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MOBILE
RNTS Media hat große Pläne mit Fyber

Jens von Rauchhaupt
Bild:envfx, dollarphotoclub.com

Im Jahr 2014 wurde Sponsorpay in Fyber umfirmiert. Das Ziel: Die Schaffung einer übergeordneten und internationalen Monetarisierungsplattform, über die App-Publisher ihr Inventar dem programmatischen Einkauf zur Verfügung stellen. Was dabei für Fyber offenbar besonders zählt, ist „Scale“, wie Fyber-Mitbegründer und COO Janis Zech in unserem Interview sagt. RNTS Media, der Mutterkonzern von Fyber, hat dazu erst die US-amerikanische Mobile SSP Heyzap und nun die Mobile SSP und Ad Exchange Inneractive übernommen.

Inneractive aus Israel betreibt einen internationalen Marktplatz für mobile Werbung, spezialisiert auf Mobile-Display-, Native- und Videoformate. Insgesamt legte RNTS Media für die beiden Akquisitionen 91 Mio. US Dollar auf den Tisch. Im Gegenzug verfügt RNTS Media nun in der Summe über 1 Mrd. monthly active Users (MAUs), auf die Advertiser jetzt programmatisch zugreifen können.

Adzine: Herr Zech, bevor wir zu Inneractive kommen, ist Fyber eigentlich schon selbst eine Ad Exchange? Bisher war doch Fyber im Kern eine Mobile SSP und Mediation-Plattform für App-Publisher, oder?

Janis Zech: Unsere Fyber-Plattform besteht aus mehreren Produkten. Neben dem SSP- bzw. Mediation-Layer haben wir eine Exchange mit Schwerpunkt Video-Advertising entwickelt und wir werden noch in Kürze weitere Produkte launchen.

Adzine: Wozu war es dann noch nötig, Inneractive zu übernehmen, wenn Fyber diese Funktionen doch schon selbst im Angebot hatte?

Janis Zech

Zech: Inneractive ist eine extrem schnell wachsende Firma, die insbesondere mit ihrem RTB Exchange im Mobile-Display-Bereich gewachsen ist und auch nach und nach mehr Traction mit Video- und Native-Formaten bekommen hat. Es gibt eigentlich zwei Hauptgründe für die Akquisition: Unsere Fyber-Plattform hat ihren Schwerpunkt bisher auf Freemium-Apps aus den Bereichen Mobile Games, Social Networking und Communication, während die Apps, die bei Inneractive angeschlossen sind, eher zu den Segmenten Entertainment, Productivity, News und Utility zählen. Zum anderen sind wir der Meinung, dass langfristig „Scale“ zählt, also die Menge an Unique Usern und Impressions für uns wichtig wird. Inneractive mit seinen 630 Mio. monthly Actives und Fyber mit seinen 540 Mio. monthly Actives passen da sehr gut zusammen, um letztendlich den verschiedenen Einkäufern ein breites Inventarangebot zur Verfügung zu stellen.

Adzine: Ist geplant, Fyber und Inneractive zusammenzulegen?

Zech: Langfristig arbeiten wir an einer gemeinsamen Plattform, kurzfristig glauben wir aber, dass wir beide Unternehmen getrennt wachsen lassen. Wir werden aber gezielt schon jetzt auf Synergien setzen, da wo es Sinn macht. Aber ja, die Vision ist, in drei bis fünf Jahren eine integrierte Plattform zu bauen, die verschiedenste Publisher-Verticals adressiert und so den App-Publishern die bestmögliche Monetarisierung gewährleistet.

Adzine: Beschränkt sich diese zukünftige gemeinsame Exchange nur auf App-Inventar?

Zech: Fyber und Inneractive haben ihren Schwerpunkt größtenteils auf App-Inventar. Wir haben aber letztes Jahr die Falk Realtime übernommen, d. h., wir haben schon jetzt eine SSP und ein Adserving Offering, das sich an Desktop-Publisher richtet. Wir beschränken uns also nicht nur auf Apps. Zukünftig wollen wir auch Mobile-Webseiten und Desktop-Inventar in die Plattform integrieren.

Adzine: Warum kauft RNTS Media eher im Ausland ein, gibt es keine interessanten deutschen Firmen im Bereich Mobile Programmatic?

Zech: Wir suchen Unternehmen, die zu unserer Strategie passen, und Inneractive entwickelt sich derzeit sehr dynamisch. Im Übrigen sind wir in Richtung Standort der Unternehmen völlig offen, solange wir uns vorstellen können, dass wir gut mit den Gründern oder Geschäftsführern zusammenarbeiten können. Das ist eigentlich mit das Wichtigste, denn der Erfolg einer Akquisition entscheidet sich immer erst zwei bis drei Jahren nach der Übernahme.

Adzine: Fyber und Inneractive bieten programmatische Lösungen für die Angebotsseite. Wird bei RNTS Media auch darüber nachgedacht, Plattformprodukte für die Einkaufsseite zu entwickeln?

Zech: Wir glauben, dass die Interessen der Angebotsseite und die der Nachfrageseite gegenläufig sind. Entsprechend haben wir mit unseren Plattformen den Fokus ausschließlich auf die Angebotsseite gerichtet.

Adzine: Herr Zech, vielen Dank für das Gespräch.

Update vom 11. März: Fyber integriert Falk Realtime

Gestern Abend gab Fyber noch bekannt, dass sie den Falk Realtime Ad Server in die Fyber Plattform integriert haben, um den App Publishern erweiterte Funktionen bieten zu können. Gemeint sind beispielsweise SDK-unabhängiger Direktverkäufe des Inventars über ein Self-Service Oberfläche sowie Cross-Promotion-Kampagnen.

Grafik: Presse: Fyber/RNTS Media

Die konkreten Vorteile für Mobile-Entwickler und App Publisher seien laut Fyber::

● Sie können direkte Verträge und Kampagnen mit Werbenetzwerken, Werbekunden und Mediaagenturen aufsetzen und diese verwalten, ohne ein neues SDK (Software Developer Kit) integrieren zu müssen.

● Sie können User innerhalb ihres Portfolios über Cross-Promotion-Kampagnen mehrfach ansprechen, um neue Apps zu bewerben und das Interesse von relevanten Usern an den Apps zu steigern.

● Sie erhalten detaillierte Kontrollmöglichkeiten und mehr Flexibilität im Hinblick auf Kampagnenmanagement, inklusive Targeting, Pacing, Pricing und Testen von Werbemitteln.

● Sie können Wettbewerb zwischen den drei Plattform-Produkten Mediation, Exchange und Ad Serving von Fyber kreieren und dadurch die Gesamtumsätze erhöhen.

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DIGITAL MARKETING
Marketing Clouds: Die Großen auf Einkaufstour

Frederik Timm
Bild: Sergey Nivens - Dollarphotoclub.com

Adobe, IBM, Oracle, … Die großen Softwarefirmen konzentrieren sich immer mehr auf das digitale Marketing. Durch teils expansive Einkaufspolitik vereinen diese Unternehmen immer mehr Firmen aus Data und Targeting, Social Media, Content und weiteren Bereichen des Marketings unter ihren Dächern. Dies führt zu einer fortschreitenden Konsolidierung der Anbieterlandschaft der Lösungsanbieter im Marketing. Im Zentrum der Marketinglösungen der Großen steht immer die Cloud.

IBM, der Vordenker

IBM war das erste Unternehmen, das öffentlich über die Bildung eines integrierten Marketing-Hubs gesprochen hat. 2011 hat das Unternehmen in einer CMO-Umfrage dieses Thema aufgebracht, danach allerdings nicht weiterverfolgt. Kurz zuvor, im Jahr 2010, hat IBM die cloudbasierte Marketingsoftwareplattform Unica aufgekauft. Die Plattform, die sich hauptsächlich auf E-Mail-Marketing konzentriert, konnte jedoch nur im weitesten Sinne dem gerecht werden, was heutzutage als Marketing-Cloud zählt. Erst 2014 hat „Big Blue“ dann für 270 Millionen US-Dollar die Marketingsoftwareplattform Silverpop übernommen, die dem Unternehmen eine erste richtige Marketing-Cloud-Lösung verschafft hat. Der eigentliche Clou an Silverpop: Die damit verbundenen Partner und Digitalagenturen konnten für die Kunden von IBM das Marketing übernehmen.

Auch IBM’s künstliche Intelligenz (KI) „Watson“ ist ein wichtiger Bestandteil des Marketingangebots von IBM geworden. „Watson“ ist ein Computersystem, das die menschliche Sprache versteht, durch Interaktion lernt sowie Daten analysieren und Antworten für bessere Ergebnisse liefern kann. Im Moment wird die KI hauptsächlich zu Analysezwecken für Unternehmen genutzt. Doch auch wenn die Verzahnung von intelligenten Programmen und Marketing noch in seinen Kinderschuhen steckt, wartet viel Potenzial darauf ausgeschöpft zu werden.

Nicht nur ein Eisen im Feuer

Neben der Marketing-Cloud-Lösung, die ihnen Silverpop bietet, hat IBM auch noch andere Eisen im Digitalmarketingfeuer. Erst kürzlich machte das Unternehmen auf sich aufmerksam, als es die zwei alteingesessenen Digitalagenturen Aperto und ecx.io aus Deutschland aufgekauft hat. Kurz davor wurde auch in den USA Resource/Ammirati, eine weitere Digitalagentur, geschluckt. Alle drei Agenturen sollen Teil von IBMs wachsender Digitalagentur Interactive Experience (IBM iX) werden. IBM verschafft sich durch die Einkäufe neue Firmenkunden, die bereits mit den Digitalagenturen zusammenarbeiten. Zu Apertos Kunden zählen unter anderem VW, Siemens und die Airbus Group. Zudem kreiert IBM einen weiteren Touchpoint zu den Unternehmen, die entweder sowieso schon mit IBM an anderen Projekten arbeiten oder die potenzielle Neukunden für andere Bereiche als die digitale Werbung werden könnten und durch die Arbeit mit Aperto nun einen Zugang zu IBM finden. Im Gegenzug erhält Aperto Zugriff auf Analysemöglichkeiten und „kognitive“ Daten, die IBM und dessen künstliche Intelligenz Watson liefern können.

Oracle, der Aufholer

Sebastian Fleischmann, Bild: Sebastian Fleischmann

Der Software- und Cloud-Anbieter Oracle ist etwas später als seine Konkurrenz in das digitale Marketing eingestiegen, hat es jedoch durch eine expansive Einkaufstrategie geschafft, aufzuholen und sich im digitalen Marketing breitgefächert aufzustellen. Zu den wohl wichtigsten Einkäufen von Oracle gehören die Unternehmen Responsys und Eloqua, zwei US-Softwareanbieter, die sich auf cloudbasierte B2C- (Responsys) und B2B- (Eloqua) Marketingsoftwarelösungen konzentrieren. Die beiden Unternehmen gehören zu den ersten und auch größten Akquisitionen von Oracle und bilden zugleich das Zentrum der Marketing-Cloud. Daran angeschlossen sind Unternehmen wie Maxymizer für Targeting und Analyse, Compendium für Content-Marketing sowie die Data-Management-Plattformen (DMP) BlueKai und DataLogix.

Oracle möchte seinen Kunden damit eine umfassende Marketinglösung bieten, die die Bereiche Commerce, Sales, Service, Social und die Marketing-Cloud umfasst, womit Kunden ihr Marketing über eine Plattform steuern können. Sebastian Fleischmann, Sales Director Oracle Marketing-Cloud, betont: „Bei der Marketing-Cloud von Oracle handelt es sich um ein offenes System. Kunden können entweder die komplette Cloud als allumfassende Lösung buchen oder einzelne Angebote daraus wahrnehmen. Wir konzentrieren uns auf eine tiefgreifende Verbindung von Advertising- und Marketingtechnologie.“

Illustration: Cartoonresource - Dollarphotoclub.com

Adobe, der Vorreiter

Adobe ist von allen Kontrahenten am längsten auf dem digitalen Marketingmarkt. Schon im Jahr 2009 haben sie mit dem Kauf der Marketing- und Web-Analyse-Plattform Omniture damit begonnen, ihr Konzept von einer integrierten Marketing-Cloud aufzubauen. Stefan Ropers, Managing Director Central Europe von Adobe, sagt dazu: „Die Akquisition von Omniture – heute Adobe Analytics genannt – stellt die Geburtsstunde der Adobe Marketing-Cloud dar.“ Analytics bietet nun im Bereich Big Data den Adobe-Kunden die Möglichkeit, die Nutzer ihrer Webseiten nach demographischen Gruppen sowie nach ihrem Online-Verhalten einzuordnen.

Über Jahre hinweg hat Adobe das eigene Angebot ausgebaut und immer wieder durch Übernahmen von Unternehmen ergänzt, die von den Daten aus Analytics profitieren. Zu ihrem Angebot zählen unter anderem die DMP Audience Manager, Target für Analyse und Targeting, das Social-Media-Tool Social sowie Campaign für Cross-Channel-Kampagnenmanagement, das durch die Übernahme des Marketingtechnologieanbieters Neolane entstanden ist. Für das Content-Management zeichnet Experience Manager verantwortlich und Media Optimizer soll die Performance der Mediakampagnen optimieren.

Stefan Ropers, Bild: Adobe Presse

Der Fokus von Adobe liegt dabei auf den Bereichen Content und Data. Stefan Ropers geht näher darauf ein: „Das Thema Content ist traditionell ein Adobe-Thema. Wir sehen in der Verbindung von Content und Data die Zukunft. Wir machen von der kreativen Ecke die Erweiterung in den digitalen Markt. Das Thema Daten, in Verbindung mit Adobe Analytics und den weiteren Lösungen der Marketing-Cloud, betreiben wir jetzt seit mittlerweile sechs Jahre intensiv und haben hier einen tiefen Kunden-Footprint.“

IBM hat es neben seiner Marketing-Cloud geschafft, sich mit einer Digitalagentur zu profilieren. Bei Adobe sucht man ebenfalls nach neuen Wegen, wenn auch in anderen Richtungen. Ropers sagt dazu: „Es gibt natürlich alle möglichen Bereiche, in die Adobe sich weiterentwickelt. Ich würde allerdings bezweifeln, dass die Übernahme von Digitalagenturen dazugehört.“

Die Expansionsstrategien zeigen, dass der Bereich des digitalen Marketings und Advertisings immer mehr von den Großen beherrscht wird. Ropers erklärt: „Wir haben uns einen sehr attraktiven Markt ausgesucht, der, wie wir schätzen, etwa 30 Milliarden US-Dollar groß ist. Es ist klar, dass die Großen nicht versäumen wollen, ihren Anteil zu bekommen. Der Markt wird sich weiter konsolidieren“, ist sich Ropers sicher.

Neben IBM, Oracle und Adobe darf man jedoch auch andere große Player, wie Salesforce, SAP und Teradata, nicht vergessen. Denn der Markt für Marketing-Solutions ist kundenseitig noch nicht voll entwickelt.

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