umgang mit den interaktiven digitalen Werbemitteln; genauer gesagt: EyeWonder hat über das Consulting eine geschickte Strategie gefunden, um sich als Anbieter des Ad-Serving bei den Agenturen ins Spiel zu bringen - eine äußerst clevere Vertriebspolitik, die dankend angenommen wird, wie die Geschäftsentwicklung zeigt.
Die Beratungsleistung verfolgt dabei nicht allein das Ziel, Kreative und Planer bei der technischen Umsetzung digitaler interaktiver Online-Werbemedien zu unterstützen, sondern eben auch an der Auslieferung der mitunter recht großen Bewegtbild-Werbemittel zu verdienen. Ken Gitzen bestätigt den Beratungsbedarf der Agenturen, dem EyeWonder nur allzu gern nachkommt, und macht keinen Hehl daraus, dass der Umsatz mit Ad-Serving gemacht wird. „Wir wollen mit dem Gesicht zum deutschen Kunden stehen“, stellt Gitzen klar und weist darauf hin, dass die Beratung keine zusätzlichen Kosten verursacht.
Die Schubfeder des Konzepts ist die Überlegung, an welchen Schlüsselstellen in der Praxis Kreative und Planer tatsächlich einen Bedarf an Unterstützung haben. Nach Gitzens Beobachtung ist das vor allem die Stelle der technischen Umsetzung. Agenturen beschreiten eher aus Gewohnheit und der Scheu vor zeitintenisiver Umsetzung und technischer Probleme altbewährte Wege. Durch das clevere Service-Angebot der unentgeltlichen pro-aktiven Unterstützung, das sehr zuverlässig als Dooropener funktioniert, werden nun auch immer stärker die technischen Vorzüge des IDA genutzt. "Clickrates sind heute nicht mehr das große Thema", die Attraktion sei vielmehr das Umfeld gepaart mit dem interaktiven Werbeformat erklärt Gitzen. "Wir können den Planern sagen - du hast nicht mehr Aufwand als bei einem statischen Werbemittel, wenn du bei uns Interactive Digital Advertising machst", freut er sich und preist die Vorzüge des firmeneigenen Softwaretools zur Werbemittelerstellung AdWonder, an.
Reporting
Die Echtzeit-Reporting-Plattform stelle einen attraktiven Zusatznutzen für EyeWonder Kunden dar, weil man neben Cookie-Tracking und Click-Stream-Aufzeichnung auch alle Interaktionen protokolliert. Da das über Flash-Cookies ein etwas anderes Prozedere sei als bei "normalen" Cookies, ist auch eine entsprechende Verweildauer der Datensammler auf den Rechnern der User gewährleistet. Flash-Cookies können nicht so einfach gelöscht werden wie gewöhnliche Cookies und sind daher länger zu tracken.
Video + Interaktion
Aktuell beobachtet Gitzen in der Werbemittelgestaltung einen Trend hin zur immer stärkeren Nutzung von Interaktionswerkzeugen im Werbemittel selbst. Ein attraktiver Mehrwert wird dadurch erreicht, dass der Adressat sich mit dem Ad interaktiv beschäftigen kann, wenn er sich davon angesprochen fühlt, indem er zum Beispiel einen Coupon downloaden, seine Kontaktdaten in eine Adressfeldmatrix eingeben oder per send-to-a-friend einen (Video-) Betrag an jemanden versenden kann. Gerade In-Streaming-Lösungen sind aktuell gefragt, das Pre-Roll-Add gehört derweil schon fast zum absoluten Standardprodukt. In den USA sei diese Allianz von Bewegtbild-Ad und Interaktion bereits sehr weit fortgeschritten, in Deutschland steckt man bei der Produktion noch in den Kinderschuhen. Das liegt mitunter aber auch an der wenig ausgeprägten Gutschein-Kultur in Deutschland, meint Gitzen: "Eine Kampagne, die in USA sehr gut gelaufen ist auf einer Seite, die überwiegend von Teenagern besucht wird, bot einen Coupon für einen Gratisburger an, den man sich downloaden konnte, wenn man eine interaktive Burger-Grafik angeklickt hat. So etwas sieht man in Deutschland noch eher selten."
Für Gitzen befinden sich Kreative und Planer noch ganz am Anfang in der Kreation und Planung von IDA-Onlinewerbemitteln und er möchte mit EyeWonder dazu beitragen, dass die möglichen technischen Standards ohne Hemmnisse umgesetzt werden können. "Wir befinden uns gerade erst am Anfang, aber die Hilfestellung und Unterstützung, die wir bieten, wird sehr dankbar angenommen, und in USA ist es üblich, dass Mitarbeiter, die von EyeWonder bezahlt werden, mit in den Kreativagenturen sitzen und die Kunden betreuen." Wesentlich sei doch, dass EyeWonder Angebote machen kann, die Kreative begeistern und Planer nicht abschrecken.
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