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EditorialNutzer brauchen mehr Know-how

Arne Schulze-Geißler, 19. Juli 2012

Während die digitale Werbewirtschaft sich professionalisiert und Verfahren entwickelt, anonyme Verhaltensdaten für Targetingzwecke weiter unkenntlich zu machen, damit noch nicht einmal die theoretische Möglichkeit besteht, einen Personenbezug über IP-Adressen herzustellen, bieten einzelne Bundesländern wie Berlin oder Bayern über ihre Einwohnermeldeämter Adressdatensätze nicht staatlichen Stellen zum Kauf an.

Der Bürger soll sich nach dem im Bundestag bereits verabschiedeten Änderung des Meldegesetzes nur noch durch ein Opt-out vor dem Adressverkauf schützen können.

Die gleichen Politiker, die die Änderung des Meldegesetzes auf den Weg gebracht haben, dürften vermutlich auch das Opt-in für Cookies unterstützen. Facebook, Google und das Internet im Großen und Ganzen erscheinen ihnen unsicher und könnten möglicherweise eine Bedrohung darstellen.  

Jetzt aber mal ernsthaft, ohne die Datenschutzherausforderungen der digitalen Welt herunterspielen zu wollen, muss man doch fragen, vor wem oder was die Bürger denn in erster Linie geschützt werden müssen. Ich finde es jedenfalls eher bedenklich an mich persönlich adressierte Wahlwerbung von der NPD im Briefkasten zu haben als an meine Gewohnheiten und Präferenzen angepasste Werbeeinblendungen auf meinen präferierten Websites. Wenn mich die Banner nerven, kann ich jederzeit den Adblocker aktivieren oder Cookies deaktivieren, meinen Briefkasten kann ich ja schlecht zunageln. Dennoch muss ich natürlich die technischen Optionen kennen, die mir im Internet Schutz bieten können.

Und genau darin liegt die Herausforderung für den Staat, nämlich seine Bürger über die digitale Mediennutzung aufzuklären. Denn in der Unwissenheit und Naivität vieler Nutzer liegt die größte Gefahr. Bei einem Fernseher oder einem Printmagazin ist man mal abgesehen vom schlecht gewählten Inhalt keiner potenziellen Gefahr ausgesetzt. Dagegen würde ich behaupten, dass der bewusste und sichere Umgang mit dem Internet schon einer Schulung bedürfte. Ich bin überzeugt, dass der Staat uns in den meisten Fällen nicht mit zusätzlichen Gesetzen schützen kann, sondern dass sich die Masse der Nutzer einfach weiterentwickeln muss, um das Internet bewusster und kritischer zu nutzen.

Viel Spaß mit Adzine!

Bild Arne Schulze-Geißler Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE