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SOCIAL MEDIA - Editorial

Sozialer Druck

Arne Schulze-Geißler, 3. September 2009

Kämpfen Sie nicht auch mit der Müdigkeit, wenn mal wieder so ein selbst ernannter Social-Media-Evangelist seine Thesen vorträgt und dabei den Dialog mit dem Kunden predigt. Nachhaltige Beziehungen seien gefragt und dafür sollte man die Verbraucher durch Mehrwert und Dialog an Communities binden. Muss der Evangelist gerade keine Frage im Panel beantworten, twittert er natürlich, man will ja die Follower nicht im Unklaren lassen, mit welchem Flieger es abends nach Hause geht. Social Media ist doch super, alles total viral und buzzig und man kommt mit wenig Substanz aus. Kaum jemand hat Ahnung, aber viele haben gute Ratschläge.

Wenn man selbst aus einem Unternehmen kommt, in dem man schon immer die Kunden ernst genommen hat und schon seit Jahrzehnten erfolgreich Kundenbindung betreibt, dann fragt man sich doch wirklich, was dieses ganze Social Media Getue soll. Ständig poppen neue Baustellen und Experten auf, die einem erklären, wie wenig man weiß und dass man ohne digitale Social-Media-Kompetenz schon bald untergeht.

Es gilt sich nicht verrückt machen zu lassen. Firmen sollten sich durch die ganze Berichterstattung über Facebook und Twitter nicht einreden lassen, dass sie der Entwicklung hinterherlaufen. Es ist das kleinste Problem für die relevanten Abteilungen wie PR, Marketing und Vertrieb die entsprechenden Social-Media-Schnittstellen einzurichten. Die große Herausforderung liegt aber doch ganz woanders: Ist das Unternehmen überhaupt bereit und in der Lage, an so vielen Fronten zu kommunizieren. Gibt es Ziele, ein Konzept, einen Fahrplan und Inhalte, die man an die unterschiedlichen Gesprächspartner übermitteln möchte. Hat man überhaupt die internen Prozesse, um Feedback zu verarbeiten, hat man qualifizierte Leute, die man auf die Community Crowd loslassen kann, etc. ?

Es dürfte daher nicht schaden, sich die relevanten Tools und Plattformen für eine gewisse Zeit aus der Entfernung anzusehen und auch Mechanismen bei anderen zu analysieren, als planlos irgendwelche Communitys einzurichten, die dann auf dem Trockenen sitzen. Denn eines sollte man nicht vergessen: Die gehypten Social-Media-Kanäle, die als Marketing Tool dienen sollen, kommen selbst auch nicht ohne Marketing aus. Jede neue Baustelle braucht Aufmerksamkeit und Pflege. Ansonsten endet man bei uSocial und muss sich seine neuen Freunde und Fans für die Community kaufen.

Oder wer sich gar nicht erst mit dem Aufbau herumschlagen möchte, kauft gleich eine fertige Community inklusive der Mitglieder. Sowas gibt’s bei Booya!

In unserem ersten Artikel spielen Communities auch eine Rolle, nämlich im Gaming Umfeld. Gaming Communities haben eine große Tradition und werden meist von Spielern selbst ins Leben gerufen, um sich mit andern über Spiele und damit eben auch Produkte auszutauschen. So eine vom Nutzer initiierte Community ist wohl das, worauf  Marketingleute eigentlich hinarbeiten sollten.    

Viel Spaß mit Adzine!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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