Adzine Top-Stories per Newsletter

EditorialAuf zur Datendiskussion

Arne Schulze-Geißler, 13. Januar 2011

Kaum hat das Jahr angefangen und man hat sich mal so halbwegs durch den Wust von meist offensichtlichen Vorhersagen für 2011 gekämpft, da verteilt der Spiegel in seiner letzten Titelgeschichte „Die Unersättlichen - Milliarden-Geschäfte mit privaten Daten“ schon mal Kollektivschelte für Datensammler und die digitale Advertising Branche. Ich halte es grundsätzlich für unerlässlich, dass das Datenthema in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird und somit auch in Medien wie dem Spiegel. Leider ist es dem Redakteur aber nicht gelungen die komplexe Materie strukturiert zu vermitteln und ein differenziertes Bild der Beteiligten und der Verfahren zu zeichnen.

Leider bleibt es im Artikel meist bei der Aufzählung von unschönen Praktiken, Zusammenhänge und Hintergründe kommen dabei zu kurz. Man müsste die Materie tatsächlich mal in seine einzelnen Bestandteile zerlegen, wenn man den Anspruch hat, der Öffentlichkeit relevante Informationen zur Meinungsbildung zu liefern. So werden teilweise illegale Machenschaften im gleichen Atemzug genannt mit der Industrie, die auch in Zukunft dafür sorgen soll, dass Verlage auch weiterhin Redaktionen finanzieren und unterhalten können. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, die digitale Vernetzung und die Möglickeiten große Datenmengen zu erheben und zu nutzen ist Realität. Nun müssen wir lernen, damit umzugehen. An erster Stelle der Nutzer, daher ist es umso wichtiger, die Internetnutzer darüber aufzuklären, welchen Preis sie effektiv für die „freie“ Nutzung von Web-Angeboten und die Vernetzung mit Freunden zahlen. Wie schwierig dieses gesamte Thema zu vermitteln und zu verstehen ist, sieht man ja immer wieder, wenn man die politischen Vorhaben zur Schaffung von Rahmenbedingungen auf EU- Ebene zu diesem Thema verfolgt.

So heisst es beispielsweise in einem aktuellen Papier des EU-Parlaments zur Online Werbung: "Grundlage dieser Werbepraktiken sind Nutzerprofile, die auf einer intensiven Beobachtung von Einzelpersonen basieren. Diese personenscharfe und maßgeschneiderte Werbung wird über eine umfassende „Internetschnüffelei“ durch Auswertung von E-Mails, Nutzung sozialer Netzwerke und die Geolokalisierung erstellt." Diese Internetwerbung soll künftig eindeutig mit den Worten "verhaltensbezogene Werbung“ gekennzeichnet.... (Quelle: EU-Parlament;Dr Werner Langen, MdEP)

Man wird das Gefühl nicht los, dass auch die poltischen Gremien nicht ausreichend über Zusammenhänge aufgeklärt sind, als dass ihr Wissensstand ausreichen könnte, Richtlinien und Gesetze zu erlassen.

Wir legen mit unserem ersten Thema heute den Finger direkt in die Wunde und freuen uns über einen Gastbeitrag von Tim Gentry vom Guardian, der uns über seine Erfahrungen und Experimente mit dem Mediaverkauf über Real Time Bidding und Adexchanges berichtet. Bei diesen automatisierten Verfahren spielen die anonymen Nutzerdaten, die ein Publisher erheben kann, eine zentrale Rolle.

Viel Spaß mit Adzine, ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2011!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Gründer & Herausgeber ADZINE Arne gründete ADZINE im Jahr 2005 und begleitet seitdem zuerst als Chefredakteur, heute als Herausgeber mit einem Redaktionsteam die Entwicklungen im digitalen Mediageschäft, sowohl aus der Perspektive der Werbungtreibenden, wie auch der Medien und der Adtech-Provider. Neben der Publikation ADZINE hat Arne mehrere Fachkonferenzen initiiert wie die Adtrader Conference (heute: ADZINE CONNECT) und den Play Video Summit (heute CONNECT VIDEO) und den Mobile Advertising Summit.