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ANALYTICS

Italiener wollen Mobile Analytics

Karsten Zunke, 29. Januar 2009

Der Webanalyse-Anbieter Nedstat ist in Deutschland, Frankreich, Spanien, Niederlande, Großbritannien und Belgien mit eigenen Niederlassungen und Fullservice präsent – bietet dort Consulting, Weiterbildung und Support vor Ort. Kunden in Italien, Skandinavien und weiteren europäischen Ländern werden von der niederländischen Zentrale in Amsterdam betreut.
Ralf Haberich verantwortet seit Ende vergangenen Jahres das europäische Marketing des internationalen Webanalytics-Anbieters. ADZINE spricht mit ihm über den Status quo des europäischen Webanalyse-Marktes, regionale Unterschiede und ganz persönliche Herausforderungen.

Herr Haberich, wird Webanalytics in Krisenzeiten besonders nachgefragt oder haben die Unternehmen jetzt Wichtigeres zu tun, als ihre Website-Besucher zu tracken?

Haberich: In wirtschaftlich schlechten Zeiten werden überall Marketing-Budgets gekürzt, das ist die zu beobachtende erste kurzfristige Reaktion. Aber Online-Marketing ist davon in der Regel als Letztes betroffen. Oft werden Budgets auch von Print und TV ins Internet umgeschichtet. Controlling spielt in unsicheren Zeiten ohnehin eine große Rolle. Wir sind daher optimistisch und spüren die Krise nur marginal, zum Beispiel durch leichte Verschiebungen im Zeitplan der Kunden. Die Online-Analyse punktet in schlechten Zeiten erfahrungsgemäß deutlich vor Image und Branding. Daher brechen auch die Anfragen an unseren Service nicht ab.

Welchen Stellenwert hat Webanalytics in Europa?

Haberich: Früher kümmerte sich der Marketingleiter um Webanalytics, dann war es Aufgabe des Online-Marketing-Managers. Mittlerweile etabliert sich der sogenannte Webanalytics-Manager als neues Jobprofil. Je größer eine Firma ist, desto häufiger trifft man auf ihn. Diese Experten verantworten in den Unternehmen das komplette Thema Controlling im Internet. Vor allem in UK und den Niederlanden, aber auch in Deutschland lässt sich diese Entwicklung beobachten.

Welche länderspezifischen Feinheiten gibt es in Europa?

Ralf Haberich, Nedstat

Haberich: Europa ist in Sachen Webanalytics sehr heterogen. In Italien gibt es zum Beispiel eine große Nachfrage nach Mobile Analytics. Dort geht der Trend bereits zum Dritthandy. Es wird daher viel Mobile-Marketing betrieben, entsprechend hoch ist das Potenzial für Webanalytics. In UK wiederum fordern die Kunden verstärkt, Online- mit Offline-Daten zu verbinden. Ziel ist es dort, eine komplette Business-Intelligence-Lösung zu erhalten, die den Erfolg von Offline-Maßnahmen direkt mit Online-Maßnahmen verlinkt und auf einer Analyse-Plattform messbar und bewertbar macht. Eine Anforderung, die in jedem Land an Relevanz gewinnen wird.

… was heißt das konkret?

Haberich: Das heißt, dass man unter anderem versucht, die Wirkung klassischer Mailings oder den Erfolg von Printanzeigen zu messen, indem man die Reaktionen im Internet misst. Dazu werden beispielsweise Landingpages im Web programmiert, deren Adresse nur in einem klassischen Print-Mailing kommuniziert wird. So kann man letztlich Offline-Aktionen online analysieren. Der Wunsch nach Einsicht in Offline-Relevanz ist nicht neu, kann aber nun mit Online-Analysen erreicht werden.

Welche Rolle spielen die rechtlichen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern für die Affinität der Werbungtreibenden zu Webanalytics?

Haberich: Die Datenschutzbestimmungen sind in Deutschland und UK besonders streng. In Skandinavien und Italien ist das Thema nicht so forciert. Aber das hat keinen direkten Einfluss auf die Affinität Werbungtreibender zu Webanalytics. Im Gegenteil: Dort, wo der Datenschutz schon intensiv diskutiert wurde und geregelt ist, werden Webanalyse-Lösungen von Werbungtreibenden besonders häufig eingesetzt.

Welches Potenzial hat Webanalytics in Europa und wie unterscheiden sich die einzelnen Länder?

Haberich: Exakte Erhebungen gibt es leider nicht, lediglich Schätzungen von Markt-Insidern. Insgesamt hat der europäische Webanalytics-Markt wahrscheinlich ein Volumen von 500 bis 600 Millionen Euro. Für Spanien schätze ich das aktuelle Marktvolumen von Webanalytics auf mindestens zehn Millionen Euro Gesamtumsatz, in den Niederlanden 20 bis 25 Millionen und für den kompletten skandinavischen Markt gehen wir von einem Gesamtvolumen von circa 250 Millionen Euro aus. Hier ist man schon weit entwickelt. Für UK gehen Studien von 80 Millionen britischen Pfund aus.

Und wo steht Deutschland?

Haberich: Den deutschen Markt schätze ich auf eine Größe von 35 Millionen Euro. Andere Schätzungen gehen von bis zu 100 Millionen aus, wir sind hier realistischer.

Wie viel Anteil möchten sie von diesem Kuchen abhaben?

Haberich: In Deutschland haben wir einen deutlich zweistelligen Marktanteil, für Europa sind wir nach unseren eigenen Schätzungen weiterhin Marktführer und wollen diese Position stärken und ausbauen.

Wohin geht der Trend?

Haberich: Vor etwa einem Jahr kam Video-Analyse stark auf. Das ist heute zwar kein Hype mehr, aber der Bedarf an entsprechenden Lösungen ist immer noch sehr groß. In Italien, aber auch in Deutschland beobachten wir eine deutliche Nachfrage für Mobile Analytics. Außerdem wird multivariates Testing in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Ein Bereich, mit dem Nedstat sich bereits intensiv beschäftigt.

Sie verantworten seit Ende 2008 das europäische Marketing von Nedstat. Was bedeutet das für die persönlich?

Haberich: Mein Team ist größer und die Aufgaben umfassender geworden. Die strategischen Gesichtspunkte werden dabei noch wichtiger. Es gilt, die einzelnen Länder zu einer gesamteuropäischen Aussage zu verbinden.
 
Und die Reisewege?

Haberich: Die sind nun natürlich länger und Reisen häufiger. Ich bin beispielsweise Ende Januar und den kompletten Februar kaum im Büro, da ich unsere europäischen Niederlassungen besuche, Marketingpläne abstimme, vor Ort die Marketingaktionen bespreche und das Ganze dann unter europäischen Gesichtspunkten bewerte. In jedem Land habe ich jedoch Mitarbeiter, die mich sehr gut unterstützen und auch den Markt seit Jahren kennen. Es ist eine sehr spannende und großartige Aufgabe.

Vielen Dank für das Gespräch.

Über den Autor/die Autorin:

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