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- Editorial

EditorialBewegtbilddilemma

Arne Schulze-Geißler, 10. September 2015

Mein persönliches Bewegtbilddilemma ist schlicht zeitlicher Natur, denn seit ein paar Monaten stapeln sich nämlich in meinem Netflix-Account Filme und Serien, die geschaut werden wollen. Denn der Streaming-Anbieter hat es in kurzer Zeit geschafft, ein beeindruckendes Angebot an Vielfalt und Qualität auch den deutschen Kunden wie mir bereitzustellen und mein TV-Verhalten völlig umzukrempeln.

Mir fehlt jedenfalls regelmäßig die Zeit, die vorgemerkten Serien und Filme abzuarbeiten, und die Merkliste scheint immer länger zu werden. Das liegt nun nicht nur daran, dass ich zu selten Streams konsumiere, sondern eindeutig an der enormen Aktivität, die Netflix insbesondere mit eigenen Produktionen an den Tag legt. Denn im Kampf um zahlende Kunden und Marktanteile hat sich eigener hochwertiger Content offenbar als das Mittel der Wahl entpuppt und andere internationale Streaming-Anbieter wie Apple TV haben ebenfalls eigene Produktionen angekündigt. Netflix ist schon heute mit über 50 Mrd. Dollar bewertet, um einfach nur mal die Größenordnung zu nennen. Es passiert gerade nichts anderes, als dass der weltweite klassische TV-Markt neu verteilt wird.

Wir sprechen über Geschäftsmodelle mit Zielgrößen von mehreren Hundert Millionen Abonnenten, die gerade begonnen haben, eine gigantische Contentmaschinerie in Bewegung zu setzten, die qualitativ extrem hochwertiges Entertainment produziert und ihren Kunden zu relativ günstigen Konditionen werbefrei anbietet.

Hier treffen globale Abomodelle auf nationale werbefinanzierte Sender oder anders gesagt, Frank Underwood trifft auf Promi Dinner. Unsere Privatsender haben dem rein gar nichts entgegenzusetzen, sie können nicht einmal darauf hoffen, übernommen zu werden. Man braucht sie schlicht nicht mehr. Eigentlich geht es nur noch um die Frage: Wie lange noch?

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