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SOCIAL MEDIA - Editorial

Zwangstwittern für Politiker

Arne Schulze-Geißler, 12. Februar 2009

Politiker sind unter Druck, nicht nur weil sie bei den nächsten Wahlen besonders gut abschneiden möchten, sondern weil sie gleichzeitig beweisen wollen, dass sie es verstehen, mit neuen Medien umzugehen. Sie haben gelernt, sich selbst zu loben, in Interviews möglichst wenig zur Sache zu äußern, schlechte Nachrichten nett zu verpacken und sich in jedem Fall ein Hintertürchen offenzuhalten, um im Zweifelsfall auch noch das Gegenteil behaupten zu können.

Aktive Kommunikation von Parteien und Politikern hieß bisher, gut vorbereitete Statements vor der versammelten Presse kundzutun. Nun plötzlich wird ihre Glaubwürdigkeit und Innovationsfähigkeit daran gemessen, ob sie es verstehen, die interaktiven Kommunikationsmöglichkeiten des Webs auch spontan zu nutzen. Was die Amis können, kann auch für die deutschen Volksvertreter keine Hexenkunst sein. So bastelt jeder an seiner Internetseite, am YouTube-Kanal und Blog, also insgesamt an einem innovativen digitalen Image.  

Nielsen Media hat sich einmal die Mühe gemacht und die Rolle des Web 2.0 im Dialog zwischen Bundestagsabgeordneten und Bürgern anhand des Micro-Blogging-Dienstes Twitter untersucht. Dafür wurden von der 3. bis 6. Kalenderwoche alle Accounts herangezogen, denen eine Registrierung unter dem jeweils vollständigen Abgeordneten-Namen zugrunde lag.

Dabei zeigte sich eine recht unterschiedliche Nutzung des Kanals bei den Parteien. So wurde Twitter von insgesamt 68 der 612 Abgeordneten genutzt. Die SPD wies dabei die höchste Anzahl an Followern auf, insgesamt 3.594 Personen abonnierten den Info-Dienst der SPD-Politiker.

Guido Westerwelle scheint seiner Mannschaft das Twittern zwangsverordnet zu haben, denn die FDP ist mit einem Nutzungsanteil von 74 Prozent die twitterfreudigste Partei. Inhaltlich sind jedoch die Grünen am aktivsten, allen voran Volker Beck, der auch sonst digital auf der Höhe ist. Etwas verhaltener, vermutlich noch abwartend, analysierend zeigt sich die Bundestagsfraktion der CDU/CSU, es ist ja noch etwas Zeit. Die Linke hatte zum Zeitpunkt der Erhebung noch kein Account, das wird doch keine Blockade sein. Jetzt habe ich mir gerade angeschaut, was Franz Müntefering so zu sagen hat. Nicht viel. Nach dreimonatiger Twitterabstinenz hat er vermutlich gestern den Hinweis von seinem Wahlkampfmanager Kajo Wasserhövel bekommen, mal wieder etwas Volksnahes zum Besten zu geben. Denn gestern hat er wieder angefangen:

Kanäle gibt es genug, jetzt dürfen die Follower nur noch auf mitreißende Statements und Themen warten, oder sind sie am Ende selbst gefragt?

Bei Adzine geht es heute um Mobile Marketing und Ad-Serving.

Viel Spaß dabei!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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