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EditorialRealtime-Definitionen

Arne Schulze-Geißler, 15. Februar 2013

Immer häufiger erhalten wir in der Redaktion Anfragen von Studierenden, die ihre Bachelorarbeit über Themen des Online-Werbemarktes verfassen. Es geht oft um Literaturtipps, Begriffsabgrenzungen und Definitionen zu Sachverhalten, in denen die wissenschaftliche Literatur keinen oder nur wenig Aufschluss bietet. So erhielten wir auch vor etwa zwei Wochen eine Anfrage von einem Studenten aus den Niederlanden, der uns bat, ihm bei der Einordnung der Begriffe Realtime-Marketing, Realtime-Advertising und Realtime-Bidding behilflich zu sein.

Natürlich springen wir in solchen Fällen gerne ein, wenn die klassische Lehre noch keine Antworten ausgebrütet hat. Marketing als Oberbegriff des absatzorientierten Handelns ist dabei natürlich unumstößlich, aber er lässt sich mit den Errungenschaften der digitalen Welt sehr schön kombinieren. So entstand wohl auch der Begriff des Realtime-Marketing, der sämtliche absatzorientierte Aktivitäten beschreibt, die mit Hilfe von (digitalen) Echtzeitinformationen über die Zielgruppe beeinflusst und gesteuert werden können.

Da das Marketing ja nicht nur die Kommunikation umfasst, sondern auch die Produkt- und Preisgestaltung sowie den Vertrieb, eröffnen sich endlose Ansatzpunkte für die Verwertung von Echtzeitinformationen. Wenn man es sich recht überlegt, ist dies in der Offlinewelt seit jeher Normalität. Bietet ein Schuhverkäufer einer Kundin im stationären Handel einen Rabatt ein, weil er der Meinung ist, sie anders nicht zum Kauf bewegen zu können, handelt es sich im Grunde auch um eine Realtime-Marketing-Maßnahme. Nichts Neues also, man könnte den Begriff Realtime-Marketing auch gut wieder aus dem Fachvokabular streichen.

Nun wollen wir aber zum zweiten Realtime-Begriff kommen, der in der Kommunikation als Teilbereich des Marketing angesiedelt ist, das Realtime-Advertising. Die Echtzeitwerbung kann natürlich dazu dienen, sämtliche realtime-veränderbaren Parameter des Marketings an die Zielgruppe zu übermitteln. Das Realtime-Advertising wird heute explizit im Zusammenhang mit dem digitalen Display Advertising (Banner, Video, Mobile) gebraucht und besagt, dass jede einzelne Ad Impression auf Basis definierter Kriterien in Gestalt eines Algorithmus oder eines Browserprofils im Moment des Seitenaufrufs ausgewählt wird.

Wäre da noch der Preis für die Realtime-Werbung und da kommen wir dann zum letzten Begriff, dem Realtime-Bidding. Denn hier geht man noch den Schritt weiter, dass auch die Preisbildung für eine Impression dynamisch geschieht und in Echtzeit über eine Auktion zustande kommt. Wird einem Werbekontakt oder einer Platzierung von Nachfrageseite ein hoher Wert beigemessen, wird die dynamische Preisbildung tendenziell zu höheren Erlösen für den Verkäufer führen als statische Vermarktungsmodelle. Die Umsetzung der beschriebenen Theorie in die Praxis ist das Thema der folgenden zwei Artikel.

Viel Spaß mit Adzine!

Bild Arne Schulze-Geißler Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE