Am Dienstag fand in Hamburg die erste Ad Trader Conference statt. Es war der erste größere Event, der sich intensiv mit dem Thema des dynamischen Ein- und Verkaufs von digitaler Medialeistung auseinandergesetzt hat. Für die Adzine-Mannschaft war es gleichzeitig die erste Veranstaltung überhaupt, die wir ausgerichtet haben. Bei dem Thema „Ad Trading“ konnten wir uns aber einfach nicht zurückhalten.
Mich persönlich beschäftigt das Thema Automatisierung im Display-Markt schon, seitdem ich 1999 als Controller zu einem Online-Vermarkter kam und feststellen musste, dass dort das analoge Faxgerät das wichtigste Arbeitsgerät war. Von dort aus wurden Angebote abgeschickt und Aufträge empfangen.
In den folgenden Jahren haben wir uns viel mit den Prozessen beschäftigt, die den Workflow im eigenen Unternehmen optimiert haben. Was sich aber nie wirklich verändern ließ, war die Vereinfachung des Verkaufsprozesses, außerhalb der eigenen vier Wände. Dennoch war es für mich schwer begreiflich, wie viel manuelle Arbeitsleistung und Beratung in jeder noch so kleinen Kampagne steckte.
Mich interessierten doch in erster Linie die Pro-Kopf-Umsätze des Sales Teams am Monatsende und gar nicht so sehr, wie diese zustande gekommen waren. Wenn es keine Kampagnen gab, wurden Gegengeschäfte gemacht oder Eigenwerbung gezeigt. Jeder Publisher hatte seine eigenen Regeln, was im Falle von Leerlauf zu tun war. All dies musste mehr oder weniger manuell befolgt werden. Ad Networks waren für uns damals keine diskutable Option oder auch gar nicht existent und die Performance-Vermarktung durch uns von den meisten Publishern nicht gewollt.
Die Werbungtreibenden waren auch noch ganz andere, der Markt hatte gerade mal 200 Mio. Euro Nettovolumen, Profiltargeting befand sich noch in der Entstehung und Real Time Bidding war sowieso noch nicht erfunden. Wer Umsatz machen wollte, musste sich also mit den wichtigsten Einkaufsagenturen gut stellen und die Planer bearbeiten, also klassischer Anzeigenverkauf mit Zeit- und Regiotargeting. Es mag sein, dass sich im sogenannten Premiumsegment bis heute gar nicht so fürchterlich viel geändert hat. Was jedoch die Erlösoptimierung nicht direkt verkaufter Flächen angeht, haben wir mittlerweile echte Optionen, die auch zunehmend genutzt werden. Ich wäre der Erste gewesen, der sich in unserem Unternehmen für automatisierte Verfahren stark gemacht hätte, zumindest dafür, diese zu testen.
Heute sind die großen Vermarkter und auch die Publisher selbst wesentlich experimentierfreudiger geworden und fangen an, dynamische Modelle anzunehmen. Zum einen, weil sie natürlich die Funktion neuer Modelle testen möchten, andererseits aber auch, weil sie müssen. Vermutlich wird es gar nicht mehr so lange dauern, bis einzelne Advertiser und ihre Agenturen diktieren werden, auf welchen Plattformen Inventar verfügbar sein muss, wenn man als Publisher an den Werbebudgets partizipieren möchte, sei es dann über Festpreise oder Biddingverfahren.
Die Ad Trader Conference hat gezeigt, dass sich Agenturen wie auch Vermarkter intensiv mit dem Thema des Tradings und Real Time Biddings auseinandersetzen, denn sie waren in etwa zu gleichen Teilen in der 220 Personen starken Audience vertreten.
Viel Spaß mit Adzine!