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EditorialGlobaler Anspruch mit Tücken

Jens von Rauchhaupt, 15. September 2011

„Leading the global digital business“, so kommuniziert die dmexco ihre eigene Rolle im digitalen Werbegeschehen. Dabei geht man in Köln gerade mal ins dritte Jahr. Sicherlich: die dmexco ist keine Hotel-Lobby Veranstaltung und gilt zu Recht als der hiesige Branchenhöhepunkt des Jahres. Gerade deshalb sollten sich die dmexco-Macher beim Konferenzprogramm primär am Entwicklungsstand des heimischen Marktes orientieren.

Die dmexco-Macher Frank Schneider, Christian Muche und ihr Team waren auch in diesem Jahr wieder mit ihrer Roadshow in London, Paris, Wien und Zürich unterwegs, um erfolgreich für die dmexco außerhalb Deutschlands zu werben. Internationale Medienpartnerschaften sollen zusätzlich für Gehör in den ausländischen Märkten sorgen, dafür hat es viel Aufklärungsarbeit in den letzten zwei Jahren gegenüber den US-Medien bedurft. „Die Amerikaner dachten ja lange, es handelt sich um eine weitere Hotel-Lobby-Veranstaltung. Inzwischen wissen sie aber um die Bedeutung der dmexco“, so ein Verantwortlicher aus dem dmexco Kommunikationsteam.

Aktuelle und relevante Themen haben die Branche und damit auch das dmexco-Konferenzprogramm zur Genüge zu bieten. Neben der auf breiter Front geforderten digitalen Kreativität bildet etwa das dynamische Media-Trading einen interessanten Schwerpunkt, da hier bedeutende Veränderungen in der Vermarktung und im Mediaeinkauf in den nächsten Jahren anstehen.

Völlig konsequent erscheint es daher, die Diskussion um die Verteilung der Werbemarktplätze bereits am ersten Kongresstag auf der Agenda zu haben. Die Auswahl der Panelteilnehmer lässt hiesige Marktteilnehmer allerdings größtenteils vermissen. Erst am zweiten Tag kommen auch zwei Vertreter aus Deutschland zu diesem Thema in der Congress Hall zu Wort.

Das ist ein wenig bedauerlich. Denn die Märkte in den USA, Großbritannien und Deutschland und dem restlichen Europa weisen völlig unterschiedliche Strukturen und Entwicklungsstadien auf. Während die Realtime-Bidding-Umsätze in den USA bereits signifikant sind und UK gerade das Momentum für Wachstum hat, steht Deutschland noch ganz am Anfang des Weges. Daher wären viele lokale Einschätzungen zu diesem Thema mindestens so wertvoll wie die der vier CEOs aus den USA, die uns in erster Linie für ihre Produkte sensibilisieren wollen.

Die nationalen Märkte funktionieren immer noch recht unterschiedlich und beherbergen auch verschiedene Mentalitäten. Zuweilen stellen die Markteilnehmer in den einzelnen Ländern somit auch unterschiedliche Ansprüche an Online-Maßnahmen. Das gilt nicht nur für den Fall des Ad Trading, sondern auch für viele andere Bereiche. Etwa beim Targeting ticken wir Europäer anders als die Amis.

Trotz der aktuellen Brisanz findet Datenschutz und ein drohendes Cookie-Opt-in für Europa  im Konferenzprogramm leider kaum Beachtung. Diese Themen sind vielleicht auch nicht unbedingt dienlich für die „Strahlkraft“ der Veranstaltung und der Branche. Mit internationaler Strahlkraft müssen wir uns bei Adzine weniger beschäftigen. Daher beleuchten wir in dieser Ausgabe die Rolle des Datenschutzes und das Bedürfnis nach Rechtssicherheit im Online-Dialogmarketing. Zudem gibt uns Daniel Rieber vom Marktforschungsunternehmen Interrogare einen interessanten Überblick zum derzeitigen Stand im Mobile Commerce.

Viel Spaß mit Adzine!

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