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eBay vermarktet Suchergebnisse

Andreas Habel, 17. November 2005

Das Unternehmen begann als Internet-Auktionshaus und mausert sich immer mehr zum Online-Allround-Anbieter: eBay hat mit shopping.com nun auch in Deutschland einen Suchdienst für Produkte und Preise gestartet. Als Erlösmodell setzen die Amerikaner auf Cost-Per-Click.

Geiz ist geil, das Internet auch – da sind sich Meinungsforscher und Werber einig. Kein Wunder, dass Einkaufsberater und Preisvergleichsportale im Web wie Pilze aus dem Boden schießen. Jüngster Spross hierzulande ist shopping.com. Das Portal gehört seit Sommer diesen Jahres zu eBay, vor zwei Wochen ging es in Deutschland an den Start. Nun können potenzielle Käufer über die eBay-Tochter Produkte suchen und Preise vergleichen.

Beobachter betrachten dies als Frontalangriff auf die Suchdienste Google und Yahoo, die ihrerseits mit Froogle und Kelkoo ebenfalls Shopping-Portale betreiben. Und die Suchmaschinen-Veteranen sollen nun mit den eigenen Waffen geschlagen werden – mit einem Cost-Per-Click-Modell. Wer bei shopping.com vom Schnäppchenjäger angeklickt wird, zahlt. Im Gegensatz zum klassischen Keyword-Advertising müssen hier alle Anbieter einer Kategorie den gleichen Klickpreis berappen. Lediglich die ersten drei Plätze der Suchergebnisse werden in einem gesonderten Bieterverfahren versteigert und als Anzeige gekennzeichnet.

"Wir nehmen den Markteintritt ernst"

Mit diesem Modell platzt shopping.com in einen Markt, in dem bisher mehr gerangelt als ernsthaft ausgeteilt wurde. Schließlich sind die Filetstücke bereits vergeben, die Reviere abgesteckt. Dachte man zumindest. Dass eBay nicht kleckert, sondern klotzt, ist bekannt. Dass shopping.com zum Marktführer in Deutschland aufsteigen soll, war daher zu erwarten. Auch wenn Kelkoo und Froogle dank starker Muttergesellschaften voraussichtlich gegenhalten können – für Preistrend, Getprice, Guenstiger.de, Billiger.de, Geizhals und Co. dürfte die Luft dünner werden.

So hält man sich bei Billiger.de bereits auffallend bedeckt. Noch im Juli dieses Jahres hatten die Betreiber – das Portal gehört zur solute GmbH – verkündet, man strebe mit dem Preisvergleichsdienst die Marktführerschaft in Deutschland an. Jetzt fand sich niemand, der zu der neuen Markt-Situation Stellung nehmen konnte. Andere Anbieter wollen direkt reagieren: Man habe keine Angst, im Konzert der Schwergewichte unter zu gehen, erklärt Philipp Hartmann, Geschäftsführer von Guenstiger.de, gegenüber ADZINE. "Trotzdem nehmen wir den Markteintritt des neuen Wettbewerbers durchaus ernst." Um sich der neuen Konkurrenz zu erwehren, will man eigene Qualitäten in Zukunft deutlicher herausstellen. "Noch in diesem Monat werden wir unserem Web-Auftritt einen kompletten Relaunch mit verschiedenen neuen Features verpassen", kündigt Hartmann als Reaktion an.

Viele der kleinen Anbieter können zudem davon profitieren, dass sie bereits einen festen Stamm an Online-Werbekunden haben. Guenstiger.de finanziert sich beispielsweise ausschließlich über klar gekennzeichnete Werbung und nicht über Händler-Provisionen. "Wir sind somit im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern händlerunabhängig und neutral", sagt Hartmann und ergänzt: "Bei uns können sich Händler grundsätzlich nicht auf die vorderen Plätze der Suchliste einkaufen."
Aber shopping.com finanziert sich nicht ausschließlich über das Click-Modell, sondern vermarktet zusätzlich die Online-Werbeflächen auf den Ergebnisseiten. Jedoch gibt es bisher nur sehr spärliche Werbung auf dem Portal. Die Startseite soll sogar absichtlich anzeigenfrei gehalten werden.

Während Froogle von Google Adwords profitiert und Yahoo die Werbeflächen für Kelkoo vermarktet, erfolgt die Vermarktung von shopping.com in Eigenregie. Unter anderem soll ein Brandingprogramm Werbekunden locken, bei dem komplette Produkt-Kategorien gebucht werden können.

Schlau-Shops für Argwöhner

Das Angebot von Shopping.com umfasst die ganze Breite des Einzelhandels: Ob Kühlschrank, Bohrmaschine oder MP3-Player. Mehr als zwei Millionen Produkte sind in 13 Kategorien gelistet. In den USA zählen mehr als 95 Prozent der 300 größten Einzelhändler zu den Partnern. In Deutschland startet der Dienst mit großen Händlern wie Douglas, Otto, ProMarkt und Quelle, aber auch kleineren Spezialisten wie CD Wow! oder Weinversand.de.

Für die Nutzer des Portals verspricht der Newcomer mehr Suchkomfort bei der Online-Schnäppchenjagd als bei anderen Anbietern: "Das Geheimnis von Shopping.com ist, dass wir die Angebotsfülle des Internets für jedermann beherrschbar machen", sagt Dr. Helmut Becker, Country Manager von Shopping.com Deutschland. In der Tat: Wer einen Blick auf die Oberfläche des Suchdienstes wirft, findet einen aufgeräumten und vor allem übersichtlichen Desktop vor. Die Suche nach bestimmten Produkten lässt sich schrittweise eingrenzen. Die Preise werden meist inklusive Lieferkosten und Verfügbarkeit angegeben. Auf den zweiten Blick werden klare Unterschiede zum Wettbewerb deutlich.

Die ersten drei Treffer sind die bezahlten Anzeigen. Dann folgen die so genannten Schlau-Shops mit absteigendem Preis. Und dann erst werden die "normalen" Anbieter gelistet. Die Schlau-Shops sind besonders vertrauenswürdig, das Prädikat kann nicht gekauft werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Online-Shop das Gütesiegel "Trusted Shops" trägt und zusätzliche Qualitätskriterien von shopping.com erfüllt, beispielsweise genaue Angaben zu Preisen, Versand und Verfügbarkeit macht und Garantien und Rückgabemöglichkeiten anbietet.
Zudem muss der Shop eine hohe Bewertung durch die Kunden vorweisen können. Damit drückt eBay dieser Produktsuche seinen Stempel auf. Schließlich haben sich die Händlerbewertungen im Auktionsgeschäft bestens bewährt. Nun sollen sie helfen, auch diese 620-Millionen-Dollar-Investition zum Erfolg zu führen.

Bild Andreas Habel Über den Autor/die Autorin:

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