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MOBILE

Mobiles Internet: Kleiner Bruder des PC-Webs?

Michael Neidhoefer, 8. Februar 2008

Das Internet ist nicht mehr auf den heimischen PC oder das Büro beschränkt. Konsumenten greifen heute zu jeder Zeit auf das breit gefächerte Web-Angebot zu, egal an welchem Ort sie sich befinden. Bis vor kurzem musste dazu noch der "Schlepptop" mitgenommen werden. Mobiltelefone der neueren Generationen änderten dies. Ausgerüstet mit leistungsfähigen Displays, komfortablen Internet-Browsern und Übertragungstechnologien, die für eine schnelle Datenübertragung sorgen, machen sie das "mobile Internet" für jeden Konsumenten verfügbar.

Weit stärker verbreitet und näher dran am Konsumenten als der PC weckt das Handy nun massiv das Interesse von Content-Anbietern, Werbetreibenden und Anwendungsentwicklern. Ihnen sind jedoch die besonderen Herausforderungen und Chancen des Mediums oft noch nicht voll bewusst. Sie verstehen das mobile Internet als kleinen Bruder des PC-Internets und versuchen daher, Konzepte und Erfahrungen aus dem PC-Web auf den "mobilen Distributionskanal" zu übertragen. Frusterlebnisse sind damit vorprogrammiert.

Die Fehleinschätzung des mobilen Webs wird von vielen Seiten aktiv gefördert. Suchmaschinenbetreiber trieben ihre Expansion ins mobile Web anfangs voran, indem sie PC-Webseiten automatisch "transcodierten". Damit wurde suggeriert, dass das gesamte PC-Web auch über das Handy erreichbar sei. Wer allerdings eine automatisch umgeformte Website auf seinem Handy öffnet, weiß, dass diese keine Ähnlichkeit mehr mit dem Original aufweist. Mobilfunknetzbetreiber und Handyhersteller schlugen ähnliche Wege ein, wenn sie Middleware-Technologien oder mobile Browser einsetzten, die PC-Websites automatisch für den mobilen Kanal "optimierten". Das Ende dieser Entwicklung ist mit dem iPhone erreicht, das Webseiten in voller Pracht, wenn auch stark verkleinert, darstellt. Wer allerdings glaubt, dass mit iPhone & Co. die Entwicklung spezieller mobiler Internetangebote obsolet wird, der irrt.

Herausforderungen und Chancen des mobilen Internets

Mitte der 1990er Jahre erlangte das Internet weltweit kommerzielle Bedeutung. Auch damals waren die ersten Schritte ins neue Medium davon gekennzeichnet, althergebrachte Erfolgsrezepte zu übertragen. So versuchten z.B. Verlage und Versandhändler zunächst, Zeitschriften und Kataloge eins zu eins "ins Netz zu stellen". Erst langsam wurde klar, dass das Internet ganz neue Herausforderungen mit sich brachte, aber auch ganz neue Chancen eröffnete. Im mobilen Internet stehen wir heute an eben diesem Punkt der Entwicklung.

Die Herausforderung des mobilen Internets besteht in seiner technologischen Komplexität. Eine durchgängige Standardisierung, wie sie sich im PC-Web durchgesetzt hat, fehlt im Mobilfunk bislang. Hier herrscht weltweit ein buntes Chaos verschiedenster Übertragungstechnologien, proprietärer Netzbetreiber-Standards und einer Vielzahl von Endgeräten, ausgestattet mit Browsern und Betriebssystemen, die vielfach unterschiedlich konfiguriert sind. Dieses Chaos macht es notwendig, z.B. ein Video, das weltweit auf allen videofähigen Endgeräten abgespielt werden kann, in fast 60 verschiedenen Formaten vorzuhalten.

Dazu kommt, dass viele aus dem PC-Web vertraute Lösungen zur Gestaltung und Benutzerführung, wie z.B. eingebettete Flash-Animationen, im mobilen Internet oft noch nicht zur Verfügung stehen. Für Entwickler und Betreiber mobiler Websites ergibt sich daraus bislang das Dilemma, entweder anspruchsvolle Anwendungen für eine geringe Zahl von High-End-Handys oder simple Seiten, die praktisch nur aus Texten und Links bestehen, für alle Handys bereitzustellen. Was dabei auf welchem Endgerät wirklich funktioniert, konnte bislang nur durch zeitraubende und kostenintensive Tests herausgefunden werden. Eine Never-Ending-Story, wenn man bedenkt, dass jeder Handy-Hersteller pro Jahr circa 50 neue Endgeräte auf den Markt bringt.

Die Chancen des mobilen Internets liegen in der speziellen Situation des Nutzers, kombiniert mit den spezifischen Fähigkeiten des von ihm genutzten Endgeräts.
Unterwegs sind oftmals andere Inhalte relevant als am heimischen PC. Mit dem Handy sind darüber hinaus aber auch ganz neue Dienste möglich. Beispiel Suche: Am PC geht es vor allem um die inhaltliche Relevanz der Ergebnisse. Bei der Suche per Handy kommt die lokale Relevanz hinzu. Der Standort des Nutzers wird hier zum entscheidenden Faktor für die Eingrenzung der Ergebnisse. Nicht umsonst investieren daher Suchmaschinenbetreiber im Rahmen ihrer mobilen Strategie massiv in Standorterkennung und kartenbasierte Dienste.

Mobiles Internet leicht gemacht

Um die Chancen des mobilen Internets heute bereits optimal auszuschöpfen und dabei zugleich seine technologischen Herausforderungen zu meistern, bedarf es einer Technologieplattform, mit der sich mobile Webseiten so konfigurieren lassen, dass sie mitsamt ihrer multimedialen Inhalte an jedes marktgängige Handy optimiert ausgeliefert werden können. Diese Plattform muss drei Grundprobleme lösen, die einer erfolgreichen "Mobile Internet-Strategie" im Wege stehen: Sie muss Multimedia-Inhalte perfekt aufbereiten; die Bereitstellung jedes Contents, auf jedem Handy, in jedem Netz, in jedem Land weltweit erlauben; und zugleich die Monetarisierung durch mobile Werbung und mCommerce ermöglichen.

Über das Internet universell zugänglich sollte die Plattform sowohl professionelle Entwickler-Toolkits als auch einen intuitiv zu bedienenden "Site Builder" für die Entwicklung komplexer mobiler Websites zur Verfügung stellen, um verschiedenen Nutzergruppen einen optimalen Service zu bieten. Ziel ist es dabei stets, mobile Webseiten an alle gängigen technischen Standards und Endgeräte-Konfigurationen im Mobilfunkbereich anzupassen. Nur so verringert sich der nötige Programmieraufwand erheblich. Aufwendiges Testen der Seiten mit verschiedenen Handy-Modellen entfällt sogar komplett, wenn alle mobilen Endgeräte bei einer entsprechenden Technologieplattform vorab auf Kompatibilität getestet werden. So können anspruchsvolle mobile Web-Anwendungen schnell und einfach entwickelt werden, die in Qualität und Benutzerfreundlichkeit PC-Webseiten in nichts nachstehen und sogar den Einsatz von Flash- und AJAX-Technologie ermöglichen.

Mobile Internet-Seiten bewusst planen

Das heißt allerdings nicht, dass Unternehmen sich keine Gedanken mehr über Aufbau und Inhalte ihrer mobilen Website machen müssen. Bevor eine Site realisiert wird, sollte die mobile Internetseite genau geplant werden. Firmen müssen sich bereits in der Planungsphase Gedanken machen, was sie auf dieser Seite darstellen wollen, wie die Inhalte aufgebaut und wie komplex die Seite sein sollte. Ist dies entsprechend verabschiedet, tritt die ausgewählte Technologieplattform auf den Plan und erleichtert Entwicklern die Umsetzung der geplanten mobilen Website. Der Vorteil einer solchen Plattform: Sie bringt jeden Inhalt auf jedes mobile Endgerät - egal, in welchem Land sich der Anwender befindet oder welches Mobilfunkgerät er nutzt. Rich-Media-Content lässt sich so perfekt für jeden mobilen Kanal adaptieren.

Rosige Zukunft für das mobile Internet

Nicht nur Analysten wie Forrester Research sagen dem mobilen Internet einen schwunghaften Anstieg auf Seiten der Anwender voraus - immerhin wurden circa eine Milliarde Handys im vergangenen Jahr laut einer Studie von Portio Research vom Januar 2008 verkauft, Tendenz weiterhin steigend. Die allermeisten dieser Telefone sind heutzutage internetfähig. Sollte jedoch die Umsetzung von mobilen Internet-Seiten nicht an die technologischen Rahmenbedingungen des Mediums Handy angepasst sein, wird das mobile Internet den berechtigten Erwartungen der Konsumenten auch weiterhin nicht gerecht werden.

Über den Autor/die Autorin:

Michael Neidhoefer ist Gründer und CEO von netbiscuits

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